Der Verrat: Thriller (German Edition)
willst, fällt bestimmt in ein paar Monaten etwas an, aber ich will mir nicht vorstellen, wie du dasitzt und Däumchen drehst. Du weißt ja, wie nervös du wirst, Herzchen.«
Es war ärgerlich, aber sie hatte recht. Nichtstun war keine Alternative. Hätte Pete freigehabt, dann hätten wir wegfahren können, Urlaub machen. Aber er hätte es nicht gut gefunden, wenn ich ohne ihn weggefahren wäre. Und, offen gestanden, ich auch nicht. Es hatte lange gedauert, bis ich einen Mann gefunden hatte, mit dem ich eine Bindung eingehen wollte, und jetzt, wo ich mit Pete zusammen war, gefiel mir das Alleinreisen nicht mehr, das ich in der Vergangenheit immer genossen hatte. Dieser Tage fragte ich mich, wie oft ich bei diesen Reisen einer Selbsttäuschung erlegen war. »Aber trotzdem«, sagte ich matt, denn ich wollte nicht allzu schnell nachgeben.
»Es kann ja nicht schaden, mit der jungen Frau zu reden «, sagte Maggie bestimmt. Einen zu beschwatzen ist unter ihrer Würde. Ihre Linie ist immer eher Bestimmtheit, kein inständiges Bitten. »Wer weiß? Vielleicht findest du sogar, dass du sie magst. Es sind schon seltsamere Dinge vorgekommen, Stephie. Es sind wirklich schon seltsamere Dinge vorgekommen.«
2
S obald sie mir das Versprechen abgenommen hatte, Scarlett Harlot zumindest zu treffen, legte Maggie auf. Sie behauptete immer, eines ihrer Erfolgsgeheimnisse als Literaturagentin sei, dass sie bereits aus der Tür war, bevor man es sich anders überlegen konnte. »Es ist den Leuten im Allgemeinen zu peinlich, ihr Wort nicht zu halten«, verriet sie mir einmal, als ich sie noch gar nicht lange kannte. »Vielleicht solltest du dir das für die Arbeit als Ghostwriterin merken. Wann immer ein Kunde mit einer Enthüllung kommt, von der du meinst, dass er sie später bereuen wird, entschuldige dich einfach und geh. Mach kein Aufhebens, tu einfach so, als sei nichts Besonderes, sondern als sei es einfach an der Zeit für dich, nach Haus zu gehen. Auf die Art und Weise ist es viel leichter.«
Später erwies sich Maggies Rat als überraschend wirkungsvoll. Er hat mich jedoch nicht immun gemacht gegen ihre Tricks. »Verflixte Maggie«, murmelte ich, während ich den Hörer auflegte. Dann kochte ich meine Kanne Kaffee zu Ende und setzte mich mit meinem iPad an die Frühstücksbar. Wenn ich mich mit Scarlett Higgins zusammensetzen wollte, musste ich über ihre Leistungen und Erfolge auf dem Laufenden sein. Und da alle vorübergehend berühmten Promis aus den Reality-Shows dazu tendieren, zu einer gestaltlosen Blondine zu verschmelzen, musste ich dafür sorgen, dass ich genug über Scarlett wusste, um ihre abgeschmackten Großtaten von denen der anderen unterscheiden zu können. Es wäre katastrophal, und würde keinen Vertragsabschluss geben, wenn ich sie nach dem falschen Lover aus einer Boygroup oder dem falschen Schauspieler einer Seifenoper fragte. Oder auch nach der falschen Droge ihrer Wahl. Ich musste lächeln, als ich mich an Whitney Houstons berüchtigtes Interview mit Diane Sawyer erinnerte. Tränen flossen, Bekenntnisse wurden abgelegt, bis Sawyer Crack erwähnte. Da brauste die Diva auf und stellte entschieden fest: »Jetzt muss ich mal eins klären. Crack ist billig. Ich verdiene zu gut, um jemals Crack zu rauchen. Dass wir uns da verstehen. Okay? Wir nehmen kein Crack.« Alles klar, Lady.
Eins nach dem anderen. Ich wollte mir das Format von Goldfish Bowl ins Gedächtnis zurückrufen, der Reality-Show, die Scarlett aus dem verschlafenen Yorkshire in die Wohnzimmer der Nation katapultiert hatte. Wikipedia würde dafür genügen.
Goldfish Bowl ist eine britische, auf dem Ausschlussverfahren beruhende Reality-TV-Show, die erstmals 2005 auf Sendung ging. Sie findet auf Foutra statt, einer kleinen schottischen Insel am äußersten Ende des Firth of Forth. Abgesehen von den Teilnehmern ist die etwa eine Meile lange und eine halbe Meile breite Insel unbewohnt. Vor der Show war das einzige Gebäude auf der Insel ein zerstörter Geschützbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Er wurde renoviert und dient den Kandidaten als einzige Unterkunft. Für die Show wurden Kaninchen und Kühe auf die Insel gebracht. Es gibt auch bewirtschaftete Flecken, wo die Fernsehgesellschaft essbare Pflanzen anbauen ließ; allerdings mussten die Kandidaten sie erst finden.
Als Mitspieler wurden absichtlich zwölf Stadtmenschen ohne praktische Fertigkeiten ausgewählt. Sie wurden in einem Boot auf die Insel gebracht und mussten sich dort selbst Unterkunft
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