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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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die Gefahr zu erkennen, in die ich ihn brachte.
    Sobald das tote Ding aufhörte, sich zu bewegen, ließ ich die schmutzigen Reste auf dem Te ppich liegen und rannte nach oben. Al an war immer noch im Zimmer des We sens, beugte sich über die Wi ege und sang ihm ein Lied vor, das er von seiner Mutter gelernt hatte. Und in der Wi ege lag ein Monster, jenseits aller menschlichen Wo rte und Gefühle.
    Ich hätte Al an wegbringen sollen. Ich hätte ihn mitnehmen und mit ihm von Olivia und dem Al btraum in der Wi ege weglaufen, allem den Rücken kehren und meinen Sohn retten sollen.
    Ab er ich brachte es nicht fertig, Olivia zu verlassen. Ich sagte mir, dass ich vorsichtig sein würde, dass ich auf das Ding aufpassen würde, dass es einen We g geben musste, es zu vertreiben, und dass Al an zu klein war, er würde es nicht verstehen und wäre traurig. Ich sagte mir, dass Dämonen schlau waren, und das We sen wusste, dass es hilflos war und Al an für es sorgte. Es hätte dem Dämon nichts gebracht, meinem Sohn etwas anzutun.
    Al lerdings verletzen Dämonen Menschen einfach nur so zum Spaß.
    Gelegentlich überkommt mich das volle Au smaß des entsetzlichen Lebens, zu dem ich uns alle verdammt habe, mit voller Wu cht, wie die Last schwerer Steine auf meiner Brust, und dann glaube ich, dass auch ich verrückt werde. Eines solchen Ta ges kam Al an, fast sieben Jahre alt, wie jeden Ta g aus der Schule nach Hause. We nn Al an in der Schule ist, behalte ich das We sen bei mir, falls Olivia wieder versuchen sollte, ihm etwas anzutun.
    Zu Al ans Ta gesablauf gehörte es, sobald er zur Tü r hereinkam, dem We sen einen Kuss zu geben und zu fragen: »Hi Nick! Hast du mich vermisst?«
    Al s ob es das könnte.
    Danach zeigt mir Al an stets seine Schulhefte, die goldenen Sterne und das Lob der Lehrer, die kleinen Gaben, die er mir bringt in seinen Bemühungen, mir Freude zu machen.
    Manchmal wünschte ich mir, er wäre nicht so gut, denn dadurch sieht alles andere nur noch umso schlimmer und falscher aus.
    An diesem Ta g bemerkte ich etwas Neues: dass das We sen Al an mit den Blicken folgte, wenn er im Raum war. Das tat es nicht bei mir oder Olivia, es sei denn, wir machten etwas, was direkt mit ihm zu tun hatte. Es scheint Menschen gegenüber so gleichgültig zu sein, als wären sie besonders bewegliche Stühle. Ab er es beobachtete Al an.
    Plötzlich floss mein Blut schwer und kalt durch meinen Körper, die An gst schien mich in Stein zu verwandeln, und ich wagte nicht, daran zu denken, welch blutiges Spiel der Dämon im Sinn hatte oder welch dunkle Ab sichten er gegen meinen Sohn hegte.
    In dieser Nacht schlich ich mich mit einem verzauberten Dolch nach oben und beugte mich über die Wi ege. Ertränken hatte nicht funktioniert, aber auf diesem Messer lagen die stärksten Sprüche, die man auf dem Jahrmarkt der Kobolde kannte.
    Das Nachtlicht brannte und warf ein lustiges Kaninchenmuster aus Schatten an die Wa nd. Es lag in einem der Lichtstrahlen, aber selbst im Schlaf sah es nicht aus wie ein Kind.
    Nicht ganz.
    Ich stand schweißüberströmt da, und der Griff des Messers in meiner Hand wurde feucht, bis ich plötzlich Al an von der Tü r her sagen hörte: »Dad?«
    Ich drehte mich um und sah, wie er uns ansah – mich, den Dolch, und den Dämon. Das Gesicht meines kleinen Jungen wurde so blass, dass es fast durchscheinend war. Er sah aus wie der müde alte Geist eines längst verstorbenen Kindes.
    Â»Nick«, sagte er und stolperte fast in seiner schläfrigen Hast. »Nick, wach auf!«
    Es wacht nicht auf wie normale Kinder, brummelnd und gähnend und sich die Au gen reibend. Es ist einfach da, in einem einzigen Au genblick, mit schwarzen, kalten, wachsamen Au gen. Al an hob es mit Mühe aus der Wi ege – der Körper war drei Jahre alt und groß für sein Al ter. Der Dämon versuchte, sich ihm zu entwinden. Er scheint es nicht zu mögen, angefasst zu werden, aber Al an hielt ihn fest und sah mich mit großen, angstgeweiteten Au gen an.
    Ich sagte seinen Namen.
    Â»Komm, Nick«, sagte Al an und seine Stimme klang brüchig, obwohl er sich bemühte, ruhig zu sprechen, als bräuchte der Dämon Tr ost. »Ich hatte einen Al btraum. Du musst bei mir im Bett schlafen.«
    Al an hat ihm beigebracht, seine Hand zu halten, wenn sie über die Straße gehen. Al s er diesmal seine Hand hielt, traten

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