Der Verrat
Gebräuche erklärte. Sie öffnete die Hände und er lieà die seinen herausfallen und an seiner Seite hängen.
Maes Haut kribbelte plötzlich vor Scham. Sie wollte weglaufen, damit er sie nicht mehr so ansehen konnte, so vieleTüren wie möglich zwischen sich und seinenAugen zuknallen, und vor allem wollte sie das hier irgendwie so durchziehen, dass er glaubte, alles sei in Ordnung.
»Komm schon«, sagte sie mit einer Stimme, die zu hoch war, um wirklich unbekümmert zu klingen. »Du kannst doch tanzen, oder?«
Er fasste sie um dieTaille, lieà seine groÃen Hände über ihren Körper gleiten und hakte die Finger in ihren Gürtel. Sein kalter Ring berührte ihre Haut zwischen der Jeans und ihrem T -Shirt.
»Ja«, sagte Nick mit einer rauchähnlichen Stimme, die sich aus einem tosenden Feuer in die Luft zu erheben schien, ihr in die Lunge drang und fast denAtem raubte. »Ich kann tanzen.«
Mae blickte zu ihm auf, sah jedoch nichts, was sie hätte deuten können, nur gesenkte Lider und seinen Mund.Trotzdem streckte sie die Hände nach seinen Schultern aus und passte sich dem Rhythmus an. Ihre Hände packten die dünne Barriere seines T -Shirts, als könne sie sich an der abgetragenen Baumwolle festhalten, und ihre Knöchel pressten sich gegen seine Schultern und spürten die Muskeln, die sich bewegten, als er mit ihr tanzte.
Gemeinsam neigten sie sich ein wenig zum Boden hin, und seine Hüften berührten ihre, dann traten sie auseinander und kamen erneut zusammen. IhrAtem stockte jedes Mal, wenn er auf sie zukam, sie spürte ein warmes Kratzen in der Kehle und wünschte sich verzweifelt, dass sie damit aufhören konnte, doch es ging nicht. Sicherlich hörte er es jedes Mal.
Als sie sich einerWand näherten, wäre Mae fast dagegen gestoÃen, da sie dort nichts erwartet hatte, schlieÃlich nahm sie so triviale Dinge wieWände im Moment gar nicht wahr. Er legte ihr die Handfläche mit sanftem Druck auf die Hüfte, drehte sie leicht herum und zog sie zu sich.
MaesTodesgriff an seinem T -Shirt lockerte sich und wie von selbst schienen sich ihre Finger in seinen Nacken zu schieben, um ihn zu berühren. Es war ein Fehler. Nick zuckte leicht zusammen und seine kurzen schwarzen Haare prickelten unter ihren Fingerspitzen. Doch dann verlor sie völlig denVerstand, denn plötzlich hatte sie beide Hände in seinem Haar und zog seinen Kopf zu sich herunter, um seinen Mund zu berühren.
EinenAugenblick lang streifte sein Mund den ihren, dann packte er sie mit starken Händen an den Schultern und schob sie heftig aufArmeslänge von sich.
»Nein«, sagte er.
Einfach so, kurz und brutal. Er lieà sie los und ging wieder zum Fenster.
Maes erster Gedanke war, vor Scham sterben zu wollen, doch nach einem heiÃen, unangenehmen Moment sah sie ein, dass das wahrscheinlich unpraktisch war.
»Schon gut, sorry«, sagte sie und zwang sich, völlig gleichgültig zu klingen. Sie hatte sich nur von der Musik hinreiÃen lassen. Keine groÃe Sache. »Schon verstanden.«
Sie schwieg und wusste genau, dass Nick nicht antworten würde. Da ihr selbst absolut nichts einfiel, konnte sie nur hoffen, dass er ohne ein weiteresWort gehen würde und sie allein lieÃ, damit sie ihre Pläne bezüglich des Sterbens vor Scham ausarbeiten konnte. Doch dann öffnete Jamie, ihr wunderbarer, wunderschöner Bruder Jamie gerade zur rechten Zeit dieTür und sah sie überrascht an.
»Nick!«, sagte er lächelnd. »Was machst du denn hier?«
»Er hat dich gesucht«, log Mae prompt. »Wo warst du denn?«
»Oh, ich glaube, wir wissen, wo er war«, kam Nicks dunkle Stimme vom Fenster her.
Mae hatte sich bis dahin keine Gedanken darum gemacht, wo Jamie war, doch als sie jetzt in sein sonniges, offenes Gesicht sah, stand dort Magier geschrieben, als hätte Gerald ihm bereits sein Mal verpasst.
»Ich schätze, ihr glaubt mir nicht, wenn ich sage, dass ich uns beide für Yogilates angemeldet habe?«
Nicks Schweigen warAntwort genug.
»Soll ich dir ein paar Kapitel vorlesen?«, fragte Jamie, den dieAussicht auf Hausaufgaben anstelle von Messern aufmunterte. »Wir können ja schlecht Selbstverteidigung üben â wie schade! Es ist viel zu dunkel.«
»Du musst aber lernen, ein Messer bei Nacht zu beherrschen«, sagte Nick. »Du musst deineAugen trainieren, das
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