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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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mechanisches Versagen. Die Pistole fiel zu Boden, doch noch bevor sie aufprallte, wurde Gazich von einer zweiten Kugel ins rechte Knie getroffen, und dann von einer dritten Kugel ins linke Knie.
    Für zwei Sekunden schien die Zeit stillzustehen. Nichts bewegte sich. Rapp stand immer noch hinter dem Türrahmen verborgen und wartete, so wie man bei der Sprengung eines Gebäudes warten würde, dass es in sich zusammenfiel. Es war dieser Moment des Staunens kurz danach. Wenn die Sprengladungen gerade die tragenden Säulen zerstört hatten und das Gebäude noch eine Sekunde oder zwei in der Luft zu hängen und der Schwerkraft zu trotzen schien, ehe die Gesetze der Physik wirksam wurden und alles krachend in sich zusammenfiel.
    Gazichs Beine zitterten. Er streckte die Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten – doch das Gleichgewicht war nicht das Problem, sondern zwei zertrümmerte Kniescheiben. Er hob das rechte Bein, um sich breitbeiniger hinzustellen, doch als er den Fuß auf den Boden setzte, knickte das Bein unter ihm weg wie ein billiger Klappsessel. Gazich stürzte unsanft zu Boden, schaffte es aber irgendwie, die linke Hand auszustrecken, um nicht mit dem Gesicht voraus aufzuprallen. Er landete auf der Seite, die ausgestreckte linke Hand höchstens zehn Zentimeter von der Pistole entfernt, die er hatte fallen lassen.
    Rapp sah sehr wohl, wie nahe Gazichs Hand der Waffe war. Er blieb zunächst stehen und beobachtete, wie Gazichs Augen von der Pistole zu dem Fremden wanderten, der da in der Tür stand. Rapp wusste, was ihm durch den Kopf gehen musste, deshalb trat er aus der Tür hervor und senkte langsam seine Pistole. Seine Augen waren auf die von Gazich gerichtet, doch er sah genau, wie Gazichs Finger sich öffneten und nach der Waffe streckten. Rapps Pistole ging wieder hoch, und eine vierte Kugel schoss aus dem Schalldämpfer hervor. Sie bohrte ein Loch mitten durch die Handfläche des Killers, bevor er die Waffe erreichen konnte. Eins, zwei, drei, vier – so wie Rapp es sich vorgenommen hatte.
    Rapp trat in den Raum und richtete die Pistole auf Gazichs Kopf. Er ging zu ihm, stellte den rechten Fuß auf die Waffe und ließ sie über den Fußboden zur Tür schlittern. Gazich begann sich zu rühren.
    »Lass die Hände vom Körper weg, sonst jage ich dir eine Kugel in den Kopf.«
    Der Russe glaubte offenbar, dass er gerettet war. »Gott sei Dank bist du hier«, rief er erleichtert.
    Rapp sah ihn mit finsterer Miene an. Das linke Ohr des Kerls war teilweise abgeschnitten, und seine Nase sah aus wie ein filetierter Hummerschwanz. Das Blut strömte ihm über das Gesicht und auf sein weißes Hemd hinunter.
    »Binde mich los, mein Freund.«
    Rapp rührte sich nicht von der Stelle.
    »Binde mich sofort los«, forderte ihn der Russe auf.
    Rapp senkte die Pistole und richtete sie zwischen die Beine des Mannes. »Halt den Mund, sonst puste ich dir die Eier weg.«

14
    Verletzungen im Genitalbereich waren meist eine äußerst unangenehme Sache. Viel Blut und große Schmerzen. Nachdem der Russe seinen Mund auch jetzt schon nicht halten konnte, nahm Rapp an, dass er schreien würde wie ein abgestochenes Schwein, wenn er ihm eine Kugel durch die Hoden jagte. Leere Drohungen waren nicht Rapps Art, und die Unfähigkeit des Russen, die Klappe zu halten, brachte ihn an die Grenzen seiner Geduld. Der Kerl gehörte zu den Nervensägen, die ständig laut zu denken pflegten und auch aussprachen, was ohnehin offensichtlich war. Bald murmelte er vor sich hin, bald versuchte er Rapp mit irgendwelchen Reichtümern zu bestechen, und seine Lautstärke nahm mit jeder Sekunde zu.
    Rapp telefonierte mit Coleman und gab ihm einen kurzen Situationsbericht durch. Sie würden in nicht einmal einer Minute vor Ort sein. Rapp sagte ihm, dass er sich von Brooks vor dem Café absetzen lassen solle. Falls ihn jemand daran hindere heraufzukommen, solle er sagen, dass er sich mit Alexander Deckas von Aid Logistics Inc. treffen würde. Der Russe hörte während des gesamten Gesprächs nicht auf zu plappern.
    Rapp hatte bereits Gazich durchsucht, und jetzt nahm er sich den Schreibtisch des Killers vor, während er Coleman letzte Anweisungen durchgab. Alles verlief planmäßig – nur der Russe machte Ärger. Der Mann würde einfach nicht den Mund halten. Schließlich fragte sogar Coleman, wer da solchen Lärm mache, und so riss Rapp schließlich die Geduld. Er hob die Pistole und drückte ab. Eine Kugel schoss aus dem dicken Schalldämpfer hervor und

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