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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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fahren.«
    »Was?« Jetzt war sie ganz Ohr.
    »Du hast einen Kaiserschnitt bekommen. Du darfst sechs Wochen nicht Auto fahren. Und du sollst nichts hochheben, was schwerer ist als ein Teekessel. Joshu wird dich von vorne bis hinten bedienen müssen.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst?«
    »Doch. Hör zu, ich versuche noch mal, Joshu zu erreichen, wenn ich draußen bin. Und ich rufe auch Georgie an. Er wird ja die Absprache mit den Medien treffen wollen. Und ich muss auch mal schlafen.«
    »Danke. Bis später.«
    Ich beugte mich über sie und küsste Jimmy auf die Stirn. »Er ist phantastisch.«
    Scarlett warf mir einen merkwürdigen Blick zu, als sei ihr gerade etwa eingefallen. »Würdest du seine Patin werden?«
    »Ich? Ich weiß doch gar nichts über Kinder.«
    »Zeit, dass du es lernst.«
    »Ich wäre eine beschissene Patin.«
    »Nein, das wärst du nicht. Das würdest du dir nicht erlauben. Tu’s doch. Ihm zuliebe. Er braucht jemanden in seinem Leben, der nicht übergeschnappt ist.«
    Ich weiß nicht, warum ich es tat, aber ich sagte zu. Und so fing es an mit mir und Jimmy.

    Ich versuchte, Joshu vom Krankenhaus aus anzurufen, aber mein Handy funktionierte nicht. Er hätte wahrscheinlich gern ein wenig Vorwarnung gehabt, da er fest schlafend und splitternackt auf einem der Ledersofas lag, als ich kam. Es war kein schöner Anblick. Ich griff nach einem der Kuhfelle und deckte ihn damit zu. Er brummte und regte sich ein bisschen, dann schlug er die Augen auf. Dass ich in Scarletts Klamotten vor ihm stand, löste einen Ausdruck totaler Verwirrung aus.
    »Was’n los?«, ächzte er und gähnte dann herzhaft, wobei ein Schwall unverdauten Alkohols zu mir herüberwehte. Mit einiger Verspätung bemerkte er, dass ich allein war. »Wo ist meine Frau?«, fügte er mit einem schlauen Grinsen hinzu. »Ich hab gesehen, dass ihr Mädels in meinem Wagen abgehauen seid.« Er stemmte sich mühsam hoch und gähnte noch einmal. »Scheiße, mein Kopf tut weh. Ich brauche Drogen.«
    »Tee brauchst du«, sagte ich. »Du musst nämlich los und dir deine Frau und deinen Sohn ansehen.« Ich drehte mich auf dem Absatz um und marschierte in die Küche. Mit diesem faulen, untauglichen, rücksichtslosen kleinen Scheißkerl hätte ich am liebsten überhaupt nicht geredet.
    Gerade hatte ich das Wasser aufgesetzt, als er hereintaumelte, das Kuhfell wie einen grotesken Kilt um die Hüften geschlungen. »Sagtest du ›Sohn‹?«
    »Während du deine Hochzeitsnacht mit deinen Kumpanen durchgesoffen hast, hat deine Frau ein Kind zur Welt gebracht, Joshu«, schimpfte ich. »Dabei hat sie sich zwischen den Wehen gefragt, wo du Blödmann dich versteckst.«
    Wie Wasser vom Gefieder einer Ente perlten die Worte an ihm ab. »Ich hab einen Sohn?« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Halluziniere ich? Ich meine, wer weiß, was ich gestern Nacht genommen hab, es hat mir den Kopf total zugedröhnt. Ist das Tatsache? Ich habe einen Sohn?«
    »2750 Gramm. Sein Name ist Jimmy.«
    »Aber es sollte doch noch … was … noch sechs Wochen dauern?«
    »Sie hat das Datum verwechselt. Wahrscheinlich kam er zwei Wochen zu früh, aber mehr nicht.« Für mich steckte ich eine Kapsel in die Kaffeemaschine.
    Er lachte liebevoll. »Blöde Ziege kann nicht mal zählen. Mensch, da laust mich der Affe. Ich bin Vater.« Er fuhr sich mit einer Hand übers Haar und stürzte auf die Frühstücksbar zu, wo er offenbar seine Taschen geleert hatte. Dann schnappte er sich seine Zigaretten und zündete sich eine an. »Eigentlich sollte es ja eine Zigarre sein, aber das wird erst mal reichen müssen. Du hättest mir auf dem Heimweg ruhig eine Zigarre kaufen können, Stephanie.«
    »Komisch, da bin ich überhaupt nicht drauf gekommen. Du solltest dich frisch machen und zusehen, dass du rüberfährst. Seltsamerweise war sie nicht gerade erfreut über dich.« Ich knallte eine Tasse Tee vor ihm auf den Tresen. »Trink das.«
    »Warst du dort, bei ihr?«
    »Ja. Es war sehr beängstigend. Sie mussten eine Notoperation machen.«
    »Eine was?«
    Die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, klangen, als sei ich meine Mutter. Was bringen sie den Kids heutzutage bei in der Schule? »Das Baby blieb stecken und konnte nicht rauskommen. Deshalb mussten sie ihren Bauch aufschneiden und es schnell rausholen.«
    Er nahm zögernd einen Schluck Tee und schüttete dann den Rest auf einmal runter. Dann schauderte er und richtete sich auf. »Was? Sie haben ihren Bauch aufgeschnitten? Das ist ja

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