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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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seine Gefühle eingestand?
    Mit beiden Armen umschlang sie ihr Gepäck und trug es die Treppe hinunter und hinaus auf den Vorplatz, wo Nathaniel mit den Pferden stand. Er nahm es ihr ab, nickte kurz zum Dank, aber sah ihr nicht in die Augen.
    Wut packte sie. »Keine Ursache«, zischte sie. »Oh, nein, wirklich nicht der Rede wert.«
    Es war tatsächlich nicht der Rede wert. Sie hatten sich nur die Arbeit geteilt, nichts, was er nicht von jedem mit ihm reisenden Mann erwartete hätte. Nathaniel kannte keine Frau, die so wie Willa während der Reise ihren Mann gestanden hätte.
    Er wusste, dass er viel von ihr verlangte, dass sie es nicht gewohnt war, so viel zu reiten. Doch außer ein paar eisigen Bemerkungen über abhanden gekommene Knie hatte sie sich nicht beschwert. Zwar hatte sie ihn bewusstlos geschlagen und in diese Ehe gezogen wie in eine Falle, hatte ihn mit ihren endlosen Plaudereien wünschen lassen, er wäre taub, und mit ihren beharrlichen Forderungen, mit ihr »zu kopulieren«, fast in den Wahnsinn getrieben, aber im Großen und Ganzen war sie eine sehr angenehme Reisegefährtin.
    Sie saß sehr viel weniger ungelenk auf als am ersten Tag ihrer Reise, rutschte im Sattel zurecht, nahm die Zügel auf und lenkte ihre Stute auf die Straße. »Sollen wir los?«, fragte sie kalt.
    Nathaniel saß ebenfalls auf und ließ Blunt der Stute folgen. Es war richtig von Willa, sich von ihm fern zu halten.
Kalt und formell war der richtige Umgangston zwischen ihnen.
    Warum also war er darüber nicht glücklich?
    Im Verlauf des Morgens wurde ihm die Landschaft immer vertrauter. Mit den auf Nützlichkeit ausgerichteten Farmen von Northamptonshire war es vorbei. Sie ritten jetzt durch das vornehmere Buckinghamshire, den Spielplatz der Reichen und Unnützen. So einer war er auch einmal gewesen.
    Sie kamen an einer Wiese vorbei, wo er einst ein Rennen gegen das Vollblut seines Gastgebers geritten hatte. Der nächste See war bekannt für seine guten Fischgründe. Bald würden sie durch Wakefield kommen, wo seine Familie oft Halt gemacht hatte, wenn sie für die Ballsaison von ihrem Landsitz nach London gereist war. Wakefield war ein stattliches Städtchen, das aus seiner Lage als letzte Rastmöglichkeit vor London das Beste gemacht hatte und reich geworden war.
    Nathaniel atmete tief ein. Es war an der Zeit, sich Willa gegenüber zu offenbaren. Es bestand für ihn kein Zweifel, dass er in Wakefield erkannt werden würde. Wenn sie Glück hätten, wären Willa und er wieder unterwegs, bevor die Situation wirklich unangenehm würde. Es gab keinen Ort, an dem Lord Treasons Anwesenheit keine Szenen heraufbeschwor. Aber schließlich wollte er ja den windigen Sir Foster aufspüren. Das konnte ihm nicht gelingen, wenn er sich in den Büschen versteckte.
    Trotzdem wäre es nicht fair gegenüber Willa, sie unvorbereitet mit nach London zu nehmen. Wenn sie zu Mittag Halt machten, um die Pferde zu tränken, würde er ihr alles erzählen.

8. Kapitel
    S chweigend zerschnitt Willa das Brot und verteilte den Käse und den kalten Braten, den Nathaniel am Morgen im Gasthaus für ihre Mittagsrast gekauft hatte. Sie fühlte sich kratzbürstig und ein bisschen aus der Bahn geworfen, ihre Anspannung wuchs von Minute zu Minute. Sie hatten sich den ganzen Morgen über angeschwiegen, und nur das Klappern der Pferdehufe hatte die Stille durchbrochen. Würde er jemals wieder mit ihr sprechen?
    Und wenn er es tat, wollte sie ihm dann zuhören? Sie hatte sich ihm zweimal angeboten, und er hatte sie beide Male zurückgewiesen.
    »Willa …«, sagte Nathaniel in das Schweigen, brach aber sofort ab, als sie ihn anblickte. Überrascht stellte sie fest, dass er ebenso verunsichert und unbehaglich aussah, wie sie sich fühlte.
    »Ich …« Wieder brach er ab. Er räusperte sich und setzte mit fester Stimme erneut an: »Es gibt einige Einzelheiten über meine Person, von denen du noch nichts weißt.«
    Das war eine maßlose Untertreibung. Sie sagte jedoch nichts. Es schien ihm so schon schwer genug zu fallen, da musste sie ihn nicht auch noch unterbrechen.
    »Wie du weißt, ist mein Name Nathaniel Stonewell.« Er schaute auf, und seine grünen Augen bohrten sich regelrecht in ihre blauen. »Was du nicht kennst, ist mein Titel. Ich bin der Earl von Reardon.«
    Willa schloss kurz die Augen. Mit einer solchen Offenbarung hatte sie nicht gerechnet.

    Nathaniel sprach schnell weiter: »Ich bin es nicht von Geburt, denn mein Vater, der starb, als ich erst ein paar

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