Der Verrat
Magier modifiziert haben. So musste es sein.Aber wie genau er es verändert hatte, konnten sie nicht einmal ahnen. Und wie sollten sie ihn bekämpfen, bis sie das herausgefunden hatten?
Gerald hatte es geschafft, Nick zu Boden zu werfen, und er war hinter Jamie her. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.
»Glaubst du, du kannst Gerald schlagen?«, fragte sie vorsichtig.
Nicks Gesicht veränderte sich nicht, aber der Kronleuchter über ihnen klingelte wie einWindspiel in einer aufkommenden Brise.
»Ich weiÃ, dass ich das kann«, sagte er. Mae sah ihm in dieAugen und versuchte dort etwas Beruhigendes zu entdecken, etwas, auf das sie sich verlassen konnte, aber sie waren nur voller fliegender Schatten.Abrupt fuhr Nick fort: »Du musst keineAngst um Jamie haben. Sie können ihn nicht bekommen. Er ist mein Freund.«
Mae holte tief Luft und fühlte sich ein wenig leichter. Sie glaubte ihm. Sie hatte daran gar nicht gedacht, als Nick Jamie seine Freundschaft angeboten hatte. Sie fragte sich, warum sie geglaubt hatte, er habe es nicht ernst gemeint, obwohl er doch alles ernst meinte. Jamie stand für immer unter seinem Schutz. Jamie war sicher, solange Nick dafür sorgen konnte.
»Ich weië, sagte sie und lächelte.
»Als du über die Dämonenmale geredet hast, dachte ich, du wüsstest noch etwas anderes«, sagte Nick und sah weg.
Sie merkte nicht einmal, dass sie aufgestanden war, bis sie schon halb durch das Zimmer gegangen war, doch sie blieb nicht stehen, bis sie das Fenster erreicht hatte. Er musste den Kopf an die Scheibe lehnen, um zu ihr aufsehen zu können.
»Was meinst du damit?«
»Ich will von niemandem Besitz ergreifen«, sagte Nick leise und seineAugen waren schwarz wieTinte. »Daher habe ich geglaubt, ich wolle auch keinen Menschen markieren.Aber die Male bedeuten nicht nur Besitz. Sie bedeuten, dass jemand zu mir gehört. Es bedeutet, dass ich ihn beobachten und über ihn wachen kann und dass kein anderer ihn berühren darf und ich könnte â¦Â«
»Jemanden kontrollieren«, ergänzte Mae. »Ihn zu deinem Sklaven machen.«
Nick senkte langsam dieAugen. »Das auch.«
Er war so furchtbar schön, dachte Mae und »furchtbar« traf es genau. In seinenAugen sah sie Stürme und brennende Städte.
»Ich habe geglaubt, ich wolle keinen Menschen markieren«, sagte er. »Aber ich will es.«
»Alan«, flüsterte Mae.
»Ja«, flüsterte Nick ebenfalls. »Und dich.«
Mae erstarrte, hin und her gerissen zwischen dem Impuls wegzulaufen, weil dasAuge des Dämons auf ihr ruhte, und demVerlangen, näher zu treten. Nick hatte noch nie irgendetwas gesagt, was vermuten lieÃ, dass ihm etwas an ihr lag.
»Oh«, sagte sie.
»Und Jamie«, fuhr Nick fort.
»Oh«, wiederholte sie, allerdings in ganz anderemTon. »Na ja. Danke für meinenTeil des Kompliments. Natürlich liebe ich es, kontrolliert und beobachtet zu werden, aber vielleicht wasche ich mir gerade an demTag die Haare.«
Nick grinste. »Na gut.«
Er wirkte entspannter, stellte Mae fest. Er freute sich über das Heft seinesVaters, dachte sie, und über dieVorstellung einerVergangenheit, in der seinVater ihm vorgelesen hatte und sein Bruder glücklich gewesen war.
»Ich glaube, wir kommen ohne so etwas aus«, sagte sie, »selbst wenn ich â als die Sexbombe desTeams â es auf mich nehmen muss, Gerald seine Geheimnisse durchVerführung zu entlocken.«
»Das ist lächerlich«, entgegnete Nick. »Die Sexbombe in unseremTeam bin eindeutig ich.«
Mae lachte und streckte ihm die Hand hin.
»Was?«, fragte Nick misstrauisch. »Ich bin nicht sicher, ob ich noch eine Händchenhalte-Session will.«
»Was?«, gab Mae ebenso zurück. »Hier ist noch eine Lektion für dich, Nick:Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann mach etwas mit ihm zusammen, das er gerne tut.AuÃerdem sehe ich im Moment mit einem gewissen Optimismus, der bestimmt bald zunichtegemacht wird, in die Zukunft. KeineAngst, es hält wahrscheinlich nicht an.«
Sie suchte eine CD, die ihr gefiel und die ein bisschen nach Rock und ein bisschen nach Blues klang, fasste Nick an den Händen und zog ihn hoch.
DieArt, wie er auf sie herunterblickte dämpfte ihren Enthusiasmus ein wenig. Er sah aus, als erwarte er, dass der vor ihm stehende Mensch ihm seine merkwürdigen
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