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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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geschwommen war. Er war durch die sanften Wellen geplanscht und hatte sich dann glücklich kichernd in ihre Arme geworfen. Alles, was sie sich wünschte, war eine ganze Sammlung solcher Erinnerungen für sie beide.
    Von ihren Gedanken angespornt, begann sie sich genau umzusehen. Das Haus war gepflegt, der Putz sauber und frisch, der Kies geharkt, und in den Terrakottatöpfen blühten Geranien. An Rankgittern rechts und links der auf Mittelalter getrimmten Holztür wand sich Bougainvillea hinauf. »Sieht aus, als hätte sie eine gute Hilfe hier«, sagte Stephanie. »Ich glaube kaum, dass Leanne selbst das alles so in Ordnung hält.«
    Nick betätigte die Klingel, und sie warteten. Gerade als er die Hand ausstreckte, um erneut zu läuten, war das Schlurfen von Sandalen auf Fliesen zu vernehmen. Die Tür öffnete sich und gab einen kleinen, stämmigen Mann mit nahezu dunkelbraun gebrannter Haut frei. Er trug lediglich wild gemusterte Shorts und Flipflops. Da, wo eigentlich ein Sixpack hätte sein sollen, befand sich ein Bauch, der eher an ein ganzes Bierfass denken ließ. Ein Schopf dicken weißen Haars schützte seinen Kopf vor der Sonne, die den Rest seines Körpers so braun gebrannt hatte. Leicht verwundert musterte er seine Besucher.
    Stephanie und Nick waren nicht weniger verdutzt. »Wir suchen Leanne«, sagte Stephanie. »Das ist doch das richtige Haus, oder?«
    Der Mann kratzte sich am Kopf. »Das richtige Haus, aber das falsche Jahr. Wir haben das Haus gekauft, als sie ausgezogen war, und wir sind jetzt hier seit … neun Monaten?« Er hatte einen leicht abgemilderten Liverpooler Akzent.
    »Entschuldigen Sie, Mr. …« Nick zog seine Ausweispapiere aus seiner Gesäßtasche.
    »Sullivan. Johnny Sullivan. Und Sie sind?«
    Nick zeigte seinen Dienstausweis. »Detective Sergeant Nick Nicolaides, Met Police. Und das ist Stephanie Harker.«
    »Ich bin keine Polizistin«, erklärte Stephanie. »Ich bin eine alte Freundin von Leanne.«
    »Nun ja, wie ich bereits sagte, sie ist schon lange nicht mehr hier. Wir haben das Haus über einen Makler gekauft. Haben sie nie persönlich getroffen. Das lief alles über die Anwälte.«
    »Können wir kurz hereinkommen, Mr. Sullivan? Ich möchte Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.«
    Sullivan runzelte nachdenklich die Stirn. »Warum eigentlich nicht? Ich habe nichts zu verbergen.«
    Sie folgten ihm durch einen kühlen Hausflur in eine große Küche, die auf einen kleinen nierenförmigen Swimmingpool hinausging. Dahinter stand ein flaches Gebäude. Sullivan deutete mit dem Kopf in diese Richtung. »Dort drüben hat sie ihr Nagelstudio betrieben. Laut meiner Frau war sie sehr beliebt bei den ganzen Engländerinnen hier. Sie leistete gute Arbeit und war nicht teuer. Sie war die Cousine von dieser Scarlett, der aus Goldfish Bowl, die an Krebs gestorben ist. Aber das wissen Sie natürlich, da Sie ja mit ihr befreundet sind.« Er deutete mit dem Daumen in Richtung Terrasse. »Drin oder draußen?«
    »Drinnen wäre besser, Mr. Sullivan.« Nick hatte die Hand demonstrativ auf die Lehne eines Stuhls gelegt.
    »Setzen Sie sich«, lud Sullivan ein. »Möchten Sie ein Glas Wasser? Oder ein Bier? Ich habe die hiesige Sorte, die ist nicht schlecht.«
    Beide ließen sich ein Glas Wasser geben und machten sich dann daran, Johnny Sullivan auszuhorchen. Er hätte gar nicht entgegenkommender sein können und hielt offenkundig nichts zurück. Vor einem Jahr hatten er und seine Frau ein Appartement im Dorf gemietet und sich nach einem Anwesen zum Kaufen umgesehen. Leanne war eines Tages ohne Vorwarnung abgereist, was bei ihren Kunden für einige Misstöne gesorgt hatte. Sie hatten ihr allerdings alle sofort verziehen, als sie hörten, dass bei ihrer berühmten Cousine Krebs im Endstadium diagnostiziert worden war. Niemand konnte sich darüber beschweren, wenn deswegen eine Pediküre abgesagt wurde.
    Wesentlich überraschender fanden die Leute jedoch, dass Leanne nie zurückgekommen war. Offensichtlich war jemand in der Villa gewesen, um ihre Kleider und ihre persönlichen Dinge zusammenzupacken, aber diese Person war gekommen und gegangen, ohne gesehen zu werden. »Alle nahmen an, dass sie sich entschied, in England zu bleiben.« Er zuckte mit den Schultern. »Manche Leute bekommen eben Heimweh. Sie vermissen das Essen und das Wetter.«
    Ein paar Wochen nach ihrer Abreise war die Villa auf dem Markt. Johnny und seine Frau hatten durch die lokalen Makler davon gehört. »Ich werde Sie nicht anlügen.

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