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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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kommunistische Jugoslawien vor sich hin. Die Russen waren inzwischen fort, und die Moslems waren entweder getötet oder zu Flüchtlingen gemacht worden.
    Gazich blickte auf den Toten hinunter und unterdrückte den Drang, ihn anzuspucken. Es wäre nicht klug gewesen, seine DNA am Tatort zu hinterlassen. Er hatte den Mann mitten ins Herz geschossen und ihm dann noch eine Kugel verpasst, weil er so wütend war. Noch lieber hätte er ihm in den Kopf geschossen, aber in Anbetracht der vielen Leute wäre das nicht ratsam gewesen. Der Kerl roch sogar russisch – nach billigem Rasierwasser und filterlosen Zigaretten.
    »Was bist du … KGB oder Mafia? Nicht dass das ein großer Unterschied wäre. Ich sollte dir noch eine Kugel verpassen«, murmelte Gazich.
    Er hätte nicht sagen können, was ihn wütender machte – die Nationalität des Kerls oder die Tatsache, dass die Leute, die ihn für den Anschlag in den Staaten angeheuert hatten, ihn so gering einschätzten, dass sie einen Russen herschickten, um ihn auszuschalten. Gazich zog an seiner Zigarette und steckte den Schalldämpfer der Waffe unauffällig in seinen Hosenbund. Mit der rechten Hand zog er seine Jacke über die Pistole. Er sah ein kleines Funkgerät auf dem Sitz liegen und beschloss, dass er es gut gebrauchen konnte. Nachdem er es ebenfalls eingesteckt hatte, richtete er sich auf und trat einen Schritt zurück. Er winkte dem Toten zum Abschied, schob die Waffe noch etwas tiefer in den Hosenbund, blickte kurz zu dem Hotel auf der anderen Straßenseite hinauf und ging weg. Ungefähr in jedem zweiten Zimmer brannte Licht.
    Gazich hatte zuvor heimlich den Caféinhaber in seinem Haus besucht. Er schlich sich durch den Garten hinter dem Haus, obwohl er bezweifelte, dass die Russen genug Leute hatten, um sowohl sein Büro als auch das Haus des Alten zu überwachen. Gazich versicherte Andreas, dass es ihm leid tue, dass er in die Sache verwickelt wurde. Andreas nahm die Entschuldigung an und war sofort bereit, alles zu tun, um diese Russen loszuwerden. Er erzählte Gazich alles, was er über sie wusste, einschließlich der Tatsache, dass sie zwei Zimmer im zweiten Stock des Hotels gegenüber hatten.
    Gazich suchte die Fenster kurz ab und stellte fest, dass die Kerle genauso faul waren, wie er vermutet hatte. Offenbar gab es niemanden, der die Straße im Auge behielt. Bei diesen Russen bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie schon betrunken waren. Der Bosnier steckte die Hände in die Taschen und stapfte zornig die Straße hinunter. Er verspürte den Drang, direkt ins Hotel zu marschieren, die Tür einzutreten und ihnen eine Kugel in den Kopf zu jagen – aber so verlockend der Gedanke auch war, er musste zuerst mit ihnen sprechen. Er musste herausfinden, wer sie geschickt hatte.
    Zwei Türen weiter trat Gazich in ein Wohnhaus ein und stieg ins oberste Stockwerk hinauf. An der Rückseite des Gebäudes, in einem Wartungsraum, war eine Metallleiter an der Wand befestigt. Gazich kletterte hinauf und öffnete die Luke, die zum Dach führte. Er zog sich hinauf, schloss die Luke und machte sich vorsichtig auf den Weg zu seinem Haus. Er blieb tief geduckt, nicht weil er Angst hatte, dass ihn jemand sehen könnte, sondern weil er vermeiden wollte, in eine Wäscheleine zu laufen. Eine Minute später kniete er neben der Dachluke seines Hauses. Gazich hob sie an, stieg in die Dunkelheit hinunter und schloss die Luke hinter sich. Er befand sich auf dem Gang im hinteren Bereich des Gebäudes. Während er zur Vorderseite wechselte, zog er sein Handy hervor und wählte die Nummer des Cafés. Nach mehrmaligem Klingeln meldete sich eine der Töchter des Hauses, und eine halbe Minute später hatte er den Chef persönlich am Telefon.
    »Hallo?«, meldete sich der Alte.
    Andreas hatte ihm erzählt, dass die Telefone abgehört wurden, aber das war Gazich im Moment egal. »Andreas, ich bin’s, Alexander. Wie geht es dir?« Gazich steckte den Schlüssel ins Schloss seiner Bürotür und öffnete sie.
    »Gut, mein Freund. Kommst du mich besuchen?«
    »Ja. Ich bin schon in meinem Büro.« Gazich schaltete das Licht ein. »Ich muss noch ein bisschen arbeiten, dann komme ich auf einen Drink hinunter.«
    »Gut. Dann sehen wir uns ja.«
    Gazich beendete das Gespräch und blickte sich in seinem Büro um. Es war nicht alles so, wie er es verlassen hatte. Sie hatten versucht, alles wieder an seinen Platz zu stellen, aber auch dafür waren sie zu schlampig gewesen. Außerdem konnte er den Rauch

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