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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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ihren Kunstunterricht hatte. Die Schulglocke läutete gerade, und die Schüler – einschließlich Jamie – kamen herausgeströmt, als lauerte die Bildung im Klassenzimmer wie ein tödlicher, ansteckenderVirus.
    Seb tauchte nicht auf. Sie wusste, dass er Kunst sehr mochte, und wahrscheinlich wollte er noch ein Projekt fertig machen. Mae würde ihn suchen müssen.
    Sie freute sich nicht darauf.
    Sie wollte nicht mit jemandem zusammen sein, der ihrem Bruder wehtat, aber für sie war das Zusammensein mit Seb eineArt Flucht vor der Sehnsucht nach den Lichtern des Jahrmarkts der Kobolde und den hellen, gefährlichen Farben der Magie gewesen. Sie war erleichtert gewesen, etwas Normales zu wollen.
    In den erstenTagen, als sie wieder zu Hause gewesen war, war es Mae nicht gut gegangen.Wenn sie im Unterricht saß, verspürte sie manchmal ganz plötzlich Panik, so als ob sie jemand beobachtete, als ob sich jedenAugenblick Magier oder Dämonen auf sie stürzen würden. Sie hatte im Englischunterricht gesessen und nach einem Messer getastet, das sie nicht dabeihatte, nach dem Messer, das sie in ihrer Sockenschublade verborgen hatte und das sie versuchte, zu vergessen.
    Sie war hinausgegangen und hatte sich mit dem Rücken an das splitternde Holz des Fahrradschuppens auf den Kies gesetzt und da hatte sie ihn gesehen.
    Er hatte ihr den Rücken zugewandt, doch er drehte sich um und Mae sah seine dunklen Haare, die breiten Schultern und langen Beine und auch die gerade Nase im Profil, und ihr Herz hatte gefährlich schnell zu schlagen begonnen. Er ist zurück , hatte sie gedacht.
    Dann hatte er sich ganz herumgedreht, und sie hatte Sebs klare grüneAugen gesehen, in der Farbe von sonnendurchleuchteten Blättern, und sein strahlendes Lächeln.
    So könnte Nick niemals lächeln.
    Â»Hi«, hatte er ein wenig verlegen gesagt und war schnell, aber ein wenig schlurfend auf sie zugekommen, als wollte er den Eindruck erwecken, dass er zögerte. »Mae, nicht wahr? Crawfords Schwester?«
    Â»Ja.«
    Â»Alles in Ordnung?«, hatte er sich erkundigt und dann ein wenig verlegen dreingesehen. »Ich meine, kann ich irgendetwas daran ändern, dass offensichtlich nicht alles in Ordnung ist?«
    Â»Eigentlich nicht«, hatte Mae ehrlich geantwortet.
    Â»Würde es helfen, wenn ich hier einfach nur hilflos herumstehe und nicht weiß, was ich sagen soll?«
    Â»Ja, schon«, hatte sie nach kurzem Zögern gesagt. »Wenn es dir nichts ausmacht.«
    Â»Ãœberhaupt nichts«, hatte Seb geantwortet und wieder gelächelt. »Wenn du etwas Nutzloses willst, dann hast du genau den Richtigen erwischt. Ich kann stundenlang nutzlos sein. Sogar wochenlang. ImAugenblick bin ich bei fast einem Monat völliger Nutzlosigkeit, was im Übrigen meine persönliche Bestleistung ist.«
    Â»Gratuliere.«
    Viel mehr hatten sie nicht gesagt, aber er war bei ihr geblieben. Ein paar Mal hatte sie ihn angesehen und er hatte unsicher auf sie herunter gelächelt. Beide hatten am Schuppen gelehnt, bis die Klingel zur nächsten Schulstunde geläutet hatte.
    Am nächstenTag waren Erica und sie Ericas FreundTim zusammen mit Seb begegnet und Mae hatte ihm ihr schönstes Lächeln geschenkt und gefragt: »Wie geht’s? Immer noch nutzlos?«
    Seb war leicht errötet. »So ziemlich.«
    Â»Durchhalten«, hatte Mae gesagt, und als sie gegangen waren, hatte Erica angefangen zu grinsen. Seitdem war Seb irgendwie immer ein wenig in der Nähe gewesen und alle, Mae eingeschlossen, hatten vermutet, dass es nur eine Frage der Zeit war, bisAnnabel Mae wieder aus dem Haus ließ.
    Sie hatte sich darauf gefreut, aber jemanden, der ihren kleinen Bruder fertigmachte, brauchte sie nicht.
    Also richtete sie sich hoch auf, stieß dieTür zum Kunstgebäude auf und hörte Sebs flehende Stimme.
    Â»Bitte. Bitte schick mich nicht weg.«
    So leise wie möglich zog Mae dieTür hinter sich zu. Seb stand mit dem Rücken zu ihr und hatte seinTelefon am Ohr. Er hielt es so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten und dass sie glaubte, es würde gleich zerbrechen.
    Â»Ja«, sagte er nach einemAugenblick atemlos und verzweifelt mit der Stimme eines kleinen Jungen. »Natürlich. Ich verspreche es. Ich tue es nie wieder.«
    Er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus.
    Zu schnell, als dass sein Gesprächspartner Zeit gehabt hätte, irgendetwas zu

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