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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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»Ich hoffe, du kannst das auch noch in sechs Monaten sagen.«
    Nick hatte seinen Kühlschrank mit Obst, Salaten, Käse und kaltem Braten bestückt. Der Brotkasten quoll über vor Ciabatta-Brötchen, Bagels und Croissants. Und Stephanie wusste, es würde so viel guten Kaffee geben, wie sie nur trinken konnte. Abgesehen von Gitarren und Konzerten waren Essen und Trinken der einzige Luxus, den Nick sich gönnte. Doch noch viel mehr als einen Brunch wünschte sie sich eine lange, heiße Dusche. Das FBI hatte sie in einer Notunterkunft untergebracht, nicht nur zu ihrem Schutz, wie Stephanie vermutete, sondern auch, um sie zu überwachen. Etwas anderes als eine schnelle Dusche in gebückter Haltung, wie ein schüchterner Teenager nach dem Schwimmunterricht, war da nicht möglich gewesen.
    Als sie aus dem Bad kam, fühlte sie sich fast normal. Nick hatte eine Auswahl von Speisen aufgetischt, und sie machte sich ein Ciabatta-Sandwich mit Hummus, Maissalat und sonnengetrockneten Tomaten.
    Bewaffnet mit Essen und Kaffee, saßen sie sich dann an Nicks Frühstücksbar gegenüber. Es gab in der ganzen Wohnung keinen anderen Platz zum Essen. Das Wohnzimmer mit der phantastischen Aussicht auf Paddington Basin und das westliche London war nur gemütlich, wenn man eine Gitarre war – oder ein Gitarrist.
    »Und was passiert jetzt? Arbeitest du immer noch mit dem FBI zusammen?«
    Nick atmete einen Schwall kaffeegeschwängerter Luft aus. »Theoretisch ja. Doch sie sind nicht sehr begeistert von unseren Informationen.« Er lächelte schief.
    »Es war nicht deine Schuld.«
    »Nein, aber wir sind weit genug entfernt, um als nützliche Sündenböcke herzuhalten. Im Grunde teilen sie nur ihre Ergebnisse mit uns. Sie informieren uns über all die Hinweise, die über diese Hotline eingingen und zu nichts führten. Aber was die aktiven Spuren betrifft – nada.«
    »Vielleicht haben sie keine aktiven Spuren. Ohne Kommunikation mit den Entführern gibt es da nicht viel weiterzuverfolgen.« Ihre eigenen Worte erschreckten sie. Sie schob ihr Sandwich von sich. Der Appetit war ihr vergangen.
    »Ich habe eine Nachricht von Vivian bekommen, in der sie mich bat, in unseren Datenbanken nach dem Namen zu fahnden, unter dem er geflogen ist. Er hat den Decknamen William Jacobs verwendet, doch wir haben nichts zu dieser Identität. Der Name sagt weder ihnen noch uns etwas. Das ist also eine weitere Sackgasse.« Nick biss von einem Bagel mit Erdnussbutter und Frischkäse ab und kaute so herzhaft, dass sie sehen konnte, wie sich seine Kiefermuskeln spannten.
    »Kann ich irgendetwas tun, um zu helfen?«
    »Praktisch gesehen gibt es nichts, was wir hier drüben machen können, es sei denn, sie fordern offiziell internationale Zusammenarbeit an.«
    »Obwohl Jimmy britischer Staatsbürger ist?« Bei Nick brauchte Stephanie ihre Empörung nicht zurückzuhalten.
    »Die Sachlage ist kompliziert. Wir haben ihnen unsere Unterstützung angeboten, aber solange sie uns nicht tatsächlich dazu auffordern, dürfen wir nicht in den Zuständigkeitsbereich eines anderen Landes hineinfunken.«
    »Was würdest du tun, wenn es dein Fall wäre?«
    Nick strich sich das Haar aus der Stirn und dachte einen Moment lang nach. »Ich würde mich auf das Verbrechen selbst konzentrieren, alle Äußerlichkeiten wegstreichen und mich dann fragen, was tatsächlich passiert ist.«
    »Was meinst du damit?«
    »Lassen wir mal alle Gefühle beiseite, die bei einer Kindesentführung immer hochkommen. Ignorieren wir alles außer dem eigentlichen Verbrechen.«
    »Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich dich verstehe.«
    Nick schaute über sie hinweg, während er überlegte, wie er ihr seine Gedankengänge deutlich machen könnte. Sie dachte daran, dass sie eine Eigenschaft an ihm wirklich mochte: Er nutzte seine Intelligenz nie, um sie einzuschüchtern oder dumm dastehen zu lassen. Er wollte sein Wissen teilen, nicht damit dominieren. »Vielleicht ist es am besten, wenn wir einfach mal Schritt für Schritt alles durchgehen. Was ist hier passiert? Ein Kind wurde entführt. War es ein spontanes Verbrechen, eine Gelegenheitstat?«
    »Nein, offensichtlich nicht.« Stephanie nahm die Rolle eines schülerhaften Assistenten ein.
    »War es geplant, lief aber trotzdem nach dem Zufallsprinzip? Um es genauer zu sagen: Hat der Entführer die Tat geplant, hatte aber kein spezielles Opfer im Sinn?«
    Stephanie runzelte die Stirn. »Das ist schwerer zu beantworten.«
    »Aber ich denke, wir können eine

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