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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Luft, wie in dem Moment, bevor man sich umdreht und feststellt, dass noch jemand im Raum ist. Doch sie wusste, dass da niemand sein konnte.
    Sie drehte sich um und am Fußende ihres Bettes stand Nick.
    Â»Was?«, fragte er wieder. Es klang barsch und widerwillig, nicht wie das geträumte Flüstern in ihrem Kopf, und dennoch sah er so sehr nach dieserTraumgestalt aus, dass sie ihn nur sprachlos anstarrte und die Knie an die Brust zog wie ein kleines Kind.
    Â»Mach das Fenster zu«, sagte sie schließlich und fühlte sich schon besser, nur durch diesen Befehl. Nick hob eineAugenbraue und schloss das Fenster.
    Es war immer noch eisig im Zimmer und es roch nach Rauch, doch zumindest war jetzt das Heulen desWindes ausgesperrt. Mae hielt immer noch ihre Beine umklammert, denn ihr war noch kein bisschen wärmer.
    Nick sah auf sie herab. »Es gibt also einen Notfall in deinem Schlafzimmer«, sagte er langsam. »Nun, das ist durchaus nicht der schlechtesteVorwand.«
    Mae schnaubte und fühlte sich ein wenig sicherer, jedenfalls genug, um hervorzustoßen: »Es warAnzu.«
    Nick erstarrte. »Bist du sicher?«
    Â»Ja, ich bin mir sicher!«, rief Mae. »Er war hier und er hätte mir beinahe meinenTalisman abgenommen, der ist jetzt ganz verbrannt, und er hatteAugen wie …«
    Sie brach erstickt ab, weil sie nicht ertrug, wie sie sich anhörte, so jämmerlich hilflos. Sie war wütend, dass sie es dem Dämon so leicht gemacht hatte, dass sie ohne guten Grund das verdammte Fenster aufgemacht hatte.
    Nick sah sie an und seineAugen waren so undurchdringlich wie die Nacht. Niemand konnte sagen, was sich in der Dunkelheit verbarg. »Und was soll ich jetzt tun?«
    Plötzlich stand Mae das Bild aus ihrem Dämonentraum vorAugen, wie Nick dieArme um sie gelegt hatte. Der Gedanke daran, dass er so liebevoll handeln könnte, war so bizarr, so unwahrscheinlich, dass sie nicht verstehen konnte, wieAnzu auf diesenTrick gekommen war. Sie wusste nicht, warum er funktioniert hatte.
    Ihre Hände zitterten. Sie erinnerte sich exakt an das Gefühl ihrerWange an Nicks Schulter – und da stand Nick, und dieVorstellung, ihn zu bitten, sie zu trösten, war absolut undenkbar. Er würde nicht einmal ihre Frage verstehen und sie würde sich gedemütigt fühlen.
    Â»Was weiß ich … da war ein Dämon in meinem Bett!«, schrie sie, und als ihr klar wurde, was sie da eben gesagt hatte, schloss sie entsetzt dieAugen. »Nick, ich hatte schrecklicheAngst!«
    Als sie dieAugen wieder aufschlug, sah sie gerade noch, wie er sich fast heftig von ihr abwandte.
    Â»Ich kann … das sehe ich«, sagte er. »Ich weiß nur nicht, warum du mich gerufen hast.Was erwartest du von mir? Ich verstehe nicht, was du willst!«
    Doch das verstand Mae selbst nicht. Sie hatte einfach ohne zu überlegen nach demTelefon gegriffen. Er hatte recht, wenn er sie fragte, was das sollte.
    Sie sah an ihm vorbei zu ihrer Frisierkommode, auf dem CDs und altes Make-up verstreut lagen, und dachte über ihr Zimmer nach, in dem zerbrochenes Glas lag und in dem es kalt war, dachte an die Dämonen, die jede Nacht vor ihrem Fenster heulten.
    Und plötzlich erkannte sie, dass sie wusste, was sie tat.
    Sie hob das Kinn und sagte: »Lass es mich dir erklären.«
    Nick sah sie einen weiteren Moment lang unergründlich an, dann nickte er langsam und setzte sich. Nicht auf das Bett, sondern auf ihren Stuhl, und er ignorierte dabei dieTatsache, dass Kleider darüber hingen und Bücher darauf lagen. Mae wünschte sich, sie wäre angezogen, denn sie glaubte, sie könne wesentlich autoritärer klingen, wenn sie nicht nur mit einem schlabberigen lila T -Shirt bekleidet wäre.
    Â»Ich bin das schwächste Glied, nicht wahr?«, fragte sie. »Gerald will Jamies Bindungen zur menschlichenWelt abbrechen und das bin ich. Gerald will dich undAlan angreifen und … undAlan würde es etwas ausmachen, wenn ich besessen wäre.Vielleicht glaubt er, dass du auch etwas dagegen hättest.«
    Â»Möglich«, sagte Nick.
    Â»Es spielt keine Rolle«, log Mae. »Wir müssen … wir müssen darüber nachdenken. Ich bin diejenige, die nicht über Magie verfügt und keineAhnung von dieserWelt hat. Ich bin diejenige, die sie angreifen, und damit werden sie auch weitermachen.Wir brauchen einen Plan.Wir müssen …« Sie ließ ihre Beine los und lehnte

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