Der Verrat: Thriller (German Edition)
starrten das Gerät an. Dann räusperte sich Scarlett. »Du hast recht. Ich habe es geplant. Ich wusste, dass ich schwanger war, als ich nach Foutra zurückging. Und außerdem wusste ich, dass die zweite Staffel meine Chance war, die nächste Stufe zu schaffen. Ich schätzte, dass ich nur eine Gelegenheit bekommen würde, mit der Nachricht über das Kind für Furore zu sorgen, also sollte ich wohl alles aufs Spiel setzen.« Sie warf mir einen schlauen Blick zu. »Ich finde, das hab ich ziemlich gut gemacht.«
Ich lachte. »Mich hast du drangekriegt. Und ich bin die Beste. So gut hast du das gemacht. Es war alles geplant, Scarlett? Von Anfang an?«
»Direkt von Anfang an.« Mit einer übertriebenen Geste der Erleichterung ließ sie sich im Sofa nach hinten fallen. »Steph, es ist verdammt großartig, das endlich jemandem zu erzählen. Ich hab so lange die Schnauze halten müssen, es hat mich fast umgebracht.«
Und jetzt brach alles aus ihr heraus. Der merkwürdige, wirre Plan einer Frau, die keine Perspektive hatte, keine Qualifikationen und keinen ersichtlichen Ausweg aus der Sackgasse ihres Lebens, das sie entschieden ablehnte. »Ich erinnere mich, als Big Brother anfing. Ich war viel zu jung, um teilzunehmen, aber ich sah, dass so etwas für jemanden wie mich ein Ausweg sein könnte. Für jemanden mit einem völlig beschissenen Leben.«
»Und mit Grips«, sagte ich. »Das ist es, was dich von den anderen unterschied, oder?«
»Na ja, ich glaub schon«, sagte sie. »In der Schule war ich nie gut, hauptsächlich weil sie mich schon abschrieben, bevor ich mich eingewöhnt hatte. Aber ich dachte, wenn ich an einer dieser Shows teilnehmen würde, dann könnte ich meine Rolle gut genug spielen, um etwas aus mir zu machen. Ich studierte sie, als wäre es Mathe oder Geschichte oder sonst was. Ich hätte mit dem Spezialthema Reality-TV bei Mastermind auftreten können.« Sie lachte in sich hinein. »Die Allgemeinbildung wäre allerdings ein Desaster gewesen.«
Sie hatte sich dreimal beworben, bevor sie endlich ihren Platz in Goldfish Bowl bekam. »Ich musste mich ständig dümmer stellen.« Sie verdrehte die Augen. »Du würdest nicht glauben, wie verdammt doof die meisten Leute sind, die es in diese Shows schaffen. Sie haben keine Ahnung. Kein Wunder, dass die Fernsehsender Shows wie Goldfish Bowl so mögen. Sie können die Kandidaten hemmungslos ausnehmen, und die Ärmsten merken es noch nicht einmal.«
»Alles war also ein Schwindel?«
»Von Anfang bis Ende. Erinnerst du dich an den Abend in der ersten Staffel, als ich betrunken war und nackt auf dem Tisch tanzte?«
Ich schauderte. Es war unvergesslich gewesen, aber aus den falschen Gründen. »O ja.«
Scarlett bog sich vor Lachen. »Ich weiß, es ist entsetzlich, wenn man sich das ansieht. Aber das hat voll die Schlagzeilen gemacht. Ich war gar nicht besoffen, weißt du. Ich tat nur so, als hätte ich viel mehr getrunken, als der Fall war, dabei war ich total stocknüchtern. Ich hab sie alle verarscht, Steph. Und sieh mich jetzt mal an. Ich habe ein Haus und Geld auf der Bank. Du wirst mich zu einem Bestseller machen. Und mein Kind wird einen Daddy haben.«
»Was ist mit Joshu? Gehört er auch zu dem Spiel?«
Sie schien empört. »Natürlich nicht. So grausam wäre ich nicht. Ich würde nicht so mit den Gefühlen von jemandem spielen. Ich liebe Joshu, und er liebt mich.«
Die zweite Hälfte des Satzes überzeugte mich nicht ganz. Und was wäre, wenn Joshu jemals klarwurde, dass die Frau in seinem Leben ungefähr siebenmal schlauer war als er? »Wenn du nur glücklich bist, das zählt. Aber ich muss dir gratulieren, Scarlett. Du hast deine Sache wirklich toll gemacht. Als ich einfach nur Zuschauerin war, hatte ich keine Ahnung, dass du etwas anderes warst als eine nette, aber doofe Tussi.«
Scarlett rutschte näher, um mich abzuklatschen. »Alle Achtung, Steph! Du bist die Einzige, die das jemals rausgekriegt hat. All die Zeitungsschmierer, die Fernsehproduzenten, die Geschäftsleute, die meine Marken herstellen, sie glauben, dass ich blöd bin, deshalb behandeln sie mich so scheißherablassend, und dann lassen sie alles durch Georgie vermitteln. Und der gute Georgie ist wie die meisten Leute. Er hatte sich seine Meinung über mich gebildet, bevor er mich überhaupt kennenlernte. Er glaubt, meine Grenzen zu kennen, und richtet sich danach. Niemals schaut er mich tatsächlich an oder hört mir zu. Er achtet nur auf die Oberfläche. Das ist einer der Gründe,
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