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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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sagen, versicherte er: »Ich tue alles, was du willst.«
    Nach zwei weiteren, tiefenAtemzügen sagte er leise: »Ja. Ja, danke.«
    Er ließ dasTelefon zuschnappen und presste die Stirn dagegen.
    Â»Hi«, sagte Mae hinter ihm. »Ich kann nicht sagen, dass ich nicht anders konnte, als zuzuhören, denn das hätte ich eigentlich. Ich habe schamlos gelauscht.Alles in Ordnung?«
    Seb wirbelte herum und wurde unter seiner Sommerbräune blass. »Ja«, erwiderte er unsicher. »Ja. Ich habe nur mit meinen Pflegeeltern geredet.«
    Mae hatte vage davon gehört, dass etwas mit Sebs Familienleben nicht stimmte und dass er häufig umzog, aber von Pflegeeltern hatte sie nichts gewusst.
    Â»Sind sie gut zu dir?«
    Â»Ja«, erwiderte Seb ein wenig selbstsicherer. »Besser als gut. Die letzten waren nicht so, aber die hier haben es echt raus. Nette Leute, gutes Essen. Sogar die richtigeAdresse: Sie wohnen in der Lennox Street.«
    Er hatte ihr einen kurzen, erschrockenen Blick zugeworfen, als er sich umgedreht hatte und dann zu Boden gesehen. Im Moment konnte er sich damit beschäftigen, dasTelefon in dieTasche zu stecken, doch dann stand er mit leeren Händen da. Er hielt den Kopf gesenkt und zupfte an seinem langen, ein wenig ausgefransten Ärmel.
    Er trug immer lange Ärmel, fiel Mae plötzlich auf.Vielleicht versteckte er darunter blaue Flecken oder sogar Narben.
    Â»Sie haben davon erfahren, dass ich Crawford belästigt habe«, sagte Seb leise. »Sie waren nicht erfreut darüber. Ich … ich hatteAngst, dass sie mich wegschicken. Und du hast mich auch gesehen, das weiß ich. Du bist hier, um mir zu sagen, dass ich verschwinden soll.«
    Mae zwang sich, nicht an all die Schrecken zu denken, die es möglicherweise in SebsVergangenheit gab, sondern sich auf das zu konzentrieren, was sie sicher wusste. Sie wusste, auf wessen Seite sie stand.
    Â»Ja«, sagte sie, allerdings wesentlich weicher als geplant.
    Â»Ich werde es nie wieder tun«, platzte es aus Seb heraus. »Ich sage das nicht, um deine Meinung zu ändern. Ich meine es wirklich. Ich habe ihn nie geschlagen. Das schwöre ich. Ich sage mir immer, dass ich damit aufhören muss, ihn dauernd zu belästigen, aber er regt mich einfach auf!«
    Â»Ich muss schon sagen, dieseArt vonArgumentation bringt mich nicht gerade auf deine Seite.«
    Seb zupfte wieder an seinem Ärmel und zwischen seinen Fingern lösten sich ein paar Fäden.
    Â»Es ist nur … Ich musste lernen, wie man mit einem gebrochenenArm kämpft und in Deckung bleibt, und dann sehe ich Crawford herumlaufen und bei jeder Gelegenheit sein dummes Maul aufreißen, als ob das Leben so einfach wäre. Dann werde ich wütend. Und … ich habe immer das Gefühl, dass er nur so tut, weil er ein Geheimnis hat, das er vor allen verborgen hält, und dass er sich bei all seinenWitzen und seiner gespielten Hilflosigkeit im Grunde genommen über uns lustig macht.«
    Erst nach einemAugenblick merkte Mae, dass Sebs Beobachtungsgabe sie zutiefst beunruhigte.
    Â»Vor mir hat Jamie keine Geheimnisse«, sagte sie vorsichtig.
    Seb ließ ein wenig die Schultern hängen. »Das spielt auch keine Rolle. Es ist keine Entschuldigung, das weiß ich. Ich weiß es immer, sobald ich mich beruhigt habe. Und jetzt habe ich die Leute, bei denen ich wohne, enttäuscht, und dich auch. Es tut mir leid. Ich werde es nicht mehr tun. Und ich kann verstehen, wenn du nicht mehr mit mir zusammen sein willst.«
    Endlich blickte er von seinem Ärmel auf und sah sie noch ein Mal entschuldigend an, bevor er sich umdrehte und seine Stifte und den grünen Zeichenblock in seineTasche packte. Mae trat einen Schritt auf ihn zu, dann noch einen.
    Seb war überrascht, als er sich umdrehte und sie neben ihm stand.
    Sie lächelte ihn kurz an. »Hör zu«, sagte sie. »Wenn du noch einmal meinen Bruder belästigst, dann … na ja, vielleicht finden sie dann einesTages deine Leiche. Irgendwo imWeltall. ZumindestTeile davon.«
    Seb lachte ein wenig nervös und trat einen Schritt zurück, weg von ihr.
    Â»Und ich werde mich auf keinen Fall mit jemandem treffen, der sich so benommen hat wie du«, fuhr Mae fort. »Aber – du warst nett zu mir, als ich eine schwere Zeit durchgemacht habe, und ich glaube, du hattest es viel schwerer als ich. Ich bleibe dein Freund. Dann sehen wir weiter. Klingt das fair?«
    Seb

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