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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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berühren.Aber du willst doch handeln wie ein Mensch. Menschen berühren einander.Trost, Liebe, Pflichtgefühl oderAngst, wir tun es aus tausend verschiedenen Gründen.Wenn dir auch nur ein kleines bisschen an einem Menschen liegt, wenn du auch nur so tun willst, als läge dir etwas an ihm, dann musst du ihn gelegentlich berühren.«
    Nick rollte sich katzengleich herum und plötzlich lag Mae flach auf dem Kissen. Sein Gesicht schwebte Zentimeter vor dem ihren und seine Hände drückten sie nieder.
    Â»Was macht das denn für einen Unterschied?«, fragte er dicht an ihrem Ohr. »Ich habe dich schon früher berührt.«
    Mae boxte ihm vor die Brust und wandte das Gesicht ab. Sie versuchte zu ignorieren, dass sein Mundwinkel sie dabei berührte.
    Â»Du hast mich aus einem bestimmten Grund berührt«, sagte sie gepresst und konzentrierte sich auf dieWand und nicht auf NicksWärme und Gewicht. »Manchmal muss man jemanden völlig grundlos berühren, nur um zu zeigen, dass man da ist.«
    Plötzlich waren dieWärme und das Gewicht weg. Mae blieb noch einenAugenblick still liegen, dann setzte sie sich auf und sah Nick auf dem Bett liegen wie zuvor. Finster starrte er zur Decke hinauf.
    Â»Das gefällt mir nicht«, sagte er zwischen den Zähnen hindurch. »Es ist einfach unnatürlich. Ich berühre Leute, um sie zu verletzen . Ich will nicht … und ich will auch nicht …«
    Â»Nick«, sagte Mae, »ich verspreche, dir nicht wehzutun. Da du ja so zerbrechlich bist.«
    Nick warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Hör auf, mich zum Händchenhalten zu drängen. Ich fühle mich unter Druck gesetzt. Und ausgenutzt.«
    Mae stieß ein kurzes Lachen aus, aber ihr war nicht wirklich danach. Sie sah sich im Zimmer um –Alans Bücherregal, Nicks Sachen, die er zum Schärfen des Schwerts gebraucht hatte, und der dunkelgraueTeppich, der wie ein riesiger Stahlschwamm aussah – und fragte sich, was zumTeufel sie hier machte. Es war doch klar, dass sie ihm nicht helfen konnte.
    Â»Ich …«, begann Nick zögernd. »Es macht mir aber nicht so viel aus, wenn man mich berührt. Bei manchen Menschen.«
    Mae sah auf ihn herunter, und Nick, der sich offensichtlich wohler gefühlt hatte, als man mit dem Messer auf ihn losgegangen war, nahm langsam die Hand von der Brust und legte sie auf die zerknüllte Decke zwischen ihnen, die Finger halb in die Handfläche gerollt. Immer noch betrachtete er mit starrem Blick die Decke.
    Â»Weil du ihnen vertraust, dich nicht zu verletzen?«, fragte Mae vorsichtig.
    Â»Nein«, erwiderte Nick harsch. »Weil ich mich von ihnen verletzen lasse.«
    Ihre Fingerspitzen strichen über seine, und sie musste plötzlich dem nervösen Impuls standhalten, ihre Hand, wie von einem elektrischen Schlag getroffen, wieder zurückschnellen zu lassen. Stattdessen schluckte sie und schob ihre Finger zwischen die seinen. Ihre Hand sah lächerlich klein aus in seiner und er hatte Schwielen vom Halten des Schwerts.
    Sie war sich solch unwichtiger Dinge viel zu sehr bewusst, es berührte doch nur so wenig seiner Haut die ihre.
    Â»Also, was machen wir hier?«, wollte Nick wissen. »WelcheArt von menschlicher Regung soll ich hier zumAusdruck bringen?«
    Â»Zuneigung«, erklärte Mae. »Platonische Zuneigung.«
    Â»Oh, wirklich?«
    Â»Ehrlich gesagt täusche ich es nur vor. Ich hoffe, es ist schön für dich. Dein erstes Mal sollte perfekt sein.«
    Nicks Haarspitzen blieben im rauen Baumwollbettzeug hängen, und Mae musste den Drang unterdrücken, sie mit der freien Hand zurückzustreichen und vielleicht ein wenig damit zu spielen.
    Es war ein lächerlicher Impuls. Nick würde ihn bestimmt nicht zu schätzen wissen. Das hatte er absolut klargemacht.
    Sie hatte die Beine an die Brust gezogen und die Füße unter die Decke geschoben und versuchte, zu ignorieren, wie er da im Bett lag – auf dem Rücken, lässig und graziös und wie für sie drapiert.
    Sein Ring drückte sich warm von seinem Körper in ihre Handfläche.
    Â»Sei zärtlich zu mir«, murmelte er.
    Â»Na, wir werden sehen.«
    Sie hatte am Morgen seinen Bruder geküsst. Das hier war armselig. Sie würde jetzt nicht vor Sehnsucht vergehen.
    Â»Und?«, fragte Nick. »Wirst du mir jetzt aus dem Heft vorlesen?«
    Mae holte tief Luft und sah es an. Sie

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