Der Verrat: Thriller (German Edition)
dir mehr Rassismus vorwerfen, wenn du Joshu heiratest.«
»Aha, ich bin also der Vorzeige-Farbige bei meiner eigenen Hochzeit, was?«
Diesmal war ich Joshus Meinung.
»Halt die Fresse«, wiederholte Scarlett. »In der Hinsicht brauche ich keine Beweise zu bringen, Georgie. Wenn ich diesen Dödel heirate, wird es nicht deshalb sein, weil ich mich vor den Gutmenschen und ihrem Gemecker in Sicherheit bringen will. Was du gesagt hast, dass man eine große Sache daraus machen könnte – meinst du wirklich, das würde funktionieren? Du glaubst, wir könnten es hinkriegen, dass alles bezahlt wird und wir dabei noch verdienen?«
»Ich bin absolut sicher«, erwiderte George. »Ein paar Leute habe ich schon angesprochen, und du kannst mir glauben, es würde sich eindeutig verkaufen lassen. Stephanie, sagen Sie ihr doch, wie sich die Schlagzeilen auf den Absatz von Büchern auswirken können.«
Ich warf George einen Blick zu, mit dem ich ihm zu verstehen geben wollte, wie wenig ich es schätzte, mit in diese schäbige Vereinbarung hineingezogen zu werden. »Er hat recht«, gab ich jedoch zu. »Wenn es in den Nachrichten ist, wird der Umsatz eine ganz andere Dimension erreichen. Es lässt die Leute wieder daran denken, wer du bist und warum sie ein Interesse an dir haben sollten. Es bedeutet praktisch eine Verdoppelung oder Verdreifachung des Werbebudgets.«
»Siehst du, Joshu?« Scarlett kam herüber und schlang die Arme um ihn. »Wir sollten es tun. Wir werden nicht ewig in den Schlagzeilen sein, Schatz …«
»Da sprichst du aber nur für dich selbst«, brummte er.
Sie wich zurück. »Na gut, dann also: Ich werde nicht ewig in den Schlagzeilen sein, deshalb muss ich Geld machen, solange ich kann. Und mach dir nichts vor, Joshu. Es ist nicht die Hochzeit meiner Träume. Ein bisschen Romantik wäre ganz schön gewesen. Aber ich muss meine Chance nutzen, wenn sie sich bietet. Wenn wir dabei wirklich gut verdienen können, sollten wir es tun. Es wird unsere Beziehung nicht verändern.«
»Und ihr könnt einen Ehevertrag aufsetzen lassen, wenn du dich sorgst, dass du dabei schlecht wegkommst«, schaltete sich George ein. »Wirklich, Joshu, es hat keine Nachteile.« »Für dich vielleicht nicht. Aber meine Familie wird kein Wort mehr mit mir reden.«
»Du hasst doch deine Familie«, sagte Scarlett. Sie schmiegte sich an ihn und rieb ihre Nasenspitze gegen seine. »Und außerdem – wer sonst würde dich nehmen?«
»Ich hätte die freie Auswahl«, sagte er. Aber er war nicht recht bei der Sache, legte die Hand auf ihr Hinterteil und zog sie zu sich heran. »Ach, scheiß drauf, warum nicht? Okay, George. Wir machen es. Kümmere dich um die Vorbereitungen, aber sorg dafür, dass wir eine Gästeliste mit A-Promis haben und dass alle Ausgaben gedeckt sind. Ich will nicht für ’ne Hochzeit blechen.«
George strahlte. »Ich hab doch gewusst, dass du Vernunft annehmen wirst.«
Mir wurde dabei fast übel. »Aber da ist noch eins«, sagte ich. Alle sahen mich erwartungsvoll an. »Für die Medien musst du dir eine romantische Geschichte zum Heiratsantrag ausdenken. Es sollte schließlich der Bräutigam sein, der den Antrag vorbringt, nicht der Agent.«
Zum ersten Mal fehlten allen die Worte.
Vertrauen ist für Ghostwriter der Grundpfeiler einer effektiven Arbeit. Man hat nur sehr kurz die Gelegenheit, eine Verbindung herzustellen. Ich habe Ghostwriter sagen hören, es spiele keine Rolle, ob die Kunden einen mögen, wichtig sei dagegen, ob sie glauben, dass man liefern kann. Aber ich bin anderer Meinung. Ich meine, man muss sie davon überzeugen, dass man eine freundschaftliche Beziehung zu ihnen hat.
Ich bin stolz auf meine Arbeit und will das gelungenste Buch schreiben, das zu schreiben mir möglich ist. Damit wir uns nicht missverstehen, ich habe schon mit Menschen gearbeitet, mit denen ich mich nicht gut verstand, und ich habe mich krummgelegt, um diesen Mangel an Übereinstimmung vor den Lesern zu verbergen. Aber wenn man will, dass sie sich öffnen und über die Dinge reden, von denen sie nie zuvor gesprochen haben, und einem Einblick in die Hintergründe der Geschichte gewähren, dann braucht man Vertrauen.
Verletzungen wirken sich auf die Menschen auf verschiedene Weise aus. Manchmal sind sie hinterher fieberhaft darauf aus, an jemanden zu glauben. An irgendjemanden, eigentlich. Selbst an jemanden, der sich dafür bezahlen lässt, zu lächeln und ihnen zu sagen, sie seien etwas ganz Besonderes. Andere gehen in
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