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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Leben mit dir schlafen. Niemals.«
     
    Nathaniels Schwur traf Willas Herz wie eine Pfeilspitze. Schnell hob sie die Hand, um ihn am Weitersprechen zu hindern. »Warte. Bitte warte!«
    Nathaniel nickte. Er saß da, hatte die Hände locker zwischen seinen Knien gefaltet und schaute sie an.
    Willa wandte sich ein wenig von ihm ab und betrachtete den grauen Himmel. Den ganzen Morgen über hatten sich
die Wolken zusammengezogen. Es würde heute Nacht regnen. Anders als in jener Nacht, in der sie einen Fremden zu Fall gebracht hatte, um dann die Zeit bis zum Morgengrauen an seiner Seite zu verbringen.
    Wie dumm sie doch war. Was für ein dummer, kleiner Idiot. Sie war so sehr in der Sorge um ihre eigene Zukunft gefangen gewesen, dass sie keinen einzigen Gedanken daran verschwendet hatte, was er wohl mit seinem Leben vorgehabt hatte.
    Selbstsüchtig war sie also auch. Selbstsüchtig und sehr, sehr dumm.
    »Und eitel. Unglaublich eitel.«
    Nathaniel schaute sie fragend an. »Bitte?«
    Willa zuckte mit den Schultern. »Ich hatte zahlreiche Verehrer, die mich so sehr wollten, dass sie nicht unbeträchtliche Verletzungen in Kauf nahmen. Seit Jahren versuchten Männer, mich vor den Altar zu kriegen. Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass du von unserer Verbindung alles andere als begeistert sein könntest.«
    Er griff nach ihren Händen und hielt sie. »Nein, Willa. Es liegt nicht an dir. Ich kann … ich will keinen Sohn haben, der meinen Namen trägt. Nein, auch keine Tochter«, fügte er mit fester Stimme hinzu, als hätte er den Gedanken gelesen, der ihr gerade gekommen war.
    »Aber warum nicht?«
    Nathaniel wusste, dass er es nicht länger vor sich herschieben konnte. Sie wollte es wissen. Sie hatte einen wachen Verstand und einen starken Willen. Sie würde es so oder so herausfinden. Zum ersten Mal wurde Nathaniel bewusst, dass er die Worte »Ich bin ein Verräter« nicht aussprechen konnte. Er war bisher jeder Gelegenheit dazu aus dem Weg gegangen.
    Merkwürdig. Er konnte andere glauben lassen, was sie wollten, und er konnte auch so tun, als träfen ihre Vermutungen
zu – aber erstaunlicherweise hatte er es bisher geschafft, sich nie selbst bezichtigen zu müssen.
    Ein bisschen Übung wäre nicht schlecht gewesen, denn es würde ihm schwer fallen, es Willa zu sagen.
    Nathaniel holte tief Atem und sprach die Wörter zum ersten Mal laut aus: »Ich habe mich gegen die Krone verschworen. Ich bin einer Gruppe beigetreten, die unter dem Namen Lilienritter bekannt wurde, so benannt nach Napoleons Lilienwappen. Wir schmiedeten einen Plan, den Prinzregenten zu entthronen.«
    Sie starrte ihn eine Weile an. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht. Ihr Körper begann zu beben. Verdammt, sie weinte.
    Dann schnaubte sie. Und prustete laut los.
    »Ach, mein Lieber. Wirklich, Nathaniel, es tut mir Leid, dass ich dir all deine Hoffnungen zerstören muss, aber deine Karriere als Schauspieler wird verdammt kurz sein.«
    Er konnte sie nur mit offenem Mund anstarren. Das ließ sie nur noch lauter lachen.
    Sie legte einen Finger unter sein Kinn und klappte seinen Mund für ihn zu. Dann stützte sie die Ellenbogen auf die Knie und ließ ihre Hände baumeln.
    »Ich habe es dir doch schon gesagt: Ich sehe einem Menschen sofort an, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Und du, Lord Reardon, kannst dein Vaterland nicht betrügen, genauso wenig, wie eine Kobra fliegen kann. Es steckt einfach nicht in dir drin.«
    Nathaniel mochte es nicht glauben. Alle seine Bekannten außer denen, die es besser wussten, hatten ihm das Schlimmste zugetraut und ihn verstoßen.
    Er konnte es nicht leugnen, dass sich Wärme in ihm ausbreitete, wo bisher alles kalt gewesen war. Aber Willa schätzte die Sache einfach noch nicht richtig ein. Hier drau ßen in der Natur, wo sie beide miteinander allein waren, war
es leicht, ihm nicht zu glauben. Sie musste darauf vorbereitet sein, wie die Gesellschaft über die Sache dachte.
    »Du musst wissen, was dich erwartet, Willa. Bei jedem Schritt wird dir Unangenehmes begegnen. Die Leute haben hinsichtlich eines Verräters eine fest gefügte Meinung. Und üblicherweise ist die Abscheu bei denen am größten, die selbst den besten Charakter haben. Niemand wird mit dir sprechen. Händler werden nur widerwillig dein Geld annehmen. Sogar deine eigenen Bediensteten werden dir missgünstig gegenüberstehen, obwohl du ihnen das Doppelte dessen bezahlst, was ihre Kollegen in anderen Häusern verdienen.«
    Sie war sehr ernst geworden,

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