Der Verrat
es aufschlug und feststellte, dass nur noch wenige Seiten vor ihnen lagen, fragte sie sich, wie das passiert war. Sie räusperte sich und befahl Daniel Ryves lautlos, sie nicht im Stich zu lassen. Dann begann sie zu lesen.
Vo r zwei Ta gen habe ich Al an bei Olivia gelassen und bin mit Nick an seinem achten Geburtstag in die Berge gefahren.
Es war eine lange Fahrt, und ich glaube, ihm gefiel es, mal zur Ab wechslung auf dem Beifahrersitz zu sitzen. Normalerweise ist das Olivias Platz. Als er zufrieden die Beine ausstreckte, wurde mir klar, dass er groà werden würde, und ich musste an Ar thur denken. Er war ein groÃer Mann und hielt sich selbst für noch gröÃer, als er tatsächlich war. Ich hatte nicht erst erfahren müssen, dass er ein Magier war, um ihn zu hassen.
»Du wächst schnell, Kleiner«, sagte ich.
Nick sah von den vorbeifahrenden Au tos zu mir, und ich glaubte, einen Funken Interesse in seinen Au gen entdecken zu können.
» We rde ich gröÃer werden als Al an?«
»Könnte sein.«
» We rde ich gröÃer werden als du?«
»Kann man nie wissen.«
»Es wird echt traurig, wenn Al an und ich gröÃer sind als du und du dann Ar thritis hast«, sagte Nick.
» Wa s für groÃe Wo rte von so einem jungen Mann.«
» Wi r werden dich vor den Dämonen beschützen, wenn du alt und langsam bist«, versprach er, »vorausgesetzt, ich muss keinen Broccoli mehr essen.«
Ich habe den Eindruck, Nick hat sich ein freches Mundwerk angeeignet, damit Al an aufhört, ihn jedes Mal anzustrahlen, wenn er den Mund aufmacht. Nick mag es nicht, wenn wir zu viel Au fhebens um ihn machen.
»Netter Ve rsuch, Nicky«, sagte ich und er sah wieder aus dem Fenster und verfiel in sein übliches Schweigen.
Al an wollte, dass Nick an seinem Geburtstag etwas unternahm, und zwar ohne Olivia. Er suchte uns eine Va ter-Sohn-Gebirgstour aus, und ich glaube, Nick machte es SpaÃ, die Au srüstung dafür zusammenzusuchen. Sobald wir tatsächlich unterwegs waren, schien er weniger begeistert.
» Vi elleicht ist Al an in Gefahr«, sagte er schlieÃlich eine halbe Stunde später. Es überraschte mich, denn normalerweise wartet er, bis jemand anderes ein Gespräch beginnt und antwortet dann nur widerwillig.
»He, ich habe es dir doch versprochen, oder?«, antwortete ich. »Er ist in Sicherheit. Er und deine Mum. Lass uns einfach ein bisschen Spaà haben, okay?«
» Al an mag es nicht, allein zurückgelassen zu werden«, wandte Nick ein, doch er sah weiter aus dem Fenster.
»Nicky, einer der gröÃten Wü nsche von Al an ist es, über Nacht in einer Bibliothek eingeschlossen zu werden.«
Ich sprach so geduldig wie möglich und er verfolgte das Th ema nicht weiter. Ich dachte, er wäre nur unruhig, weil er früh aufstehen musste und mit Fremden reden sollte.
Al s wir im Lager ankamen, mussten wir uns anderen Va ter-Sohn- Te ams vorstellen. Nick strahlte nur Kälte aus, und für einen Moment war ich auf ihrer Seite, der menschlichen Seite, und konnte verstehen, wie sie sich bei der Begegnung mit diesem Monsterkind fühlen mussten. Ich stieà Nick mit dem Ellbogen an die Schulter und er sah mich böse an.
»Ich bin Daniel Ryves«, erwiderte ich die halblauten BegrüÃungen. »Und das ist Nick.«
Wi eder stieà ich Nick an, sodass er sich dazu bequemte, »Hi« zu sagen. Dann stellten wir unser Zelt auf.
Das Bergsteigen am nächsten Ta g war einfacher. Jegliche Ar t physischer Betätigung begreift Nick schnell. Zusammen mit einem Mann namens Jason sah ich zu, wie die Kinder eine Wa nd hinunterkletterten, und wir unterhielten uns ein wenig über die Probleme beim Zeltaufbau. Er erzählte, dass sein Sohn sich in der Nacht vor den Schafen in den Bergen gefürchtet hatte.
»Ich nehme an, Ihren Sohn hat das nicht gestört«, sagte er.
»Nick lässt sich nicht so leicht stören«, erwiderte ich.
»Na ja«, sagte er, ein wenig eingeschnappt, als hätte ich etwas gegen seinen Sohn gesagt. »Nichts für ungut, aber mir scheint, es wäre besser für Ihren Sohn, wenn er sich ein wenig mehr über Dinge aufregen würde.«
Ich sah zum Fuà des Hanges. Die anderen Kinder kletterten noch, aber Nick war bereits unten und sah die Kursleiter finster an, als sie versuchten, ihm beim Ab nehmen des Klettergurtes zu helfen.
»Sieht so
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