Der Verrat: Thriller (German Edition)
könntest ja mitkommen?« Ich räumte die Teller und Gläser weg.
»Lieber nicht«, sagte er, sein Hohn war nicht zu überhören.
Und so ging es weiter. Pete erwartete, dass ich da war, wenn seine unregelmäßigen Arbeitszeiten ihm Freizeit ließen. Er hatte immer schon genörgelt, wenn meine Arbeit verlangte, dass ich außer Haus war; aber wenn keine Interviews anstanden, konnte ich ziemlich flexibel sein, um mich ihm anzupassen. Allerdings war es nicht immer leicht, den Zeitplan einer jungen Mutter und eines Neugeborenen damit in Einklang zu bringen, und Pete wurde zunehmend gereizt, wenn ich zu viel mit Scarlett und Jimmy beschäftigt war, um mich ganz ihm zu widmen. Offen gesagt, es begann recht belastend zu werden. Es war, als sei er eifersüchtig auf die Zeit, die ich mit Scarlett und Jimmy verbrachte.
Wie bei allen Tyrannen war sein ständiges Nörgeln am verletzendsten, wenn es meine eigenen unguten Gefühle widerspiegelte. Denn es stimmte, dass Scarlett nach Jimmys Geburt viel Unterstützung brauchte. Als sie aus dem Krankenhaus kam, war sie nicht in sehr guter Verfassung. Ein Kaiserschnitt ist ja ein schwerwiegender chirurgischer Eingriff, und das heißt, dass man sich schonen soll. Sie mochte es nicht, dass sie eingeschränkt war, was Bewegung und Tätigkeiten anbetraf, aber sie hatte keine Wahl. Es ist schwer genug, über eine größere OP wegzukommen. Und eine noch größere Herausforderung ist es, wenn das Leben durch die Ankunft eines Babys verändert worden ist. Nichts läuft so, wie es früher war. Es wäre nicht so schlimm gewesen, hätte sie einen Mann gehabt, der sie unterstützte, oder Verwandte, die alle kommen und ihr beistehen konnten. Aber Joshu gab dem Begriff Elternteilzeit eine ganz neue Bedeutung. Er kam mit Blumen und Plüschtieren hereingeschneit, knuddelte seinen Sohn zehn Minuten, dann bestellte er etwas zu essen. Er blieb so lange, bis er mit Scarlett gegessen hatte, dann verschwand er wieder, zur Arbeit oder um in Clubs zu gehen. Sein Leben hatte sich überhaupt nicht geändert. Drogen, Alkohol, die Arbeit als DJ standen weiterhin im Mittelpunkt seiner Tagesordnung. Ich hatte den Verdacht, auch Frauen.
Jeden zweiten Tag schaute ich vorbei und brachte den Spießrutenlauf durch die Zeitungsschmierer hinter mich, die praktisch vor dem Tor zu leben schienen. Ich begann zu verstehen, wie sehr ihre ständige Gegenwart Scarlett bedrückte. Sie war jedenfalls nicht in der Stimmung, ihre Gier zu stillen.
Das brachte seine eigenen Probleme mit sich. Nachdem sie vier oder fünf Tage zu Hause war, rief ich George an. »Sie werden eine Haushaltshilfe für Scarlett suchen müssen, die rund um die Uhr da ist«, sagte ich. »So kommt sie nicht klar. Die Wohnung ist vermüllt, die Wäsche stapelt sich, und jemand muss mal einen Großeinkauf machen.«
»Können Sie ihr nicht zur Hand gehen, Stephanie?«
Diese noblen Männer! Sie geben vor, für den Feminismus zu sein, dabei haben sie keine verdammte Ahnung. Zu meinem Entsetzen fand ich, dass ich schon wie Pete klang. »Ich bin ihre Autobiographin, George, nicht ihre Mutter. Sorgen Sie dafür, bitte.«
Und so erschien Marina auf der Bildfläche. Eine üppige Brünette, die auf die dreißig zuging. Marina war aus Rumänien, aber sie sprach besseres Englisch als die meisten der Dummchen, mit denen Scarlett umging, wenn sie in der Öffentlichkeit zu sehen war. Sie hatte einen boshaften Humor, aber trotz ihrer Figur, die der eines Hollywood-Starlets aus den Fünfzigern glich, und ihrem dazu passenden Gesicht war sie ein Workaholic. Ich mochte sie, aber, was wichtiger war, auch Scarlett mochte sie. Außerdem war sie gegen Joshus Attraktivität vollkommen immun. Sie machte deutlich, dass sie ihn für einen Vollidioten hielt, ohne je etwas zu sagen oder zu tun, das zu weit ging.
Sie setzte sehr klare Grenzen, diese Marina. Sie war hier, um zu arbeiten, nicht um Scarletts Vertraute zu sein. Wann immer wir versuchten, sie in unseren Kreis aufzunehmen, zog sie sich höflich zurück. Sie sorgte dafür, dass das Haus sauber und ordentlich war, erledigte die Einkäufe und kochte, am Nachmittag passte sie zwei Stunden auf Jimmy auf, und damit hatte es sich. Abends ging sie auf ihr Zimmer, wo sie einen Fernseher und einen billigen Laptop hatte, oder sie setzte sich auf ihr Fahrrad und fuhr ins nächste Dorf, wo es einen Pub und offenbar ein paar andere Rumänen gab, die in der Gegend arbeiteten.
Nach diesem kleinen Drama gewöhnten Scarlett und ich uns an
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