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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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haben«, lallte er unter dem Einfluss des Morphiums. »Ich habe meinen Teil des Deals erfüllt. Sie waren es, die Mist gebaut haben.«
    »Wieso?«
    »Sie haben gesagt, ich soll die zweite Limousine in die Luft jagen.«
    Rapp hob überrascht die Augenbrauen. Taktisch gesehen ergab das keinen Sinn. Der Van hatte genug Sprengstoff geladen, um beide Fahrzeuge zu zerstören. Wenn man sich von vornherein auf einen Wagen beschränkte, verringerte man seine Erfolgsaussichten um die Hälfte. »Warum nicht beide?«
    »Das weiß ich nicht. Ich werde nicht dafür bezahlt, dass ich den Auftraggebern Fragen stelle.«
    »Wann genau haben sie Ihnen gesagt, dass Sie den zweiten Wagen aufs Korn nehmen sollen?« Rapp dachte, dass er die Anweisung vielleicht bekommen hatte, als er den Van übernahm.
    »Zwanzig bis dreißig Sekunden, bevor es losging.«
    »Vor der Explosion?«, fragte Rapp überrascht.
    »Ja.«
    Es musste einen Beobachter gegeben haben, der mitverfolgte, wie die Politiker in ihre Fahrzeuge einstiegen. Rapp fragte sich, ob Agent Rivera die Limousinen vertauscht hatte, als sie das Gelände verließen. Das war eine Taktik, die der Secret Service oft anwandte. Das hätte erklärt, warum sie den falschen Wagen in die Luft jagten.
    »Das Telefon, an dem Sie den Anruf bekamen … woher hatten Sie es?«
    »Das war schon im Van.«
    »Haben Sie es auch benutzt, um die Bombe zu zünden?«
    »Ja.«
    »Ich nehme nicht an, dass Sie es behalten haben.«
    »Nein.«
    »Okay.« Rapp versuchte sich die ganze Operation vorzustellen. Es war nicht so, wie er es gemacht hätte, aber der Feind hatte schon öfter gezeigt, dass er nicht nur Meister-Strategen in seinen Reihen hatte. Er stand auf und blickte auf Gazich hinunter. »Eine Frage noch. Ich habe Ihre Akte gelesen. Sie hassen doch die Moslems. Warum haben Sie für sie gearbeitet?«
    Gazich lächelte zum ersten Mal. »Der Feind meines Feindes ist mein Verbündeter.«
    »Das und die Tatsache, dass sie Ihnen einen Haufen Geld gezahlt haben.«
    »Das Geld war okay, aber ich wollte es auch für mein Land tun.«
    Rapp hätte gern mit ihm über diese Frage diskutiert, aber das wäre eine Verschwendung von kostbarer Zeit gewesen. Typen wie Gazich änderten nicht einfach ihre Meinung nach einem kurzen Gespräch. Rapp griff nach der Tür, um sie zu schließen. »Wir landen in einer Stunde«, fügte er hinzu.

22
Baltimore-Washington International Airport
    Das große Flugzeug setzte um 10:47 Uhr Eastern Standard Time sanft auf dem Rollfeld auf. Rapp und Coleman gingen zu den Piloten ins Cockpit, während die Maschine in den Frachtbereich des Flughafens rollte. Sie hatten fast erwartet, von einem Empfangskomitee aus Polizeiwagen, FBI-Limousinen und einer Schar Übertragungswagen der Medien begrüßt zu werden. Zum Glück sah es aber so aus, als würde man ihnen die Geschichte, die sie sich ausgedacht hatten, abkaufen. Draußen sah es kalt aus, was auch kein Nachteil war. Zollbeamte waren auch nur Menschen. Bei der Kälte würden sie lieber in der warmen Stube bleiben, als hier draußen herumzuschnüffeln. Rapp blickte noch ein letztes Mal aus dem Fenster und wandte sich dann Coleman zu, der nun die gleiche Uniform trug wie der Pilot und der Copilot: schwarze Hose, weißes Hemd mit schwarz-silbernen Schulterstücken und schwarze Krawatte. Er war in den Unterlagen als Tom Jones eingetragen, der als Navigator des Flugzeugs fungierte. Natürlich verfügte er auch über die dazugehörigen Papiere. Coleman würde mit den beiden Piloten den Zoll passieren und in spätestens einer halben Stunde vom Flughafen verschwunden sein.
    Rapp streckte ihm die Hand entgegen. »Wir sehen uns in ein paar Stunden.«
    »Viel Glück mit der Übergabe«, gab Coleman zurück.
    »Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst?«
    »Da lasse ich mir eher einen Bariumeinlauf verpassen.«
    Rapp lachte und verließ das Cockpit. Er ging an Stroble vorbei, der jetzt einen schmutzigen Anzug des Flughafen-Bodenpersonals trug. »Lasst den Container nicht fallen.«
    »Wir passen schon auf, Boss.«
    »Und hör auf, mich Boss zu nennen.«
    »Klar, Boss.«
    Brooks wartete mit ihren beiden Taschen bei der Tür zum Frachtraum.
    »Bist du bereit?«, fragte Rapp.
    »Ja.«
    »Gut. Machen wir uns an die Arbeit.«
    Die beiden gingen in den Frachtraum, und Stroble folgte ihnen. Der dicke Russe war bereits in den Container verfrachtet worden, wo er gefesselt und geknebelt neben Gazich lag. So wie Gazich hatte auch er Morphium bekommen. Es war

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