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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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uns schon einmal begegnet, meine Liebe, nicht wahr?«
    Dieses Lächeln war eine offene Herausforderung. Plötzlich fand Mae im Meer ihrer Panik zur Ruhe und lächelte zurück.
    Â»Tatsächlich?«, fragteAnnabel.
    Â»Allerdings«, erwiderte Mae in Jessicas kühlem, amüsiertemTonfall.
    Â»Ich habe sie und ein paar ihrer Freunde kennengelernt, als sie mich für ein außerschulisches Projekt interviewt haben«, erzählte Jessica. »Kennen Sie die Brüder Ryves? Nette Jungen.«
    Â»Ich glaube nicht«, antworteteAnnabel langsam und zwischen ihren silbrigenAugenbrauen bildete sich eine winzige Falte.
    Â»Mavis schien mir ein sehr vielversprechendes Mädchen zu sein«, fuhr Jessica fort und zwinkerte Mae zu. »Die Schule ist ja fast zu Ende«, fügte sie hinzu. »Hast du nicht Lust auf ein Praktikum? Mein Klient könnteVerstärkung gebrauchen und es würde sich ausgezeichnet in deinem Lebenslauf machen.«
    Â»Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber das wäre vielleicht ganz interessant«, antwortete Mae.Annabel sah verwundert, aber zufrieden aus.
    Jedoch nicht, solange die Botin sie ansah, bemerkte Mae.
    Â»Wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht, könnte ich dann vielleicht noch etwas von diesem köstlichen Shortbread bekommen?«, fragte Jessica beiläufig.
    Annabel lächelte, ihre Fassade war so perfekt wie die Glasur auf gutem Porzellan. »Selbstverständlich.«
    Ihre Mutter erhob sich, strich sich den taubengrauen Rock glatt und verließ den Salon. Mae trat ein und schlurfte demonstrativ über den weichenTeppich, um deutlich zu machen, dass sie hier zu Hause war und sich ihrem Feind auf ihrem eigenenTerrain stellte.
    Dann ließ sie sich der Botin gegenüber in den Sessel sinken, der noch warm war vom Körper ihrer Mutter, und fragte: »Hat der Zirkel des Obsidian irgendeine Botschaft für mich?«
    Â»Wieso glaubst du, dass der Zirkel des Obsidian mich schickt?«, erwiderte JessicaWalker.
    Mae hatte bislang noch nicht darüber nachgedacht, aber natürlich gab es noch andere Zirkel. Und die konnten ebenfalls Interesse an Jamie haben.
    Â»Welcher Zirkel dich auch immer geschickt hat, ich will wissen, was sie wollen«, verlangte Mae gleichmütig.
    Jessicas Seidenstrümpfe rauschten leise, als sie die Beine übereinanderschlug. »Du hast aber eine Menge gelernt, nicht wahr?Als ich dich imApril gesehen habe, hattest du noch nicht die leisesteAhnung, was los ist.«
    Â»Ja, ich lerne schnell.«
    Â»Was weißt du über Boten, Mavis?«
    Â»Ich heiße Mae.«
    Â»Wie MaeWest?«, erkundigte sich Jessica und fuhr fort, ohne ihr Nicken abzuwarten: »Lass mich raten. Du hast gehört, wir hätten die Macht, Magier zu sein, aber anstatt selbst Menschen umzubringen, dienen wir den Magiern, damit sie uns Macht übertragen. So als eineArt magischerWochenlohn. Scheint dir das tatsächlich wahrscheinlich?«
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Viele Boten wären zu gern dazu bereit, zu töten, um selbst Macht zu erlangen«, sagte Jessica leise. »Tatsache ist, dass wir nicht genügend Fähigkeiten haben, um die Dämonen zu bannen und sie auf ausgewählte Opfer loszulassen.Wir wurden lediglich mit einer wahnsinnig kleinen Portion Magie geboren. Nicht genug. Nicht annähernd genug. Du weißt doch, dass das erblich ist, nicht wahr?«
    Nick hatte geglaubt, dass er als Sohn von Olivia undArthur ein Magier wäre. Und Gerald hatte von einem magischenVorfahren gesprochen.
    Mae hatte zwar noch nicht darüber nachgedacht, trotzdem sagte sie: »Sicher.«
    Â»In manchen Familien bleibt die Magie verborgen und taucht wie ein verlorener Schatz wieder auf, wenn man sie schon ganz vergessen hat. Du hast keinen Schatz gefunden. Hasst du deinen Bruder nicht manchmal?«, wollte Jessica wissen. »Dafür, dass er derjenige ist, der mit all dieser glanzvollen Magie geboren wurde?«
    Â»Nein.«
    Â»Er wird sehr gut werden«, verkündete Jessica, als hätte sie Mae nicht gehört. »Deshalb ist Gerald so vorsichtig bei ihm. Er wird einesTages in Feuerkreisen stehen und Stürme heraufbeschwören. Er wird einen Ring tragen. Und du kannst nur ein bisschen besser einen Dämon herbeibeschwören als die anderenTänzerinnen auf dem Jahrmarkt der Kobolde. Findest du das fair?Willst du nicht deine eigene Macht?«
    Mae zwang sich, langsam über JessicasWorte

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