Der Verrat: Thriller (German Edition)
vertraut war. Joshu hatte wenig Ausstrahlung mit seinem ungekämmten Haar, in Boxershorts und einem Arsenal-T-Shirt; er hatte den Kopf vorgestreckt und die Hände in die Hüften gestemmt. Dagegen stand George lässig gegen den Herd gelehnt, seine rechte Hand umfasste den linken Ellbogen, und die Finger der Linken machten spielerische Bewegungen in der Luft.
Als ich eintrat, blickten sie kaum zu mir herüber. »Es klingt vernünftig, egal, wie man es betrachtet«, sagte George. »Das musst du doch einsehen?«
»Ich seh das nicht so«, murmelte Joshu aufmüpfig. »Was ist mit meinem Image, Mann?«
»In den Augen deiner Fans bist du sowieso in festen Händen, Joshu«, sagte George. »Es ist ja nicht so, als wäre deine Beziehung zu Scarlett ein Staatsgeheimnis.« Er zeigte mit einer Kopfbewegung auf mich und fügte, ohne sich zu unterbrechen, hinzu: »Guten Morgen, Stephanie. Wie schön, Sie zu sehen.«
»Nur weil alle geschnallt haben, dass sie mein Mädel ist, also, das heißt doch nicht, dass ich nicht mein eigener Herr bin. Und dein Vorschlag, der klingt für mich, als sollte ich mich festnageln lassen.«
Obwohl Joshu sich so merkwürdig ausdrückte, ergab sich allmählich ein Sinn. Ich fragte George mit meiner besten Gesellschaftskomödienstimme: »Sie schlagen also vor, dass die beiden heiraten sollen?«
»Sie mögen mich altmodisch nennen, aber sie bekommt ein Kind von ihm.« George nahm die Arme herunter und ging auf die Kaffeemaschine zu. Scarlett öffnete den Schrank und schleuderte den Beutel mit Kapseln auf die Arbeitsfläche vor ihm, wobei es fast so aussah, als wolle sie ihn ihm an den Kopf werfen.
»Wir bekommen zusammen ein Kind«, korrigierte ihn Scarlett. »Und ich sehe nicht ein, dass wir dafür verheiratet sein müssen.«
»Ja. Wir brauchen keinen Wisch vom Staat.« Joshu kratzte sich im Schritt. Ich glaube, er wollte ungezwungen wirken.
»Das sehe ich ein.« George wandte sich an mich. »Kaffee, Stephanie?«
»Ja, bitte. Ich glaube, gestern hatte ich den violetten.«
»Der ist gut. Joshu, ich will damit keineswegs sagen, dass du eine Heiratsurkunde brauchst, um deine Beziehung mit Scarlett zu legitimieren. Die Paparazzi haben diese Notwendigkeit schon längst überflüssig gemacht, ehrlich gesagt. Ich meine nur, dass eine Heirat in der nicht allzu fernen Zukunft eine wunderbar profitable Sache wäre.«
»Wie bitte?« Joshu fuhr sich mit dem Fingernagel ins Ohr und kaute dann auf dem Rückstand herum.
»Er will damit nur sagen, wir könnten es zu einem netten lukrativen Geschäft machen«, erklärte Scarlett. »Hab ich recht, Georgie?«
Er lächelte. »Genau, meine Beste. Betrachtet es doch als Geschäftsangebot. Wir machen eine Fernsehdokumentation, lassen einen Designer die Kleider entwerfen und ein Hotel die Bewirtung übernehmen. Wir verhökern die Exklusivrechte an Yes! und bringen für die Feier ein neues Parfüm heraus. Stephanie, wann sollte das Buch noch mal rauskommen?«
»Einen Monat vor dem Baby.«
»Perfekt. Machen wir es doch dann.« George strahlte alle im Raum an, während er mir meinen Kaffee reichte. »Es wird den Absatz des Buchs um Tausende hochtreiben.«
»Was? Damit ich auf meinen Hochzeitsfotos wie ein verdammter gestrandeter Wal aussehe?« Die Entrüstung hatte Scarlett die Röte in die Wangen getrieben.
»Herzchen, wir werden das Kleid vom besten Modeschöpfer entwerfen lassen«, beruhigte sie George. »Du wirst umwerfend aussehen, und deinen Bauch wird niemand bemerken.«
Joshu kicherte. »Da wird man keinen Modeschöpfer brauchen, eher eine Backsteinmauer, hinter der sie sich verstecken kann.«
»Halt die Fresse«, fuhr ihn Scarlett an. »Wenn ich nicht wäre, hätte sowieso niemand Interesse daran, für deine Hochzeit was hinzublättern.«
»Wenn du nicht wärst, würde niemand außer meinen alten Tanten davon reden, dass ich heiraten soll.«
Die Diskussion deprimierte mich furchtbar. Nicht, dass ich übermäßig viel von der Institution der Ehe halte. Aber eins glaube ich doch, nämlich, dass Liebe etwas damit zu tun haben sollte. Seit ich den Raum betreten hatte, wurde von niemandem Liebe oder Zuneigung erwähnt. Man hatte über das Baby nur als ein Rädchen in der Maschinerie des Geschäftemachens geredet. Man brauchte kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass sie Glück haben würden, ihren ersten Jahrestag zu erreichen, sollte diese Ehe zustande kommen.
»Betrachte es doch als endgültige Rehabilitierung«, argumentierte George. »Niemand kann
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