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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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persönlichen Interessen der Mächtigen oft äußerst verwirrend und undurchsichtig.
    Die Atmosphäre hatte sich dermaßen verschlechtert, dass Rapp seinen eigenen Leuten in Langley nicht mehr trauen konnte. Sogar aus dem Büro des CIA-Generalinspektors waren schon Informationen zu den Medien durchgesickert. Ranghohe Mitarbeiter beteiligten sich an Wahlkämpfen von Politikern, und Leute von der Verwaltung trafen sich regelmäßig mit Journalisten, Lobbyisten und Politstrategen. Dazu kamen noch Amnesty International und ein Dutzend andere Menschenrechtsgruppen, was alles in allem zu einem Klima führte, das für jemanden in Rapps Position denkbar ungünstig war. Er konnte nicht einmal mehr darauf vertrauen, dass ihm seine eigenen Leute ein abhörsicheres Telefon gaben, denn wer wusste schon, ob das Büro des Generalinspektors nicht alles, was er sagte, mithörte. Rapp ging ohnehin davon aus, dass es eine sichere Verbindung nicht gab, deshalb hielt er sich an die Wahrscheinlichkeit. Fast jeden Monat kaufte er sich ein neues Handy bei einem der größeren Anbieter und besorgte sich eine neue Nummer. Und jedes Mal, wenn er eine Mission wie die gegenwärtige zu erfüllen hatte, verwendete er ein Telefon, das er oft nicht einmal bis zum Ende der Operation behielt. Trotz der Vorsichtsmaßnahmen, die er traf, achtete er stets darauf, was er sagte. Er gab nur die allernötigsten Informationen durch und drückte sich in sehr allgemeinen Worten aus.
    Als sich Irene Kennedy schließlich meldete, hielt sich Rapp nicht lange mit einer Begrüßung auf. »Ich brauche ein Flugzeug«, sagte er nur.
    Sie überlegte einige Augenblicke. »Was für ein Flugzeug?«
    »DAS Flugzeug.«
    Fast wie aufs Stichwort begann der Russe wieder mit seinem Geplapper. Rapp sah ihn an, die Pistole in der einen Hand und das Handy in der anderen. Du willst mich wohl verarschen, schien sein Gesichtsausdruck zu sagen.
    »Ich arbeite für den KGB«, betonte der Russe.
    »Wer ist das?«, hörte Rapp die CIA-Direktorin in seinem Ohrhörer fragen.
    »Einen Moment«, antwortete er, drückte die Stummschalttaste und trat zu dem Russen. »Ich habe dir gesagt, du sollst den Mund halten, du verdammter Idiot.«
    »Ich bin vom russischen Geheimdienst, dem ehemaligen KGB. Wir sind jetzt auf derselben Seite – Amerika und Russland.«
    Gazich lag bewegungsunfähig am Boden und hatte zweifellos starke Schmerzen, nachdem der Adrenalinspiegel sank. Immerhin hatte er vier Schusswunden an ziemlich empfindlichen Stellen seines Körpers. Trotz seiner alles andere als vergnüglichen Lage begann er zu lachen. »Du arbeitest für die russische Mafia«, sagte er.
    »Tu ich nicht!«, rief der Russe.
    Gazich lachte noch lauter. »Du bist ein Handlanger der Oligarchen, und sonst gar nichts.«
    Rapp stand zwischen dem Russen und Gazich. Wenn er nicht noch mit diesen beiden Idioten hätte reden müssen, hätte er ihnen liebend gern eine Kugel in den Kopf gejagt, damit sie endlich die Klappe hielten. Der Russe reckte den Hals empor und versuchte Rapp zu erklären, was für eine große Karriere er beim KGB gemacht hatte. Rapp trat einen Schritt auf ihn zu, sodass er etwa einen Meter von der linken Seite des Mannes entfernt war, und zeigte auf die andere Seite des Zimmers. »Siehst du den Computer da drüben?«
    Der Russe wandte sich von Rapp ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf den großen Monitor auf dem Schreibtisch.
    Rapp drehte sich zur Seite und verlagerte sein ganzes Gewicht auf den linken Fuß. Sein rechtes Bein ging hoch, und sein Oberkörper lehnte sich zurück. Rapps Bein hing eine Sekunde in der Luft; seine Hände hatten das Telefon und die Pistole fest im Griff, die Unterarme und Fäuste bildeten einen Schild für Oberkörper und Gesicht. Diese Bewegung entsprang der reinen Gewohnheit, nicht der Angst, dass er angegriffen werden könnte. Hinter dem Manöver steckte jahrelanges Training. Ein einfacher Seitwärtstritt. Richtig ausgeführt, konnte man mehr Wucht hineinlegen als in jeden anderen Schlag oder Tritt. Schlecht ausgeführt steckte immer noch eine ordentliche Kraft dahinter. Rapp hatte das Manöver in den vergangenen fünfzehn Jahren nie schlecht ausgeführt. Er zog die Schuhspitze zum Schienbein hoch, während seine Augen das Kinn des Russen fixierten.
    Blitzschnell streckte sich Rapps Bein – und die dicke Ledersohle traf das breite Kinn des Russen. Die geballte Kraft des Tritts zertrümmerte dem Mann den Kiefer. Sein Kopf wurde zur Seite gerissen, und im

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