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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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zugeflüstert und ihm erzählt, wie die We lt war.
    Al an war sicher gewesen, dass Nick sein Bruder war, und das machte mich zu seinem Va ter.
    Dem Va ter des Dämons.
    Ich fühle mich nicht wie sein Va ter, aber ich kann auch nicht mehr »Es« zu ihm sagen. Ich kann das Glück nicht vergessen, das mich durchströmte, als ich ihn sprechen hörte und zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass es Hoffnung gab.
    We nn er spricht, wenn er einem Menschen so ähnlich sein kann, dann könnte ich endlich ein wirkliches Ziel haben.
    Heute habe ich Nick zum ersten Mal hochgehoben. Er wird viel zu schwer, als dass Al an ihn noch tragen kann. Und Al an sah sehr glücklich aus, als ich es tat.
    Ich musste ihn gleich wieder absetzen, nicht weil er zu schwer war, sondern weil ich den An blick dieser Au gen und der stillen Maske eines Kindergesichts so nahe nicht ertragen konnte. Ich weiß nicht, wie Al an das aushält.
    Al an ist noch so klein. Er weiß nicht genug von Kindern, als dass er wüsste, wie ein Baby aussehen sollte, und er ist an Nick mittlerweile gewöhnt. Vi elleicht sieht Nick für ihn menschlich aus.
    Bevor sie an diesem Ab end zu Bett gingen, saß Nick wie üblich neben Al an und hatte ein Buch verkehrt herum im Schoß liegen.
    Â»Soll ich dir vorlesen, Nick?«, fragte ich, hob ihn wieder hoch und setzte ihn auf meinen Schoß. Er versuchte, sich herunterzuwinden, wie er es immer bei Al an tut, doch ich hielt ihn fest, und nach einer We ile hörte er auf, sich zu wehren. An meiner Brust fühlte er sich an wie ein richtiges Kind, klein und warm. Ich konzentrierte mich auf die Geschichte, las mit gleichmäßiger Stimme, und bei den Wo rten: »Der König der wilden Kerle sagte …«, fiel Nicks Kopf in meine Ellenbeuge und er war eingeschlafen.
    Ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte, und dann sah ich plötzlich meinen Sohn. Er hatte sein Buch sinken lassen und betrachtete mich und seinen Bruder. Der hoffnungsvolle, ängstliche Au sdruck in seinem Gesicht weckte in mir den Wu nsch, den Dämon beiseite zu werfen und ihn an mich zu ziehen.
    Stattdessen fuhr ich mit den Fingern durch Nicks dichte schwarze Haare. Es war keine großartige Geste, aber es fühlte sich auch nicht schlecht an. Nick bewegte sich, wachte aber nicht auf, und Al an lächelte, zittrig zwar, aber froh.
    Â»Komm her, mein Liebling«, sagte ich und zog ihn mit der freien Hand an mich. Er kam bereitwillig und schmiegte sich an mich, wie er es seit seiner frühesten Kindheit nicht mehr getan hatte. »Das ist erst der An fang«, erklärte ich ihm. » Wi r müssen genau überlegen, was wir als Nächstes tun.«
    We nn man einem Dämon Menschlichkeit beibringen kann, dann hätte ich in meinem Leben etwas ungeheuer Wi chtiges erreicht.
    Ich glaube, ich begann mit diesen Au fzeichnungen, um meinen Sohn zu behalten, der Tü ren vor mir verbarrikadierte und immer zuerst nach einem anderen Gesicht Au sschau hält, und der seit seinem vierten Lebensjahr nicht mehr nur mir gehörte. Ich will, dass er dies nach meinem To d bekommt, weil ich ihn im Leben so schmählich im Stich gelassen habe.
    Jetzt habe ich eine Vo rstellung davon, was ich für ihn tun kann.
    Ich hielt meinen Sohn an mich gedrückt und begann, ihm Pläne zuzuflüstern, während ich den Dämon sicher und warm im Ar m hielt.
    Mae klappte das Buch zu.
    Nach der Schule war Nick in ihr Musikzimmer gekommen, hatte ihr das Heft vor die Füße geworfen, war zum Fenster gegangen und hatte sie erwartungsvoll angesehen. Sie hatte versprochen, ihm zu helfen, also hatte sie das Heft aufgeschlagen und gehofft, dass Daniel Ryves dieses Mal nicht versuchen würde, Nick umzubringen oder zu verlassen.
    Sie hatte nicht geglaubt, dass es helfen würde.
    Nick stand nicht länger am Fenster wie einWachposten, der sich auf einenAngriff bereit macht. Er saß auf dem Fensterbrett und sah sie aufmerksam an. Eine Haarsträhne, eine geschwungene schwarze Kurve, war ihm in dieAugen gefallen und es juckte Mae in den Fingern, sie zurückzustreichen, obwohl er sich auf der anderen Seite des Zimmers befand.
    Â»Er hat mich immer getragen, wenn wir umgezogen sind«, erinnerte er sich. »Dad. Damit ich … nicht aufwache.«
    Er sagte es gelassen, wie eine harteTatsache. Doch dann sah er weg und sein Gesicht sah angespannt aus. Mae hielt einenThemawechsel für angebracht.
    Â»Was

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