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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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anderes hörte als das Heulen desWindes über ihnen und die Laute des verängstigten Hundes hinter demTor.
    Â»Das ist schade«, sagte Mae schließlich. »Weißt du, ich hatte da so eineVorstellung von dir: düster und grüblerisch und gequält, wie du dich nach Menschlichkeit sehnst.Wie du Klavier- undViolinmusik lauschst. Gelegentlich stehst du auf einemTurm und fühlst dich unglaublich einsam. Und dann weinst du eine einzelne, perfekteTräne.«
    Nicks Mundwinkel kräuselte sich nach oben. »Für dich sind Dämonen immer auch Emos, nicht wahr?«
    Â»Es war eine sehr romantischeVorstellung«, fuhr Mae schwungvoll fort. »Und jetzt hast du mir diesen schönenTraum zerstört.«
    Â»Alan hat zu Hause so Zeugs mit Klavier undVioline«, überlegte Nick. »Ich könnte mir das ja mal anhören. Ich bin mir sicher, dass mir nach spätestens fünf Minuten quälende Gedanken kommen.«
    Â»Ich kann gar nicht sagen, wie desillusioniert ich bin.« Mae sah zum Himmel auf, an dem das graue Nachtlicht sich langsam in morgendliches Blau verwandelte. »Ich gehe lieber nach Hause und wecke Jamie, wenn wir heute nach London fahren wollen. Du hast ihn heute Nacht sehr spät zurückgeschickt.«
    Nick ging vomTor weg und lief wieder neben ihr her. »Jamie war gesternAbend gar nicht so lange bei mir. Und er wollte auch nicht, dass ich ihn nach Hause fahre.Wetten, dass er losgegangen ist, um diese Magier davor zu warnen, was wir vorhaben?«
    Â»Jamie ist kein Magier«, behauptete Mae, und ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren lauter, als sie beabsichtigt hatte und zweifelnder als ihr gefiel.
    Â»Das habe ich auch nicht gesagt«, gab Nick zurück. »Aber tu nicht so, als seien seine Sympathien nicht geteilt.«
    Â»Und wenn schon?«
    Mae hörte dieAngst in ihrer eigenen Stimme, die das Gefühl in ihrer Brust widerspiegelte – es fühlte sich so an, als sei ihr Herz wie ein Pfeil auf einer Bogensehne zum Zerreißen gespannt. Sie wusste, was Nick von Magiern hielt.
    Sie sah ihn an, doch er schaute mit zusammengebissenen Zähnen in die andere Richtung.
    Â»Es spielt keine Rolle.Wenn sie verschwinden, gut.Wenn nicht, wird Celeste Drake dafür sorgen.Wenn sie es nicht tut, werde ich es tun.« Er wandte sich wieder zu ihr. »Denn wir haben eineAbmachung, wir beide, nicht wahr?«
    Mae hob das Kinn. »Das haben wir.«
    Sie gingen den Hügel zu Maes Haus hinauf und kamen an Gärten mit Sommerrosen vorbei, in denen das Sonnenlicht vor dem grünen Gras zu Gold wurde. Ein Mann imAnzug trank Kaffee vor seinemAuto und eine Frau im Kimono holte die Zeitung hinein. Beide bedachten Nick mit einem misstrauischen Blick.
    Â»Sie halten dich für einen Hooligan«, erklärte Mae. »Die Frau sperrt wahrscheinlich gerade ihreTöchter weg. Nicht mal der Pullover führt sie einenAugenblick lang in die Irre.«
    Â»Eigentlich wollte ich ja ein T -Shirt mit einemWelpen anziehen«, gab Nick gedehnt zurück, »aber meines ist leider in derWäsche.«
    Mae lachte und der Sonnenschein auf ihrem Haar fühlte sich an wie eine warme sanfte Hand auf ihrem Kopf. Zum ersten Mal, seit sie Gerald gesehen hatte, hatte sie wieder das Gefühl, die Kontrolle zu haben. Besser noch: Sie kam sich nützlich vor. Du bist gut in so etwas , hatte Nick gesagt.
    Â»KeineAngst, du siehst trotzdem gut aus«, versicherte sie ihm. »Ich mag deinen neuen Ring. Ich habe mich nur ein bisschen über ihn gewundert.«
    Â»Aha«, machte Nick. »Darf ich keine schönen Dinge haben?«
    Er berührte den Ring mit der anderen Hand. Für jemanden, dessen einzige unnötigen Bewegungen eigentlich immer mit seinen Messern zu tun hatten, war es eine merkwürdige Geste. Im Schatten seiner Finger verdunkelte sich das Silber und wirkte plötzlich stumpf. Die Gravierung zeigte Schlangen mit Hörnern.
    Der Meisterring des Zirkels des Obsidian.
    Â»Ich habe ihn meinemVater nach seinemTod abgenommen«, erklärte Nick. »Um mich an ihn zu erinnern. Es schien mir eine menschliche Geste zu sein.AberAlan hat sie überhaupt nicht gefallen.«
    Mae räusperte sich und versuchte, nicht an den dunklen Raum in London zu denken, an das Blut an ihren Händen und die Leichen auf dem Boden.
    Â»Du hast BlackArthur getötet. FürAlan sah es wohl nicht so aus, als wolltest du einAndenken mitnehmen. Es sah eher so aus, als

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