Der Verrat: Thriller (German Edition)
Hinsicht war sie wie Chrissie und Jade. Sie dachte, dass sie auf diese Weise an Scarletts Geld kommen könne. Das Haus und ihr Geschäft hatte sie bereits, doch sie wollte mehr. Sie liebte ihr Leben in Spanien, und ein Kind hätte sie ernsthaft eingeengt. Sowohl was die Arbeit als auch was ihr Privatleben betraf.«
»Mag ja sein. Trotzdem sollten wir sie überprüfen. Hast du ihre Kontaktdaten?«
Stephanie nickte. »Ich habe nicht mehr mit ihr gesprochen, seit sie nach Spanien abgerauscht ist, doch ich glaube kaum, dass sie umgezogen ist. Ihre Lebensbedingungen dort waren perfekt.«
Nick wirkte etwas besorgt. »Hast du sie nicht angerufen, als Scarlett starb? Hast du sie nicht zur Beerdigung eingeladen?«
»Simon hat mit ihr gesprochen. Ich wollte sie anrufen, aber alles war so chaotisch, dass ich nicht dazu kam. Ich habe allerdings eine Weihnachtskarte von ihr bekommen. Sie schrieb, dass es ihr gutgehe und dass wir sie besuchen sollten.«
Nick senkte zustimmend den Kopf. »Weißt du was, Steph? Ich glaube, wir beide könnten wirklich einen Wochenendtrip nach Spanien gebrauchen.«
Sie konnte nachvollziehen, wie er dachte, und obwohl ihr diese Gedankengänge unangenehm waren, konnte sie es ihm nicht übelnehmen. Wenn er Leanne erst mal persönlich kennengelernt hätte, dann würde er selbst merken, dass die Organisation einer so bis ins Letzte ausgetüftelten und komplizierten Entführung einfach nicht zu ihr passte.
Natürlich würde er das.
2
D en Flughafen Malaga zu verlassen fühlte sich an, als betrete man einen Hochofen. Die trockene Hitze nahm Stephanie fast den Atem. Als sie endlich so weit waren, dass die Klimaanlage in ihrem Mietwagen lief, klebte ihr Kleid bereits am Rücken, und von Nicks Haaransatz strömten die Schweißperlen. Sie fragte sich, ob es rassistisch war, zu denken, dass sein Aussehen eher zum mediterranen Sonnenschein als zum grauen englischen Wetter passte. Wie auch immer. Er sah auf jeden Fall wesentlich schicker aus in seinem weißen Leinenhemd, den Cargoshorts und der Sonnenbrille, die er sich ins Haar geschoben hatte. Wohingegen sie wohl einfach nur verschwitzt und genervt wirkte.
Dank Google Maps war es ein Leichtes gewesen, ihre Route zu Leannes Haus in den Hügeln hinter dem Küstenstreifen zu planen. Nick hatte geschätzt, dass sie eine halbe Stunde brauchen würden. Stephanie, die bereits einige Zeit in Spanien verbracht hatte, wo sie mit einem Golfer, einem Soap-Star im Ruhestand und einem Komiker Gespräche geführt hatte, rechnete in Anbetracht der spanischen Straßen und der vielen Touristen, die unterwegs waren, eher mit einer Stunde. Wenigstens würde die Landschaft schöner werden, wenn sie erst mal vom Flughafen und seiner unmittelbaren Umgebung weg waren.
Die Villa, die Scarlett für Leanne gekauft hatte, lag in einer ruhigen Seitenstraße in einer kleinen Gemeinde, die offenbar rund um ein älteres Dorf entstanden war. Ein paar Sträßchen mit alten Gebäuden waren von strahlend weißen Häusern mit Terrakottadächern umlagert worden. Der türkise Schimmer von Swimmingpools stach Stephanie in die Augen, als sie sich ihrem Ziel näherten. Die Siedlung wirkte wohlhabend und schläfrig in der Hitze des späten Vormittags.
Das Tor zu Leannes Haus stand offen, was Stephanie nicht weiter verwunderte. Immerhin betrieb Leanne ihr Geschäft von hier aus, wenngleich kein Schild am Tor darauf hinwies. Vielleicht versuchte sie ja, die örtliche Steuerbehörde zu umgehen, und arbeitete mit Mundpropaganda und Bargeld auf die Hand. Sie parkten neben einem silbernen Mercedes A-Klasse. Sie hatten sich entschieden, Leanne nicht durch einen Anruf vorzuwarnen, deshalb waren sie erleichtert, als sie Lebenszeichen entdeckten.
»Mit dieser Nagelpflegegeschichte muss ja Geld zu machen sein«, meinte Nick.
Jetzt, wo sie sich in größerer Höhe befanden, war die Hitze weniger drückend, aber Stephanie fand trotzdem, dass die Witterung eher nach einem Liegestuhl als nach privaten Ermittlungen verlangte. Doch dann dachte sie daran, wie Jimmy aus seinem alten Leben gerissen worden war, welche Ängste er jetzt wohl auszustehen hatte, und rügte sich innerlich. Welche Unannehmlichkeiten man auch an einem heißen Tag in Spanien über sich ergehen lassen musste, das war alles völlig unbedeutend, wenn man es mit dem verglich, was Jimmy verloren hatte.
Erinnerungen kamen ihr in den Sinn – die Freude auf seinem Gesicht, als er, in seinem ersten Neoprenanzug steckend, vor Brighton im Meer
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