Der Verrat
sternenlose Nacht.
Sie dachte an GeraldsWorte zuAlan: Du musst ihn an einen verlassenen Ort führen und ihn für mich in einen Beschwörungskreis locken.
Mae wollteAlans Geheimnis nicht verraten.All ihr Zorn gegen ihn schien wie verflogen, wenn sie an den rennenden Jungen dachte, der verkrüppelt und vaterlos aufwuchs und niemanden auf derWelt hatte.
Doch ihr wurde klar, dass abgesehen davon sie es gar nicht wagte, Nick zu sagen, dass sein einzigerAlbtraum wahr werden konnte. Er war kein Mensch. Er kannte kein Mitleid, doch er kannteWut, und sie hatte entsetzlicheAngst davor, was er tun würde, wenn sie ihm den einzigen Grund nahm, sich menschlich zu verhalten.
15
Die irrende Lady
E in Krachen weckte Mae aus unruhigen, dämonenerfülltenTräumen. Sie rollte sich aus dem Bett und lief zurTreppe, wo sie abrupt stehen blieb, als sie sah, wie sich Jamie keuchend ansTreppengeländer klammerte.
Auf der obersten Stufe saà Nick.Auch er atmete schwer und seine Brust hob und senkte sich schnell unter dem dünnen grauen T -Shirt. Er hatte die Handgelenke auf die Knie gelegt und sah Mae an.
Das lieà auch Jamie aufsehen. Er lächelte sie an, was ihr sagte, dass er ihr nicht böse war, solange Seb nicht anwesend war. Sie grinste ebenfalls.
»Mae, er hat mir befohlen, joggen zu gehen!«, rief Jamie. »Bitte sag ihm, dass ich nicht jogge!«
»Jamie und ich sind wie die Lilien auf dem Felde«, sagte Mae zu Nick. »Wir säen nicht und wir joggen auch nicht.«
Sie ging zu Jamie und legte ihm denArm um dieTaille. Er stützte sich schwer auf sie, legte seine verschwitzteWange an ihre und jammerte leise.
»Offenbar rennt er doch«, widersprach Nick. »Er braucht nur einenAnreiz. Und wenn er nicht so gekreischt hätte, wäre er auch nicht so auÃerAtem.«
»Das war kein Gekreische«, widersprach Jamie würdevoll. »Das war ein gedämpfter, männlicherAngstschrei.«
»Vielleicht solltet ihr mit etwas Ruhigerem anfangen«, sagte Mae und klopfte Jamie auf den Rücken.
»Ja, ruhiger!«, sagte Jamie dankbar. »Weniger Messer, mehr Yogilates.«
Es klingelte an derTür, und Mae lief los, um sich ihre Jeans anzuziehen, da Jamie offensichtlich völlig schachmatt und nicht in der Lage war, an dieTür zu gehen. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, wer unten stand, bevor sie hinunterging und ihn hereinlieÃ.
»Ich dachte, ich könnte dich zur Schule mitnehmen«, sagte Seb, dieAutoschlüssel in der Hand, die er fast fallen lieÃ, als er Nick und Jamie sah.Vorsichtig fragte er: »Was ist denn hier los?«
»Nick überwacht meine neuenTrainingseinheiten«, sagte Jamie und sah Seb böse an. »Ich möchte muskulöser werden und attraktiver. Für die Männer.«
Sebs Gesicht wurde langsam von einer entsetzten Röte überzogen.
Nick lachte, doch Mae verkniff sich ein Lächeln, damit Seb nicht das Gefühl hatte, sie würden sich gegen ihn verschwören.
Sie freute sich, ihn zu sehen.Als sie dieses Mal aus dem Fenster gesehen hatte, hatte sie gleich gewusst, dass er es war und nicht Nick, und das nicht nur, weil sie wusste, dass Nick bereits auf derTreppe saÃ. Die Erinnerungen an beide waren ganz frisch, an ihre Haltung, an ihre genaue GröÃe. Seb sah ganz anders aus als Nick. Er sah normal und liebenswert aus und als ob er ihr nicht das Herz brechen könnte. Und auÃerdem hasste sie es, zu Fuà zur Schule zu gehen.
»Komm, lass uns gehen«, sagte sie.
Sie öffnete dieTür einem wunderbaren, lichtdurchfluteten Sommertag.
»Wir sehen uns wohl später«, sagte Nick hinter ihr.
Heute hat Nick sein erstes Wo rt gesprochen: »Stuhl.«
Lange Zeit habe ich nichts in dieses Ta gebuch geschrieben. Ich wollte Al an nicht diesen Elendsbericht hinterlassen.
Ab er der heutige Ta g ist anders als alle anderen. Nick hat heute sein erstes Wo rt gesprochen, wenn auch eher mit der heiseren, krächzenden Stimme eines Raben als mit der eines Kindes.
Ab er er verstand, was er sagte. Er sagte mehr als ein Wo rt. Al an deutete auf mich und sagte: »Dad.«
Das überraschte mich mehr als das Wu nder, dass ein Dämon Wo rte hervorbringen konnte.
We nn ich an ihn als irgendjemandes Kind gedacht hatte, dann als an das Kind von Ar thur. Ab er Nick hat Ar thur natürlich vier Jahre lang nicht gesehen, und in dieser Zeit war stets Al an bei ihm gewesen, hatte ihm Wo rte
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