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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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ihn. Sie ließ sich dabei Zeit, drängte sich gegen ihn und umfing gleichzeitig seinen Körper, nahm ihn gefangen. Nick hielt still.
    Der Kuss sah aus, als erhebe LiannanAnspruch auf ihn.
    Nach einem langenAugenblick trat die Dämonin zurück und nahm Nicks Hand, schnitt ihn dabei und schien kaum zu bemerken, dass Blut aus den Schnittwunden trat. Sie sah ihn mit großen, ruhigenAugen an, die glänzten wie tiefe, kalteTeiche.
    Â»Ich wusste, dass du uns rufen würdest«, flüsterte sie.
    Â»Ich kann mich nicht daran erinnern, ihn gerufen zu haben«, erwiderte Nick nach kurzem Zögern.
    Anzus Flügel schlugen unruhig. Sein ganzer Körper schien in ständiger, wirbelnder Bewegung, sein Mund verzog sich und die Bewegungen seiner Finger, die ins Leere griffen, erinnerten Mae anVogelkrallen. Sie wusste erst nicht, warum, doch dann sah sie, dass seine spitzen dunklen Fingernägel tatsächlich inVogelkrallen endeten und an seinen langen schönen Händen geradezu obszön aussahen.
    Er wäre auf goldene, kantigeArt undWeise wunderschön gewesen, wäre da nicht dieTatsache gewesen, dass man ihn nicht lange genug ansehen konnte, um Einzelheiten auszumachen. Seine Schönheit machte Mae schwindelig.
    Â»Ich dachte, ich komme, um etwas abzuholen.«
    Nick legte den Kopf zurück. »Ach ja?«, fragte er gelassen. »Und was willst du?«
    Anzu kam auf ihn zu wie eine helle Motte auf eine dunkle Flamme. Liannan löste sich leicht von Nick, hielt jedoch immer noch eine Hand locker auf seinem Handgelenk und ließ ihn bluten. Sie umkreisten ihn einen Moment, abwartend und beobachtend und in absolutem Schweigen.
    Â»Was wollen wir?«, stießAnzu hervor, den Mund grausam gewölbt wie ein Säbel oder der Schnabel eines Raubvogels.
    Er neigte sich zu Nick vor und legte ihm eine krallende Hand auf die Brust. Nick wich nicht zurück und sah auch nicht weg, undAnzus blasseAugen leuchteten wie Kristallhöhlen, in denen sich das Sonnenlicht fängt und in tausend helle Splitter gebrochen wird.
    Der dunkle Schleier seiner Flügel verbarg sie beide einenAugenblick lang vor Mae und die Spitzen der Flügelfedern verschwammen in der aufsteigenden Magie. Dann zog sich der Flügel wie ein Schleier fort undAnzu trat zurück.Was auch immer er in diesem verborgenenAugenblick getan oder gesagt hatte, Mae wusste es nicht. Nicks Gesicht verriet nichts.
    Anzus Stimme klang jetzt deutlich verärgert: »Nur das, was uns zusteht!«
    Â»Und das wäre?«, fragte Nick immer noch gleichmütig.
    Anzu senkte den Blick, als wäre er plötzlich müde oder hinge einem äußerst angenehmen Gedanken nach. Er sah aus wie ein Märchenprinz, der auf den erlösenden Kuss der Prinzessin wartet.
    Durch kaum geöffnete Lippen raunte er ein einziges, hungrigesWort: »Körper!«
    Liannan kam ebenfalls näher, sie schienen sich dabei abzuwechseln, ihn gefangen zu halten.Wieder küsste sie Nick, diesmal auf dieWange, und an seiner Haut glänzten scharfe weiße Zähne.
    Â»Wir haben unserenTeil derAbmachung eingehalten, nicht wahr, Hnikarr?«, fragte sie. »Du bist in dieses Baby geschlüpft und wir haben dich bewacht.Wir sind jedes Mal gekommen, wenn du uns auf dem Jahrmarkt der Kobolde gerufen hast.Wir sind deinetwegen gekommen, nicht wahr?«
    Â»Das ist richtig«, gab Nick zu.
    Â»Gut«, erwiderte Liannan wie eine Lehrerin, die stolz darauf ist, dass ihr Schüler eine richtigeAntwort gegeben hat. Sie neigte ihr Gesicht an Nicks Hals, dicht, aber ohne ihn zu berühren. »Ich würde immer zu dir kommen«, flüsterte sie. »Obwohl du keine Seele hast, die du mit mir teilen kannst.«
    Nick antwortete nicht.
    Â»Du schuldest es uns«, sagte Liannan sanft. »Du weißt doch noch, wie kalt es ist. Du kannst uns nicht in der Kälte lassen.«Wieder küsste sie ihn auf die Linie seines Kiefers, mehr ein kurzes Picken als ein Kuss. Ihre Lippen hinterließen ein frostiges Mal, unter dem es rosa aufleuchtete. Ein Brandmal ihres Mundes.
    Nick wandte das Gesicht ab.
    Â»Du könntest sie auswählen, wenn du willst.« Sie versuchte, sein Gesicht zu ihr zu drehen. Die Eiszapfen blinkten in seinem schwarzen Haar und blutige Striemen zogen sich über seinen Hals. »Such mir jeden Körper, den du willst.«
    Â»Es ist nicht so, als ob ihr sie lange behalten könntet«, sagte Nick, immer noch abgewandt und mit

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