Der Verrat
nicht wehtun wollen.«
Mae berührte Nick an der Schulter. Ihre Hand spürte einen Moment lang angespannte Muskeln, dann wich er vor ihr zurück und sah sie finster an.
Sie lächelte, als hielte sie so eine Reaktion für vollkommen normal. »Wenn man Menschen mit dem Messer bedroht, dann bekommen sie gelegentlich den Eindruck, dass man sie verletzen will und sie kriegen furchtbareAngst.Verrückt, ich weiÃ!«
»Okay«, sagte Nick. Er wandte sich an Jamie und lieà die Klinge wieder aus der Scheide hervorschnellen. »Sieh her.«
Jamie wich zurück. »WelchenTeil von âºfurchtbareAngstâ¹ hast du eigentlich als âºzeig mir deine Messer, Nickâ¹ verstanden? Zeig mir deine Messer nicht , Nick, ich habe wirklich kein Interesse an ihnen.«
Nick verdrehte dieAugen. »Das ist ein Quillion-Dolch. Es ist ein Dolch mit einem Schwertgriff. Ich mag ihn, weil man damit gut zustechen kann.«
»Warum sagst du so etwas?«, fragte Jamie kleinlaut. »Soll ich traurig werden?«
»Ich hatte dich nicht in die Ecke gedrängt«, fuhr Nick fort. »Du hättest weglaufen können. Und dieser Dolch ist nicht gut ausgewogen, er taugt nicht zumWerfen. Hätte ich dieAbsicht gehabt, dich zu verletzen, hätte ich ein Messer genommen, das ich werfen kann.«
Jamie blinzelte. »Ich werde dieseWorte für immer im Gedächtnis behalten. Ich werde zwar versuchen, sie zu vergessen, aber ich glaube, das wird mir nicht gelingen.«
»Gut«, meinte Nick. »Wie schon gesagt, dieser Zauber wird dich nicht schützen, und du hast einTalent dafür, dich in Schwierigkeiten zu bringen. Du musst solche Dinge wissen.«
Es entstand eine lange Pause, in der Nick Jamie scheinbar prüfend ansah. Jamie hingegen sah völlig eingeschüchtert aus.
»Willst du lernen, wie man eine Pistole oder ein Messer benutzt?«, fragte Nick plötzlich.
»Ãhhh ⦠nein?«, brachte Jamie hervor.
Nick musterte Jamie kalt von oben bis unten, als überlegte er, ob er ihm die Haut abziehen sollte. »Na, für ein Schwert bist du auf jeden Fall zu mickrig.«
»Ich bezeichne mich lieber als schlank«, korrigierte ihn Jamie.
Nick sah ihn ausdruckslos an. »Komm mit«, sagte er dann. »Wir fahren zu mir, und ich zeige dir, wie man Messer wirft.«
»Was?«, erschrak Jamie. »Wozu?«
»Weil ich ein nettes und fürsorglichesWesen bin, das sich um deinWohlergehen sorgt«, erklärte Nick gedehnt. »Kommst du?«
Jamie sah erst ihn und dannAlan an und achtete sorgsam darauf, Mae keines Blickes zu würdigen. Plötzlich stellte sie sich die schmerzhafte Frage, ob er nur nicht mit ihr nach Hause gehen wollte.
»Okay.«
Jamie wollte nicht bei ihr sein, und Nick hatte sie nicht gefragt, ob sie auch mitkommen wollte. Sie stellte sich vor, wie sie alle einfach insAuto stiegen und wegfuhren und sie allein an der StraÃe stehen lieÃen. Dann wandte sie sich um und sahAlan in dieAugen.
»Möchtest du ein Stück mit mir spazieren gehen?«, fragte er. »Ich bin mir sicher, du hast ein paar Fragen.«
SeineAugen waren ruhig und so dunkel, dass sie aussahen wie tiefesWasser, in das man meilenweit eintauchen konnte.
»Ich habe tatsächlich ein paar Fragen«, erwiderte Mae.
»Okay, also, meine erste Frage lautet:Wer zumTeufel ist Celeste Drake?«, begann Mae, während sie zur Stadt zurückliefen.
»Sie ist dieAnführerin eines anderen magischen Zirkels«, erklärteAlan. »Des Zirkels desAventurin. Ich weià nicht viel darüber, denn ihr Zirkel hat uns nie viele Probleme gemacht. Ich glaube, sie sind nicht die schlimmsten, was Magierzirkel angeht. Sie sind nicht sonderlich an Machtspielchen interessiert, und viele derAnhänger haben einen richtigenVerwendungszweck für ihre Macht, deutlich mehr als dies bei anderen Zirkeln der Fall ist. Ich glaube, Celeste selbst ist Ãrztin, und ich weiÃ, dass einer aus ihrem Kreis ein besonderes Interesse daran hat, Magie zum Kampf einzusetzen.Als wir das hörten, war Nick zum ersten und einzigen Mal tatsächlich dazu verleitet, eigenen magischen Recherchen nachzugehen. Es gibt ein paar Historiker, die magischeWahrsageschalen verwenden, um in dieVergangenheit zu sehen.«
»Nun, aus feministischer Sicht gesehen freut es mich, dass auch FrauenAnführerinnen von ⦠äh ⦠unsagbar bösen Magiern sein können.«
»Ja«,
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