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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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diszipliniert waren wie er. Möglicherweise saßen sie irgendwo bei aufgedrehtem Licht und sahen fern, während sie darauf warteten, dass sich der Mann im Auto meldete, sobald die Zielperson auftauchte. Rapp trat an den Rand des Fensters und blickte auf das Auto hinunter. Da war immer noch die dunkle Gestalt des Toten auf dem Beifahrersitz. Nichts hatte sich verändert. Niemand war zum Wagen gekommen, um nachzusehen. Mit dem linken Auge spähte Rapp am Vorhang vorbei auf das Dach des Hauses hinüber, das Gazich vor wenigen Minuten betreten hatte. Alles sah ganz normal aus. Man musste jedoch bedenken, dass es einem guten Scharfschützen nicht schwerfallen würde, seine Position verborgen zu halten. Rapp überlegte, ob die beiden anderen Typen vielleicht schon tot waren. Wenn der Winkel stimmte und sie ihr Fenster, so wie Rapp, geöffnet hatten, dann wäre das ein einfacher Schuss gewesen.
    Rapp blickte erneut zum Dach hinüber, als er plötzlich eine Bewegung wahrnahm. Irgendjemand war auf dem Dach neben dem Wohnhaus. Rapps Zimmer befand sich im dritten Stock des Hotels. Die Häuser gegenüber waren allesamt zweistöckig und kaum mehr als ein, zwei Meter voneinander entfernt. Erneut sah Rapp eine Bewegung aufblitzen. Irgendjemand bewegte sich von Rapp aus gesehen von links nach rechts. Rapp lehnte sich aus dem Fenster, um besser sehen zu können, und erspähte eine dunkle Gestalt, die soeben auf das Dach des Hauses sprang, in dem sich Gazichs Büro befand.
    Rapp lächelte, als er feststellte, dass ihn sein Gefühl nicht getäuscht hatte. Bei seiner Besichtigung des Hauses vor einigen Stunden hatte er sich gefragt, warum der Kerl sich ausgerechnet im zweiten Stock eines Hauses einrichtete, zu dem es keinen Hintereingang gab, der in irgendeine Gasse geführt hätte. Der einzige Weg hinaus führte durch die Vordertür. In den USA war so etwas höchst ungewöhnlich, aber hier, wo die Straßen schon vor vielen hundert Jahren angelegt worden waren, musste man sich mit den Gegebenheiten abfinden. Es war nur schwer vorstellbar, dass ein Mann wie Gazich sich irgendwo niederlassen würde, ohne einen Fluchtweg zu haben. Und wie sich jetzt zeigte, hatte er das auch gar nicht getan. Gazichs Fluchtweg führte über das Dach. Von hier aus hatte er alle Möglichkeiten.
    Rapp suchte noch einige Augenblicke nach weiteren Bewegungen in der Dunkelheit, doch es kam nichts mehr. Auf dem Dach waren Lüftungsrohre, eine Klimaanlage und verschiedene andere Dinge untergebracht, hinter denen Gazich sich gut verborgen halten konnte. Plötzlich ging im linken Fenster des zweiten Stocks das Licht an. Wenige Sekunden später tauchte der Schatten eines Mannes hinter der Jalousie auf. Rapp kam zu dem Schluss, dass die Dachluke hinter der Klimaanlage liegen musste.
    »Warum, zum Teufel, schaltest du das Licht ein?«, fragte sich Rapp verdutzt.
    Die schattenhafte Gestalt verschwand und tauchte wenig später wieder auf. Es sah so aus, als würde er irgendetwas aufheben. Gazich musste doch wissen, dass ihn die Kerle wahrscheinlich beobachteten. Das ergab einfach keinen Sinn. Er hätte das Büro leicht unbemerkt betreten können, um sich mit einer kleinen Taschenlampe alles zu holen, was er brauchte, und dann wieder über das Dach zu verschwinden, ohne dass irgendjemand es mitbekam.
    Rapp konnte einfach nicht glauben, dass der Kerl sich so dumm verhielt, als ihm plötzlich klar wurde, was hier vor sich ging. Es blieb fast keine Zeit mehr, um zu reagieren. Er schnappte sich das Handy vom Bett, schlüpfte in seine Jacke und stürmte zur Tür.

10
    »Die Russen«, brummte Gazich vor sich hin. »Diese verdammten Russen.«
    Er stand nach vorne gebeugt da, die Unterarme auf den Rahmen des offenen Autofensters gelegt, während die Pistole für andere unsichtbar in seiner rechten Hand baumelte.
    Gazich hasste die Russen fast so sehr wie die Moslems. Diese beiden Gruppen hatten sein Heimatland ruiniert – die Moslems mit ihrer engstirnigen, rückständigen Religion, und die Russen mit ihrer arroganten, diktatorischen Politik. Bosnien hätte in seiner Entwicklung schon viel weiter sein können, wenn sie alle das Land in Ruhe gelassen hätten. Aber Tatsache war nun einmal, dass die Moslems aus dem Südosten und die Russen aus dem Nordosten über das Land hergefallen waren. Das Eindringen der Moslems war langsam über Jahrhunderte hinweg erfolgt, während die Russen nach dem Zweiten Weltkrieg sich alles mit Gewalt nahmen. Während Westeuropa florierte, litt das

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