Der Verrat
fuhr Mae fort. DerWind riss ihr dieWorte von den Lippen, doch sie weigerte sich,Angst zu haben, bevor sie ihn überzeugt hatte. »Er sagte, er würde das Risiko eingehen, dass ihr beide von den Magiern getötet würdet. Er sagte, niemand auf derWelt sollte solche Macht haben. Schon gar nicht du, hat er gesagt.«
Mit einem mächtigen Schlag sprengte der Donner den Himmel. Blitze überzogen ihn mit einem grässlich gleiÃenden Licht. DerWind umtoste Mae von allen Seiten, sodass sie mit brennendenAugen von Nick wegtaumelte und sich ganz dicht am Rand des Daches wiederfand. Ihre Zehen ragten bereits darüber hinaus und der Sturz auf den Beton lag drohend vor ihr. Ein Schwindelgefühl schoss ihr durch den Magen, und sie zwang ihre plötzlich schweren Beine die Dachschräge hinauf, als sie ein neuerlicherWindstoà traf.
»Nick!«, schrie sie. »Hör auf! Es wird alles gut! Ich habe einen Plan!«
Nick sah in ihre Richtung, den Kopf schief gelegt wie ein Raubvogel. »Was hat er noch gesagt?« Seine Stimme klang wie ein scharfes Schwert, wie das Surren eines Pfeils in der Luft.
»Es spielt keine Rolle, Nick«, antwortete Mae. »Nichts davon spielt eine Rolle.«
Mit einem wilden, schrecklichen Lachen, das den Himmel in brechendem Licht erbeben lieÃ, wandte er ihr den Rücken zu. DieWolken barsten, und plötzlich regnete es â keinen warmen Sommerregen, sondern eiskalteWassermassen schossen hinab, die im Blitzlicht gold und silbern glänzten und dann wieder dunkel wurden. Die Regentropfen prasselten schmerzhaft auf Maes Haut und derWolkenbruch zwang sie beinahe in die Knie.
Doch stattdessen warf sie sich auf Nick und packte seineArme. Ihre Finger glitten von seiner nassen Haut ab, weshalb sie ihre Nägel hineinkrallte und ihn zu sich herumdrehte. Zuerst gab er nicht nach, sondern blieb reglos wie ein Stein, doch dann wirbelte er zu ihr herum.
»Vielleicht spielt das alles keine Rolle«, sagte er. »Und was passiert dann mit dir?«
»Du bist jetzt gewarnt«, sagte Mae. »Wir haben eineArmee von Jahrmarktleuten.WennAlan dich zum Jahrmarkt der Kobolde bringt, wenn er versucht, dich in den Kreis der Magier zu locken â¦Â«
»Wenn er â¦Â«, begann Nick und lachte dann wieder erstickt.
DerWind heulte in ihren Ohren.Wäre sie Nick nicht so nahe gewesen, hätte sie ihn nicht hören können. Sie konnte ihn kaum erkennen, der Regen traf ihreAugen wie Nadelstiche, doch sie hielt sich weiterhin an NicksArmen fest.
»Betritt den Kreis nicht«, rief sie ihm zu. Sein Gesicht verschwamm über ihr. »Bleib auÃerhalb und kämpfe mit uns. Dann werden wir die Magier besiegen und ⦠undAlan wird einsehen, dass er sich geirrt hat. Es wird ihm leidtun. Nick, hör mir zu!«
Nick neigte sich vor und flüsterte in ihr Ohr. »Warum?«
»Weil ich weiÃ, was ich tue«, antwortete sie. »Weil alles gut werden wird. Ich weiÃ, dass du aufgebracht bist â¦Â«
»Warum?«, wiederholt Nick und seine Stimme klang so schneidend wie die Blitze am Himmel. Er schob sein nasses Gesicht an ihres, sodass sie seinen Nasenrücken und das grausame Lächeln an ihrerWange spürte, als er fragte: »Warum sollte mir das etwas ausmachen?Wenn ⦠wenn du dieWahrheit sagst, dann kümmert es mich nicht. Denn wenn du dieWahrheit sagst, dann gibt es keinen Grund mehr dafür, den lächerlichenAnschein erwecken zu wollen, dass ich je irgendwie menschlich sein könnte.«
Die Blitze schlugen jetzt ein. Ãber seine Schulter hinweg sah Mae durch den prasselnden Regen einen brennenden Baum.
Er würde noch jemanden umbringen.
»Lass das«, stieà sie zwischen den Zähnen hervor und legte ihm die Hände auf die Schultern.
Sie versuchte ihn zu schütteln, doch er blieb starr wie ein Felsen, als hätte er wirklich recht und an ihm wäre nichts Menschliches.
Leise und fast amüsiert sagte Nick: »Nein.«
»Glaubst du nicht, dass du ein wenig â¦Â«, begann Mae, doch Nick griff nach ihr. Seine Handfläche schlug gegen ihren Hals, und die kräftigen Finger umschlossen ihn, legten sich dann um ihren Nacken und zwangen ihren Kopf zurück.
»Glaubst du nicht, du solltest dir ein wenig Sorgen um dich selbst machen, Mae?«, fragte er. »Du mit deinem hübschen Dämonenmal. Ich bin es leid, den Menschen zu spielen. Stell dir doch mal vor, was ich mit dir machen
Weitere Kostenlose Bücher