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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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hoch.
    »Ihr könnt nicht ernsthaft erwägen, Euch selbst so in Gefahr zu begeben!«, sagte Liverpool scharf. »Ihr wisst, dass es keinen potenziellen Nachfolger der Kobra gibt. Die Vier dürfen jetzt nicht geschwächt werden, nicht zu Kriegszeiten, und schon gar nicht für irgendeine Wirtshausmagd!«
    Nathaniel verzog keine Miene, aber Liverpool entschied sich plötzlich für eine andere Vorgehensweise. »Warum wartet Ihr nicht auf weniger wertvolle Verstärkung? Ihr seid die Kobra. Die Kobra klettert nicht auf einem Sims herum und spielt den Helden. Denkt nach, Mann!«
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Nathaniel tatsächlich nach. Er könnte warten, und wahrscheinlich sollte er das auch tun – genau wie sein Vater die Logik immer über eine gefühlsmäßige Verbindung gestellt hatte. Er nickte Liverpool zu. »Ihr habt Recht. Die Kobra würde wegen einer Frau nicht auf einen schmalen Sims gehen.« Dann riss er sich seinen Gehrock vom Körper und warf ihn Liverpool mit einem grimmigen Lächeln zu. »Aber Nathaniel Stonewell würde es tun. Jetzt geht und besorgt die Verstärkung.« Mit diesen Worten ließ er sich aus dem Fenster gleiten.
     
    Die kleine Öffnung im Lauf der Waffe kam ihr vor wie ein riesiges schwarzes Loch. Willas Knie gaben dramatisch nach. Sie taumelte unwillkürlich an ein Tischchen und warf dabei einen Kerzenleuchter, der nicht angezündet war, zu Boden.
Der Mann erschrak, aber zum Glück nicht genug, um unabsichtlich einen Schuss auszulösen.
    Er war jedoch so sehr abgelenkte, dass er den Schatten an einem der Fenster neben sich nicht bemerkte. Willa schaute den Eindringling unverwandt an, wich etwas zur Seite aus und zwang ihn so, dem Fenster den Rücken zu kehren.
    Direkt hinter dem Mann erschien für kurze Zeit ein Schatten im Fenster und hob sich gegen den perlgrauen Nachmittagshimmel ab. Ein Finger. Eins?
    Dann zwei Finger. Ah, jemand zählte. Sie machte sich bereit.
    Drei.
    Willa warf sich flach auf den Boden und schütze Myrtle mit ihrem Körper. Das Fenster zerbrach in tausende Splitter, und Nathaniel sprang ins Zimmer. Die Tür erbebte unter dem wiederholten Ansturm großer, fest entschlossener Körper und gab schließlich krachend und berstend nach. Ren Porter stürmte ins Zimmer, dicht gefolgt von einigen Dienern. Der Einbrecher wusste nicht, auf wen er zuerst zielen sollte.
    Dann war es zu spät für eine Entscheidung. Er lag am Boden, war entwaffnet und wurde gründlich von Nathaniel zusammengeschlagen. Als der Mann das Bewusstsein verlor – oder vielleicht auch ein bisschen später -, ließ Nathaniel von ihm ab und stand schwer atmend auf.
    Willa rannte zu ihm und warf sich ihm in die Arme. Er hielt sie so fest, wie er nur konnte. »Gut gemacht, Wiesenblume«, flüsterte er, und sein Glucksen war vor überstandener Sorge ganz rau. »Mir hat besonders gut gefallen, als du deine Schuhe von ihm zurückgefordert hast, damit du sie ihm wieder um die Ohren werfen konntest.«
    Sie ließ sich noch einmal von ihm drücken und lief dann zu Myrtle. Ren Porter kniete neben ihr. Myrtle kam gerade zu sich. »Wahrscheinlich wird sie die schlimmsten Kopfschmerzen ihres Lebens haben, aber sie wird nichts
zurückbehalten.« Ren grinste Willa schief an. »Ich würde kein Laudanum empfehlen. Es lässt einen die merkwürdigsten Dinge tun.«
    Willa lächelte ihn freundlich an. »Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr sprecht.« Er nickt ihr rasch dankbar zu. Sie drängte ihn zur Tür. »Und jetzt zurück ins Bett mit Euch Irrem. In meinem Haus wird nicht gestorben, verstanden?«
    Er lachte schwach und verneigte sich. »Ja, Mylady.«
    Lord Liverpool erschien in der Tür. Er warf einen Blick auf den am Boden liegenden Mann. »Immer diese verfluchten Wadsworths.« Er starrte Nathaniel an. »Luis Wadsworth wird seit mehr als einer Woche im Tower gefangen gehalten! Niemandem gelingt die Flucht aus dem Tower!«
    Nathaniel musterte Liverpool für einen Augenblick. »Habt Ihr ihn mit eigenen Augen dort gesehen?«
    Liverpool neigte den Kopf nachdenklich zur Seite. »Nein. Ich habe ihn dort noch nicht aufgesucht. Ich hatte gehofft, dass einige Tage in Gefangenschaft die Befragungen erleichtern würden.«
    »Aha. Dann würde ich sagen, dass tatsächlich jemand in den Tower geworfen wurde … aber nicht dieser Mann.«
    »Hmm. Irgendjemand, dem ich vertraut habe, hat mich hintergangen.« Liverpool sah mit einem Mal sehr gefährlich aus. »Und das mag ich überhaupt nicht.«
    »Hmm.« Nathaniel war nicht ganz

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