Der Verrat
doch noch anders überlegen und ein wenig Ruhe brauchen, dann lassen Sie es mich wissen.«
»Das mache ich, Mr. President. Danke.« Der designierte Präsident nahm einen Schluck von seinem Kaffee und fragte schließlich: »Kann ich irgendetwas für Sie tun, Mr. President?«
»Für mich?« Hayes lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich freue mich auf den Ruhestand. Mein Träume, ein Meister im Flugzeugmodellbau zu werden, haben sich zwar zerschlagen«, Hayes hielt seine zitternde Hand hoch, »aber es gibt immer noch viele andere Dinge, die ich unternehmen kann. Mein Arzt, mit dem ich mir übrigens in der Collegezeit das Zimmer geteilt habe, meint, dass mein Golfspiel nicht unter der Krankheit leiden würde, was mich schon ein bisschen überrascht hat. Seine Erklärung war interessant; er hat gemeint, dass ich das Einlochen noch nie gekonnt habe und dass es unmöglich schlechter werden kann, als es ohnehin schon ist.«
Hayes lachte über seinen Scherz, und die anderen schmunzelten.
»Ist das zu glauben? Einer meiner ältesten Freunde. Und ich muss auch noch dafür bezahlen, dass ich mir diesen Quatsch anhöre.«
Die Anwesenden lachten. Alexander lächelte kurz und sah den Mann an, dessen Amt er bald übernehmen würde. »Mr. President, Ihre Haltung erstaunt mich.«
Hayes zuckte mit den Achseln. »Was soll man machen? Solche Dinge können jeden treffen. Wenn man nicht darüber lacht, fressen sie einen auf.«
»Ich glaube, ich habe mehr als zwei Monate nicht mehr gelacht … ich meine, richtig gelacht.«
Hayes zuckte leicht zusammen. »Ihre Situation ist anders als meine. Ich habe eine Krankheit. Eine Krankheit, mit der man leben kann«, fügte er hoffnungsvoll hinzu. »Es ist nicht erfreulich, aber ich habe immer noch ein paar gute Jahre vor mir. Bei Ihnen war es entschieden anders. Es ist völlig unvermutet hereingebrochen, und Sie haben jemanden verloren, der Ihnen sehr nahestand. Für immer«, fügte er mit einem Nachdruck hinzu, der alle überraschte. »Da ist es schwer, noch lachen zu können.«
»Ja, da ist nichts als Wut, Schock und Trauer.«
»Na ja … vielleicht hilft das ein wenig, was ich Ihnen mitzuteilen habe.« Hayes beugte sich auf seinem Sessel vor. »Wie Sie wissen, hat das FBI nach dem Anschlag Ermittlungen aufgenommen, wie sie in diesem Umfang noch selten durchgeführt wurden. Die Homeland Security, das Verteidigungsministerium, das Außenamt, NSA, CIA … alle haben sich an der Suche beteiligt, aber das FBI hat die Führung übernommen. Das ist nun einmal seine große Stärke … die kriminaltechnische Arbeit, die Tausende Stunden, die es braucht, um jeder noch so kleinen Spur nachzugehen. Direktor Roach hat mir gesagt, dass er Sie über den Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden hält.«
»Ja.«
»Gut. Ich habe hier etwas, das Sie noch nicht wissen.« Hayes zeigte auf Stokes und Roach. »Sie wissen auch noch nicht davon. Homeland Security, National Intelligence, enge Kooperation zwischen FBI und CIA … das alles hört sich in der Theorie gut an, und nach dem Anschlag vom elften September sah es auch kurz so aus, als wäre es machbar, aber es ist ein Traum geblieben. Es hat nie wirklich funktioniert. In dieser Stadt ist so etwas nicht möglich. Nicht, wenn es so viele Politiker und Journalisten gibt, denen es nur darum geht, andere bloßzustellen, um sich selbst zu profilieren. Das FBI muss sich an die Gesetze halten und sehr vorsichtig vorgehen. Die CIA hingegen … die ist in einem anderen Umfeld aktiv. Und wenn es um internationale Angelegenheiten geht, kann die Agency viel schneller handeln und in Kreise vordringen, in denen das FBI völlig überfordert wäre. Man mag zu manchen ihrer Methoden stehen, wie man will – die CIA ist in jedem Fall besser geeignet, gegen einen Feind zu kämpfen, der sich an keine Spielregeln hält. Gegen einen Feind, der an einem Samstagnachmittag mitten in Georgetown eine Autobombe hochgehen lässt.«
Alexander blickte zu Boden und nickte langsam.
»Nach dem Anschlag auf Ihren Konvoi«, fuhr Hayes fort, »habe ich mich mit Direktor Kennedy zusammengesetzt und ihr gesagt, dass sie alle Hebel in Bewegung setzen soll. Dass sie ihre besten Leute auf den Fall ansetzen soll … und einmal mehr hat sie mich nicht enttäuscht.«
Alexander blickte mit hoffnungsvollen Augen auf. »Haben Sie herausgefunden, wer hinter dem Anschlag steckt?«
Hayes wandte sich der CIA-Direktorin zu. »Irene.«
Kennedy stellte ihre Tasse auf den Tisch. Sie hatte erst eine
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