Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn

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Avenue kaufen. Wenn Sie lügen, nur ein einziges Mal, dann mache ich die Tür zu, und wir fangen in einer halben Stunde noch einmal an.«
    »Ich sage Ihnen alles, was Sie wollen. Schnell, geben Sie mir das Morphium.«
    »O nein«, lachte Rapp. »Zuerst reden wir, dann gibt es die Spritze.«
    »Dann beeilen Sie sich mit Ihren Fragen.«
    Rapp hatte eine Theorie, die er nach ein paar einleitenden Fragen überprüfen würde. »Wer hat Sie angeheuert?«
    »Ich weiß es nicht«, stöhnte Gazich frustriert.
    »Gut.« Rapp trat einen Schritt zurück und tat so, als wolle er die Tür schließen und gehen.
    »Ich schwöre es!«, schrie Gazich voller Angst. »Es ist alles übers Internet gelaufen.«
    Rapp stand in der halb geschlossenen Tür. Das war die Antwort, die er erwartet hatte. Wenn Gazich ihm einen Namen genannt hätte, wäre er misstrauisch gewesen. Aufträge dieser Größenordnung wurden selten persönlich besprochen.
    »Sie kennen die Auftraggeber nicht, aber diese Unbekannten wissen offenbar einiges über Sie.«
    »Sie haben eben von mir gehört.«
    »Wie haben sie Sie denn gefunden?«
    »Das weiß ich nicht«, knurrte Gazich. »Ich war gerade dabei, das herauszufinden, als Sie in mein Büro gestürmt kamen und auf mich schossen.«
    »Wie sind Sie in die USA gekommen?«, fragte Rapp, und Gazich zögerte und überlegte offenbar, was er antworten sollte. Bis jetzt hatte der Mann jede Beteiligung an dem Anschlag auf den Konvoi abgestritten. »Vorsicht«, warnte Rapp. »Denken Sie gut über die Frage nach. Es würde Ihnen leidtun, wenn Sie mich anlügen.«
    Gazich wand sich unter den Fesseln. »Ich bin am Tag davor nach New York geflogen«, presste er schließlich hervor.
    »Welcher Flughafen?«
    »JFK.«
    »Der Sprengstoff?«
    »Hat schon auf mich gewartet.«
    »Wo?«
    »Pennsylvania.«
    »Der Bundesstaat?«
    »Ja, der Bundesstaat. Jetzt geben Sie mir schon das Morphium.«
    »Noch nicht. Sie machen das aber recht gut. Sie sind also mit dem Van nach Washington gefahren … wann, am Freitag?«
    »Nein«, erwiderte Gazich. »Ich habe doch gesagt, dass ich am Freitag in New York ankam.«
    Es war durchaus möglich, an ein und demselben Tag am Flughafen JFK anzukommen, nach Pennsylvania und danach nach Washington zu fahren – aber Rapp wollte ihm nicht widersprechen. Noch nicht. Die Tatsache, dass Gazich so gereizt reagierte, war ein gutes Zeichen. Er wollte das Morphium wirklich sehr.
    »Dann haben Sie also am Freitag in Pennsylvania übernachtet?«
    »Ja … ja! Der Van hat schon auf mich gewartet, und ich fuhr am Samstagmorgen nach Washington. Ich fand einen Parkplatz, stellte den Wagen ab, wartete und jagte ihn im richtigen Moment in die Luft. Das war’s. Jetzt haben Sie die ganze Geschichte, und jetzt geben Sie mir die Spritze.«
    Rapp ging in die Knie und zog die Decke von Gazichs Hand herunter. Stroble hatte ihm zuvor eine Kanüle am Handrücken gesetzt, um ihm Blutplasma zu verabreichen und seine ersten beiden Morphiumspritzen zu geben. Rapp nahm die Kappe von der Spritze und wollte schon die Nadel einschieben, als ihm noch eine Frage einfiel.
    »Wo haben Sie gestanden, als Sie die Bombe zündeten?«
    Gazich starrte die Nadel so gebannt an, dass er die Frage nicht verstand. »Was?«
    »Als die Bombe hochging … wo haben Sie gestanden?«
    »Bei dem verdammten Baum!«, schrie Gazich. »Ich stand hinter einem Baum einen halben Block entfernt! Jetzt geben Sie mir endlich die Spritze.«
    Rapp nickte. Agent Rivera hatte also recht gehabt. Er schob die Nadel in die Kanüle und drückte den Kolben nach unten. Die Dosis war gerade groß genug, dass er für eine halbe Stunde einigermaßen schmerzfrei war – danach würden die Schmerzen mit voller Wucht zurückkehren. Rapp sah, wie Gazich sich fast augenblicklich entspannte. Das Starre, Verkrampfte wich aus seinem Körper, und seine Atmung normalisierte sich, als die Substanz ihre schmerzlindernde Wirkung entfaltete.
    »Und danach wollten sie Ihnen dann den Rest des Honorars nicht geben«, fuhr Rapp in beiläufigem Ton fort, so wie ein Profi mit dem anderen sprach.
    »Den Rest?«, erwiderte Gazich spöttisch. »Sie wollten auch die Anzahlung zurückhaben.«
    »Nicht sehr professionell«, sagte Rapp und machte ein enttäuschtes Gesicht. »Sie haben wohl ein paar Sekunden zu lang gewartet und nur eine Limousine erwischt statt beiden.«
    Die Droge wirkte rasch. Gazich blickte mit weit aufgerissenen Augen zu Rapp auf. »Ich habe alles genau so gemacht, wie sie es mir gesagt