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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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zurück.
    Als sie ankamen, war das Lokal fast leer. Es war kein Problem, einen Parkplatz zu finden. Brooks war unterdessen im Hotel, um zu packen und eventuelle Spuren zu beseitigen. Coleman und Stroble kümmerten sich um die Verletzten, fesselten sie und durchsuchten Gazichs Sachen nach weiteren Informationen. Sie gaben sowohl dem Russen als auch Gazich Morphium. Rapp stand an der Bar, trank ein Glas Wein und behielt Papadakos im Auge. Als sich das Lokal zu leeren begann, trat der alte Mann zu Rapp an den Tresen und ließ sich eine Flasche Rotwein geben. Er trank drei Gläser in nicht einmal einer halben Stunde und ließ sich noch eine Flasche öffnen. Der Mann wollte das ganze Drama offenbar so schnell wie möglich vergessen.
    Um ein Uhr nachts wurden die letzten beiden Gäste nach Hause geschickt. Sie wankten hinaus und torkelten den Bürgersteig hinunter, um einen Nachtclub in der Nähe aufzusuchen. Um zwei Uhr war es ziemlich still auf der Straße. Brooks stand an einem Ende der Straße Wache, Wicker am anderen Ende. Der verletzte Russe wurde gestützt, konnte aber auf eigenen Beinen die Treppe hinuntergehen. Der tote Russe und Gazich mussten getragen werden. Sie überlegten, ob sie sie in Tischtücher einwickeln sollten, fanden dann aber, dass es besser war, es so aussehen zu lassen, als wären die beiden betrunken. Hacket und Stroble trugen zuerst Gazich; sie nahmen ihn in die Mitte, sodass man sie für drei betrunkene Matrosen auf Landurlaub halten konnte. Als sie ihn im Van verstaut hatten, gingen sie zurück, um den toten Russen zu holen. Sie trugen ihn auf dieselbe Weise hinunter wie zuvor Gazich und legten ihn auf den Rücksitz des Wagens, den zuvor Wicker gelenkt hatte.
    Wicker kam von seinem Posten am Ende der Straße zurück und setzte sich ans Lenkrad des Autos mit einem toten Russen auf dem Rücksitz und einem zweiten im Kofferraum. Er fuhr los, und Hacket folgte ihm in dem Mietwagen, den sie sich am Flughafen besorgt hatten. Sie kehrten in die stille Gasse zurück, die sie zuvor ausfindig gemacht hatten. Der tote Russe auf dem Rücksitz würde zu seinem Kollegen in den Kofferraum wandern, danach würde Wicker den Wagen an ein hübsches dunkles Plätzchen stellen, wo man mit ein bisschen Glück den Gestank erst nach ein paar Tagen bemerken würde. Danach galt es zu Gazichs Haus in den Bergen zu fahren und es von oben bis unten zu durchsuchen.
    Rapp verabschiedete sich von Papadakos und dankte ihm für seine Hilfe. Der Alte fragte ihn, was mit Deckas passieren würde. Rapp sagte ihm, dass das andere zu entscheiden hätten, obwohl er längst wusste, was er mit dem Killer machen würde. Er würde jedes bisschen Information aus ihm herauspressen und ihm dann einen Tod zuteil werden lassen, wie er einem Mann gebührte, der mitten in einer belebten Stadt Autobomben zündete. Rapp sah, dass sich der alte Mann Sorgen machte, deshalb sagte er ihm, dass Leute in den höheren Etagen die ganze Sache übernehmen und lösen würden. Hätte Rapp gewusst, wie zutreffend diese Feststellung war, hätte er Gazich wahrscheinlich noch auf Zypern beseitigt.

16
Washington D. C.
    Das Telefon klingelte um sechs Uhr morgens. Irene Kennedy blickte auf die leuchtenden grünen Ziffern des Weckers, als sie die Augen öffnete. Sie streckte die rechte Hand aus und griff nach dem Hörer. Es wäre zwecklos gewesen, auf dem kleinen Display ohne Brille erkennen zu wollen, wer anrief. Das Kabel verfing sich irgendwo, und so zog sie daran, worauf eine Zeitschrift und die Fernbedienung des Fernsehers zu Boden fielen. Aus Sicherheitsgründen hatte sie kein schnurloses Telefon. Sie ließ den Kopf auf dem Kissen liegen und hob den beigefarbenen Hörer ans rechte Ohr.
    »Hallo.«
    »Direktor Kennedy?«
    »Am Apparat.«
    »Major Hansen … diensthabender Officer im Situation Room im Weißen Haus.«
    »Ja, Major?«
    »POTUS hat eine Sitzung für sieben Uhr angesetzt.« POTUS war das Akronym für »President of the United States«.
    »Im Situation Room?«
    »Nein, im Oval Office, Ma’am.«
    »Ich komme.«
    Kennedy legte den Hörer auf. So viel zum Thema Ausschlafen am Sonntag, dachte sie. Sie schlug die Decke zurück und lachte. Bald würde sie ohnehin arbeitslos sein. Oder zumindest würde sie diesen Job los sein, und was auch immer sie danach machte – es würde mit Sicherheit weniger zeitaufwendig sein. Sie würde sonntags bald ausschlafen können, so oft sie wollte.
    Die Fliesen im Badezimmer fühlten sich kalt unter ihren nackten Füßen

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