Der Verrat
fährst erst einmal hinter uns her, aber wenn wir zur Ausfahrt nach Andrews kommen, bist du auf dich allein gestellt. Übergib ihnen Gazich und mach dich aus dem Staub. Ich rufe dich in einer Stunde an. Alles klar?«
»Ja … alles klar.«
»Gut, dann geht’s los.«
Brooks setzte sich ans Lenkrad des einen Vans, Rapp auf den Beifahrersitz des anderen. Stroble fuhr den Wagen aus der Garage und folgte der Straße zur Interstate 95.
Nach einer Weile wandte er sich Rapp zu. »Sie werden sich in die Hosen machen, wenn sie merken, dass du nicht da bist«, meinte Stroble.
»Das ist mir klar.«
»Und wie sieht jetzt dein Plan aus?«
»Ich gehe in die Offensive.«
»Wie bitte?«
»Früher oder später werden die Medien und die Clark Kents vom FBI und Justizministerium ihre Scheinwerfer auf mich richten und meine Methoden unter die Lupe nehmen.«
»Ja.«
»Ich sorge einfach nur dafür, dass sie’s früher tun.«
»Und was ist da so gut daran?«
»Ich gebe ihnen genug Seil, dass sie sich dran aufhängen können, und dann trete ich den Sessel unter ihren Füßen weg.«
»Ich glaube, ich kann dir nicht ganz folgen.«
Rapp hielt sein Treo-Handy hoch, mit dem er sein Gespräch mit Gazich aufgenommen hatte. »Keine Angst«, versicherte er, »spätestens morgen Abend werden sie alle in Deckung gehen.«
23
Dulles International Airport
Ross hatte mit seinem Secret-Service-Team einen Linienflug genommen, obwohl ihm einer der Milliardäre bei der Konferenz einen Privatjet angeboten hatte. Das Angebot war verlockend, aber Ross wusste, dass die Medien, die hyperkritischen Blogger und die verrückten Talk-Radio-Anrufer ihm die Hölle heiß machen würden. Es roch nach elitärer Haltung und Heuchelei, wenn man einen Umweltgipfel mit dem Privatjet verließ. Er konnte noch eine Woche warten, bis ihm Air Force Two zur Verfügung stand.
Außerdem war der Flug mit Air France gar nicht so übel. Die Flugbegleiterinnen in der ersten Klasse waren ausgesprochen attraktiv und schenkten ihm ganz besondere Aufmerksamkeit. Die Mitreisenden wollten sich mit ihm fotografieren lassen. Ross war ein Mann des Volkes. Sein nicht gerade angenehmes Gespräch mit Green in dem Weinkeller am Abend zuvor hatte ihn dazu gebracht, mehr Wein zu trinken, als ihm guttat, sodass er das Flugzeug mit einem ausgewachsenen Kater betreten hatte. An das, was nach Mitternacht passiert war, konnte er sich nur noch vage erinnern. Irgendwann hatte er sich in der Küche mit Speyer und der schlaksigen Blondine unterhalten – aber worüber, das hätte er beim besten Willen nicht mehr sagen können. Es lief Musik, die Blondine begann zu tanzen, und das Nächste, was Ross mitbekam, war, dass er gegen den Kühlschrank gedrückt wurde und ihren Arsch zwischen den Beinen spürte. Er hatte ein Glas Wein in der linken Hand, und sie drückte seine rechte Hand gefährlich nahe an ihre linke Brust.
Ross hätte sie gleich dort in der Küche gebumst, wenn Speyer mit seinem lasziven Blick nicht dabei gewesen wäre. Der Direktor von einer der diskretesten Banken der Welt behielt Geheimnisse nicht unbedingt für sich, sondern sammelte sie eher, um dann mit ihnen zu handeln. Eine schöne anzügliche Geschichte über Ross wäre ihm als einem der herausragenden Vertreter von Europas inoffizieller Schwulenmafia sehr gelegen gekommen – hätte er doch damit etwas in der Hand gehabt, was ihm eine gewisse Macht über Ross verliehen hätte. Der designierte Vizepräsident hatte sich schließlich aus der heiklen Situation herausgewunden, indem er die Blondine küsste und ihr versprach, sie für die Konferenz im nächsten Jahr in seine Tanzkarte einzutragen.
Der Secret Service hatte dafür gesorgt, dass Ross als Erster aus dem Flugzeug aussteigen konnte und schnell durch den Zoll kam. Außerdem wurden seine Skier und sein Gepäck zu ihm nach Hause geliefert. Ross schritt entschlossen und voller Zuversicht durch das Flughafengebäude. Die Gedanken an Cy Green und den Dienst, den er ihm schuldete, hatte er mittlerweile völlig verdrängt. Sein Sicherheitsteam hatte sich rings um ihn verteilt – drei Mann vor ihm, einer an jeder Seite und zwei Mann hinter ihm. Die Formation sah aus wie ein Footballteam beim Ankick, was Ross daran erinnerte, dass seine New England Patriots diesen Nachmittag ein Playoff-Spiel hatten. Ross war in Wilmington, Delaware, geboren und aufgewachsen und hatte als Jugendlicher den Colts die Daumen gedrückt. Nachdem er sein Studium an der Elite-Universität Princeton
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