Der Verrat
Obsidian, oder?Tut mir leid, ich habe gar nicht daran gedacht â sollen wir dich jetzt mit einemTitel anreden?Als Zeichen des Respekts?«
»Ja, ich bin derAnführer«, antwortete Gerald. »Und nein. Ich dachte â¦Â« Er warf Jamie ein bedauerndes Lächeln zu, und Mae sah empört, dass Jamie schüchtern zurücklächelte. »Nun, ich hatte das Gefühl, dass Black Gerald nicht gerade furchterregend klingt.«
»NeuerAnführer«, bemerkteAlan. »Du bist sehr jung.Als ihr eurenAnführer verloren habt, habt ihr die Hälfte eures Zirkels verloren. Seitdem hast du noch weitere Mitglieder eingebüÃt, denn deine besten Leute haben sich den beständigeren Zirkeln zugewandt. Du versuchst verzweifelt, neue Mitglieder zu werben. Und der Zirkel desAventurin ist hinter dir her.Was spricht für dich, Gerald?«
»Du hast doch keineAhnung, was er kann!«, rief der fremde Magier wütend. »Er â¦Â«
»Ben, sei still!«, fuhr Gerald ihn an.
Der Fremde â Ben â sah verlegen drein, neigte den Kopf und errötete. Mae sah ihn an und dachte an dieWorte der Botin über Geralds neues Mal.
»Ich glaube, die besten Leute sind bei mir geblieben«, erklärte Gerald, und sein bestimmenderTon lieà Mae für einen Moment verstehen, warum man ihm gegenüber loyal sein konnte: Er verfügte über eine Persönlichkeit, die sie in BlackArthur nicht gesehen hatte, obwohl er so schrecklich und demonstrativ beeindruckend gewesen war. »Und darf ich darauf hinweisen, dass dir niemand zur Seite steht auÃer einem Dämon, der sich jederzeit gegen dich wenden kann?Aber ich bin sicher, daran hast du auch schon gedacht.«
»Ich bin auf seiner Seite«, warf Mae ein.
»Einem Dämon, der sich jederzeit gegen dich wenden kann und einem menschlichen Mädchen ohne Magie, das nicht zu kämpfen vermag«, verbesserte sich Gerald. »Keine sonderlich beeindruckende Liste vonVerbündeten, aber das spielt keine Rolle. Ich will dir nichts tun,Alan. Genauso wenig wie irgendjemand aus meinem Zirkel. Du musst dir keine Sorgen machen.«
»Oh, das tue ich auch nicht«, erklärteAlan unbekümmert.
»Ich habe nicht dieAbsicht, Jamie mit Menschen leben zu lassen, die ihn nicht verstehen und sich gegen ihn wenden werden, sobald sein Geheimnis bekannt wird. Und das wird es einesTages. Sehr bald sogar. Er ist stark. Glaubst du, dass seine Eltern es gut aufnehmen werden, wenn sie erfahren, was er ist? Er gehört zu seinesgleichen!«
»Ich glaube nicht, dass Jamie dich um Hilfe gebeten hat«, verwies ihnAlan.
»Dich etwa?«, gab Gerald zurück. »Er ist ein Magier. SeinWohlergehen liegt in meinem Interesse. Er geht dich nichts an und ich werde mit Sicherheit keinen von den Meinen der Gnade eines Dämons ausliefern!«
»Wie nett«, fand Nick. »DieTatsache, dass du Jamie mit einem Bann belegt hast, macht deineAussage nicht wirklich überzeugend, aber abgesehen von diesem kleinen Detail fand ich das eine wirklich anrührende Rede.«
Gerald sah zu Jamie hinüber. »Hey«, sagte er. »Du weiÃt, dass ich dich nie verletzen würde, oder?«
»Ich weià nicht«, antwortete Jamie und sah zu Boden.
In diesemAugenblick belegte Laura Jamie mit einem Zauber, der blitzartig zwischen ihnen aufsprang, Magie, die wie ein zahmerVogel aus ihrer Hand aufstieg. Er flog schnell und hell durch die Luft. Mae rannte los, obwohl sie wusste, dass das helle, tödliche Ding zuschlagen würde, bevor sie Jamie erreichte.
Die Magie prallte an Jamie ab und grub sich harmlos vor ihm in den Boden.
Jamie sprang trotzdem zurück und fasste nach Maes Hand, die er verzweifelt einen Moment lang festhielt, bevor er wieder zu sich kam und einen Schritt von ihr weg machte. »Danke Laura«, sagte er unsicher. »Ich wollte immer schon mal wissen, wie sich ein kleiner Herzinfarkt anfühlt. Jetzt weià ich es. Sehr erfrischend!«
Er zitterte immer noch leicht. Mae zuckte es in den Fingern, wieder nach seiner Hand zu fassen, ihn festzuhalten und zu beschützen, doch er hatte sich bereits von ihr abgewandt.
Nick löste sich von seinem Platz an derWand und schritt vor. Er griff niemanden an, sondern stellte sich nur vor Jamie und brachte ihn somit aus der Schusslinie der Magier.
»Was sollte das?«, fragte er sehr leise.
DieArme vor der Brust verschränkt und den Blick auf Gerald geheftet,
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