Der Verrat: Thriller (German Edition)
entsprechende Notizbuch heraus und setzte sich gleich hin, um es durchzublättern; die unangenehmen Gerüche ungewaschener Körper und eventuell schadhafter Rohre, die sich im Raum stauten, störten ihn nicht. Die Notizen über Matthews standen am Ende des Notizbuchs und waren ganz eindeutig. Zu der Zeit, als Nick ihn damit konfrontiert hatte, dass er Stephanie nachstellte, war er dabei gewesen, ein Trip-Hop-Album in einem Studio oben in Archway zu mischen, das sich Phat Phi D nannte. Wo immer Pete heute Abend sein mochte, dort wäre er vermutlich nicht. Aber vielleicht wusste man dort, wo er sich aufhielt.
Er verwahrte sein Notizbuch wieder und ging mit einem ganz unvernünftig aufgekratzten Gefühl zu seinem Wagen. Von seinen eigenen gelegentlichen Abenden mit Bands wusste er, dass Aufnahmestudios sich nicht an die Arbeitszeit von neun bis fünf halten. Die Chance, bei Phat Phi D kurz vor Mitternacht noch jemanden bei der Arbeit vorzufinden, waren gar nicht so schlecht, schätzte Nick.
Es war schön, dass er recht behielt. Ein Schlagzeuger und ein Keyboard-Spieler arbeiteten noch an einem Backing-Track für eine Songschreiberin, und der Produzent und der Toningenieur waren ganz froh, sich die Langeweile vertreiben zu lassen, als Nick ein paar Fragen stellte. In dem kleinen Studio war es heiß, aber das Equipment sah professionell aus. »Diese Jungs brauchen so viele Takes, ich geh noch drauf hier drin«, jammerte der Produzent. »Sie sagten, Sie suchen Pete Matthews?«
»Ja«, sagte Nick und lehnte sich an die hintere Wand, während die Musiker wieder loslegten.
»Hast du Pete in letzter Zeit gesehen?«, fragte der Produzent den Ingenieur.
»Schon monatelang nicht. Als Letztes hab ich gehört, er wäre nach Detroit gegangen und würde dort mit den Style Boys arbeiten.«
Nicks Herz machte einen Sprung. Er kannte sich nicht besonders gut aus in der Geographie Amerikas. Aber er war ziemlich sicher, dass Detroit, gemessen an der Größenordnung der Flächen auf diesem riesigen Kontinent, nicht allzu weit von Chicago entfernt war. In der schummerigen Kabine hatte er Mühe, seine Aufregung zu verbergen.
»Die Style Boys? Die, die X-Factor nicht gewonnen haben?«
»Genau. Sie klingen, als würden sie Motown in den Sechzigern nacheifern. Die Temptations, Isley Brothers, so’n Sound.«
»Die haben das Geld, um nach Detroit zu gehen und dort Aufnahmen zu machen?« Der Produzent schien das zu bezweifeln.
»Es ist verrückt, ich weiß. Aber irgendein Hohlkopf, der meint, er wird der nächste Simon Cowell sein, war begeistert von ihrem Sound und will sie finanzieren. Mehr Geld als Verstand, wenn du mich fragst.«
»Und er hat Pete ausgesucht? Um ein Album im Sixties-Sound aufzunehmen?«
Der Ingenieur lachte. »Was nur beweist, dass er tatsächlich ein Hohlkopf ist.« Er wandte sich an Nick. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Pete ist ein guter Toningenieur. Aber das liegt ganz außerhalb seines Arbeitsgebiets.«
Der Produzent drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage. »Noch mal, Jungs, Travis, du musst dich haargenau an den Beat halten, in den mittleren Takten weichst du immer noch ab.« Er sah Nick an und verdrehte die Augen.
»Wie kann ich herausfinden, wo Pete in Detroit arbeitet?«
Der Produzent zuckte mit den Schultern. »Bin ich überfragt.«
Der Ingenieur nahm sein Handy heraus. »Wenn man etwas wissen will, fragt man am besten einen Ingenieur.« Seine Daumen tanzten über das Display. »Paul Owen vom Bowes Festival wird es wissen, er hat die Style Boys als Haupt-Act engagiert.«
Sie lehnten sich auf ihren Stühlen zurück und hörten sich eine weitere Version dessen an, was, wie Nick gleich erkannte, wieder nicht ganz das Richtige war. »Ich bring mich um, verdammt noch mal«, sagte der Produzent. »Haben Sie in Ihrem Beruf auch solche Tage?«
»Andauernd.«
»Warum sind Sie hinter Pete her? Ich hätte ihn nicht als kriminellen Typen eingeschätzt«, sagte der Ingenieur. »Ziemlich normaler Typ, der Pete. Na ja, was eben so als normal durchgeht in diesem Metier.«
»Ich hab ein paar Fragen an ihn. In seiner Nachbarschaft ist etwas passiert, vielleicht war er Zeuge. Aber wenn er die letzten beiden Monate weg war, ist es gut möglich, dass er sowieso nicht in Frage kommt.«
Das Handy des Ingenieurs vibrierte auf dem Mischpult und zeigte an, dass eine SMS hereingekommen war. Er nahm es in die Hand und schaute drauf, bevor er es Nick reichte. »Hier, Kollege.«
»Style Boys @South Detroit Sounds
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