Der Verrat: Thriller (German Edition)
Abbott es später nicht vor anderen Kollegen gegen sie verwenden. »Es sind Briten. Ich habe die Frau befragt, die das Kind begleitete; sie ist gerade dabei, ihn zu adoptieren. Und bis jetzt hat sie nichts geäußert, was man ein Motiv nennen könnte.«
Abbott gab einen brummenden, kehligen Laut von sich. »Dumme Geschichte. Sie schreiben, dass die leibliche Mutter des Kindes ein Reality-TV-Star war. Wie steht’s mit altmodischer Entführung und Lösegeldforderung?«
»Könnte sein, aber da ist Warten angesagt, und bis jetzt haben wir nichts gehört.«
»Wie es scheint, müssen Sie im Verhörraum weitermachen. Sehen Sie zu, ob Sie etwas Handfesteres aus dieser Frau rauskriegen können. Soll ich inzwischen das Material aus den Überwachungskameras durchgehen? Mal sehen, vielleicht ist herauszubekommen, ob sie zusammen das Flughafengebäude verlassen haben?«
»Das wäre sehr gut. Im Kontrollraum wird alles für uns zusammengestellt, aber es wäre mir viel lieber, wenn Sie es sich anschauen würden, statt dass die Leute im Kontrollraum es machen. Die andere Sache, die ich noch nicht in Erfahrung bringen konnte: Dieser Typ muss ihnen innerhalb der Sicherheitszone des Flughafengeländes gefolgt sein. Am leichtesten wäre es für ihn gewesen, wenn er eine Bordkarte für einen Flug gehabt hätte, der heute von hier abgeht. Aber offensichtlich ist er nicht an Bord eines Flugzeugs gegangen. Also muss eine Fluggesellschaft einen Passagier haben, der nicht erschienen ist, und das muss unser Mann sein.«
»Ich sehe, was Sie meinen. Jemand, der eingecheckt und die Sicherheitskontrolle passiert hat, aber nicht am Gate ankam. Davon gibt es jeden Tag einige. Überlassen Sie es mir, Vivian. Ich werde sehen, was ich rausfinden kann.«
»Danke, Don.«
»Kein Problem. Wenn es um ein Kind geht, müssen wir uns doch alle besonders anstrengen.«
Sie erinnerte sich, dass er selbst ein Kind hatte. Eine Tochter, zwei Jahre älter als Jimmy Higgins. Sie konnte sich vorstellen, dass eine Kindesentführung für ihn deshalb zu einem noch viel größeren Ansporn wurde. »Was immer nötig ist«, sagte sie. »Treffen wir uns doch später und schauen dann, was wir haben.«
»Klar. Rufen Sie mich an, wenn Sie mit der Befragung fertig sind.«
Der liebe Gott wusste, wann das sein würde, dachte sie. Stephanie Harkers Geschichte war kompliziert, und die Frau schien entschlossen, jedes Detail mit ihr zu teilen. Wahrscheinlich gab ihr das Erzählen der ganzen Geschichte das Gefühl, etwas Nützliches zu tun, etwas, das zur Rettung des Kindes beitragen konnte. Vivian konnte ihr das nicht vorwerfen, aber die Tatsache blieb bestehen, dass sie eine Aufgabe hatte, bei der im Allgemeinen der Zeitdruck eine bedeutende Rolle spielte. Sobald ihr Hintern wieder auf dem Stuhl landete, fiel sie in den Verhörmodus zurück. »Also, wie war das mit Scarletts Familie?«
»Einen Moment«, protestierte Stephanie. »Was ist denn los? Dieser Anruf – hatte der mit Jimmy zu tun? Gibt es etwas Neues?« Ihre Angst kam wieder nach oben und bahnte sich einen Weg durch ihre sorgfältig errichtete Abwehr.
Vivian unterdrückte einen ungeduldigen Seufzer. »Keine Neuigkeiten. Ich habe nur einen Kollegen informiert, der eine andere Ermittlungsrichtung verfolgt.«
»Was für eine Ermittlungsrichtung? Hat sich jemand gemeldet? Hat jemand Jimmy gesehen?« Stephanies Augen glänzten tränennass, und sie wischte sie nervös mit dem Handrücken ab.
»Nein, so etwas nicht. Mein Kollege wird das Material aus den Überwachungskameras sichten, um zu sehen, ob wir den Aufenthaltsort des Kidnappers vor der Entführung feststellen können. Und ob wir herausfinden können, wo und wie er das Flughafengelände verließ. Es sind viele praktische Dinge einzubeziehen. Zum Beispiel muss der Entführer entweder einen gültigen Ausweis oder eine verdammt gute Fälschung vorgezeigt haben, um eine Bordkarte zu bekommen und sich vor oder mit Ihnen und Jimmy durch die Sicherheitskontrolle zu mogeln.«
Stephanie runzelte die Stirn, ihre Gefühle wurden jetzt zurückgedrängt, weil sie plötzlich einen Fehler in der Argumentation erkannte. »Nicht unbedingt«, sagte sie.
Vivian war bestürzt. »Wie meinen Sie das? Die Sicherheitskontrollen hier sind unheimlich streng. Man kann sich ohne die erforderlichen Papiere nicht mit Geplauder an den TSA-Leuten vorbeimogeln.«
»Wenn der Entführer unsere Flugzeiten kannte, hätte er uns nicht zu folgen brauchen. Es gibt mehr als eine Möglichkeit, in
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