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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Er versuchte, locker zu klingen, aber es gelang ihm nicht. »Das sollte eigentlich keine Rolle spielen, aber ich war jahrelang in Mark Skinner verliebt, weil ich seine Filzstifte benutzen durfte, das heißt, dass meine Prioritäten da etwas merkwürdig gesetzt sind. Und da wir gerade vonVerliebtsein sprechen – habe ich einen Sonnenstich oder hat Seb mich gerade …«
    Â»Ja«, antwortete Mae.
    Jamie sah sie an und fragte nachdenklich: »Glaubst du, er hat einen Sonnenstich?«
    Â»Ja, das sind die üblichenAuswirkungen eines Sonnenstichs. Kopfschmerzen, Hyperventilieren und der irre Drang, herumknutschen zu müssen.«
    Jamie schloss seufzend dieAugen. »Das muss ausgerechnet mir passieren.«
    Â»Die meisten Leute finden es schön, wenn jemand, der groß, dunkel und gut aussehend ist, sie mit leidenschaftlicher Liebe überfällt«, sagte Mae. »Habe ich mal in einem Buch gelesen.«
    Jamie war ganz bleich im Gesicht. »Ich nicht. Ich fände es schön, wenn jemand seine Gefühle dadurch zumAusdruck bringt, dass er immer sehr, sehr nett zu mir ist. Und mich zum Lachen bringt. Dann würde ich ihn auch zum Lachen bringen. Und … und niemand würde irgendjemanden umbringen.«
    Â»O Jamie!«
    Sie zog ihn näher an sich, sodass sein Ohrring ein wenig an ihrerWange kratzte, und er kuschelte sich an sie wie ein kleiner Junge.
    Â»Gerald sagt, die Leute würden uns hassen, wenn sie über uns Bescheid wüssten«, flüsterte er. »Seine Familie hat ihn gehasst.«
    Â»Gerald ist ein Idiot«, stellte Mae überzeugt fest. »Ich liebe dich.Wirklich.«
    Â»Die Sache ist nur die«, fuhr Jamie leise und niedergeschlagen fort, »wie können sie verhindern, uns zu hassen, wenn wir so etwas tun?Wir scheinen es alle zu tun und auch ich liebe die Magie. Ich will so nicht sein.Aber ich will auch nicht allein sein.«
    Â»Du bist nicht allein.«
    Â»Wenn«, begann Jamie zögernd, »wenn ich es Mum sagte, glaubst du, sie würde mich hassen?«
    Â»Sag es ja nicht Mum!«, stieß sie hervor und hielt ihn entsetzt fest, als wollte sie ihn schützen. Sie hatte das Gefühl, sie habe ihn gerade davor bewahrt, von einem Bus überfahren zu werden.
    Jamie erstarrte einenAugenblick und sackte dann zusammen.
    EineWeile blieben sie schweigend so sitzen und in dem kühlen Flur spürte sie seineWärme. Sie versuchte, nicht daran zu denken, dass ihreArmee auch versuchen würde, Seb zu töten. Und er hätte es verdient.
    Vielleicht konnte Mae ihn retten.Vielleicht würde NickAlan verzeihen.Vielleicht konnte Jamie es einesTages sogarAnnabel sagen.
    Â»Nicht heute«, ergänzte Mae schließlich.
    Jamie nickte leicht und erhob sich, zweifellos, um Gerald anzurufen und mit jemandem zu sprechen, der die Magie wirklich verstand und der sehr, sehr nett zu ihm war. Mae blieb am Fuß derTreppe sitzen und umschlang ihre Knie.
    Nicht heute , sagte sie sich immer wieder, als sie daran dachte, Nick zu sagen, wasAlan vorhatte.
    Doch morgen war der Jahrmarkt der Kobolde.
    Es musste heute sein.
    Zuerst glaubte sie, das Haus sei leer. DieTür ging auf, als sie sie anstieß, also trat sie ein und rief: »Nick?Alan?«, in der Hoffnung, dassAlan nicht da war.
    Niemand antwortete ihr. Sie ging durch alle Zimmer, aber es war niemand da.
    Sie konnte sich schwer vorstellen, dass sie weggingen und dieTür unverschlossen ließen, also sah sie noch einmal nach, ob Nick vielleicht im Garten mit dem Schwert übte.
    Als sie hinaustrat, bemerkte sie dieWolkenfetzen am Himmel, die sich über das Blau zogen und alle auf dieses kleine Haus gerichtet waren, als spiele jemand ein Fadenspiel mit dem gesamten Himmel.
    Mae ging wieder zurück ins Haus und hinauf zum Dachboden. Dort nahm sie das grüne Heft vom Boden, zog die Leiter in die Ecke und kletterte aufs Dach.
    Nick saß auf der schiefergrauen Dachschräge.Wolken waren um seine Handgelenke gewunden wie blasse Seile. Er registrierte ihr Erscheinen ohne großeVerwunderung mit einem Blick über die Schulter.
    Mae sah in den Garten hinunter, in dem der Himmel seltsame Schatten spielen ließ, bis Nick fragte: »Was willst du hier?«
    Sie nahm ihrenVorwand, das Heft, aus derTasche und sagte: »Ich dachte, ich lese dir etwas vor.«
    Nick zuckte nur mit denAchseln, was Mae als Ja, Mae, ausgezeichnete Idee, fang an! auffasste. Sie strich das Heft glatt, und als sie

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