Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
Wenn Ihr auch nur einen Funken Anstand besitzen würdet, würdet Ihr Euch aufs Land verkriechen!«
    Nathaniel verschränkte die Arme und lehnte sich mit
der Hüfte gegen den Verkaufstresen. »Aber ich würde Euch dort schrecklich vermissen.«
    Mr Bower, der über keinerlei Fantasie verfügte, konnte nur stumm schnauben.
    Die Ladenbesitzerin war damit beschäftigt, das Seidenkleid von der Figurine zu ziehen, und beobachtete sie alle aus den Augenwinkeln. Nathaniel machte sich nicht die Mühe, den fantasielosen Tiraden von Mr Bower zuzuhören, sondern zählte die Sekunden, bis die Ladenbesitzerin ihm das in Papier eingeschlagene Paket in die Hände drückte.
    Er nahm es, übersah ihre ausgestreckte Hand mit seinem Wechselgeld und schritt aus dem Laden, nicht ohne sich kurz vor Mrs Bower zu verneigen.
    Er war nicht schnell genug. Mr Bower kam hinter ihm aus dem Laden geschossen. »Wie könnt Ihr es wagen, meine Frau mit Eurer Anwesenheit zu belästigen? Verräter!« Das Gebrüll des Mannes war laut wie das eines Bullen. Seine Worte hallten ein gutes Stück die gepflasterte Straße entlang. »Lord Treason! Verräter!«
    Vor sich konnte Nathaniel Willa bei Lem und den Pferden stehen sehen. Als er mit großen Schritten auf sie zueilte, weiteten sich ihre großen blauen Augen vor Schreck. »Steig auf«, drängte er sie, als er nahe genug herangekommen war. Er suchte in seinen Taschen nach den Süßigkeiten für Lem, aber der Junge wich vor ihm zurück und schaute an ihm vorbei in die Ferne.
    »Ihr seid das? Ihr seid dieser Lord Treason?« Der Junge sah ihn aus zusammengekniffenen, misstrauischen Augen an. Nathaniel wurde ganz schlecht, als er das sah, er fühlte sich schuldig, obwohl es in Wirklichkeit nichts gab, dessen er sich schuldig fühlen musste. Lem schaute die angebotenen Süßigkeiten voller Abscheu an. »Von jemandem wie Euch nehme ich nichts an!«
    Nathaniel ließ den Beutel in den Dreck fallen. »Natürlich
tust du das nicht.« Er griff nach Blunts Sattel und saß rasch auf. Er wendete den Wallach und blickte auf die sich bildende Menschenmenge hinter sich.
    »Ich denke, es ist an der Zeit, aufzubrechen«, sagte er gepresst.
    »Ja, Nathaniel.« Willa klang ängstlich.
    »Reite einfach durch sie hindurch, Wiesenblume. Sie werden uns aus dem Weg gehen.«
    Blunt und die Stute schritten dicht nebeneinander voran. Sie schoben sich langsam, aber unaufhaltsam durch die versammelte Bürgerschaft. Schimpfwörter und böse Blicke wurden ihnen zugeworfen, aber einer nach dem anderen traten die Bewohner Wakefields zurück und ließen die Pferde durch. Doch dann, als Nathaniel und Willa inmitten der Menge waren …
    Klatsch! Eine Hand voll Schlamm landete auf dem Rumpf der Stute, erschreckte das Pferd und hinterließ einen dreckigen Streifen auf ihrem weißen Fell und auf Willas Röcken.
    »Reite los!«, rief Nathaniel, aber die Menge drängte sich jetzt zu dicht um sie. Die Stute begann zu tänzeln und zurückzuweichen. Nathaniel fürchtete, Willa könnte vom Pferd stürzen. Er griff nach den Zügeln der Stute.
    Ein Dreckklumpen traf ihn mitten auf dem Rücken. Nathaniel drehte sich um und sah puren Hass in den Augen des kleinen Lem. »Verräter!«, zischte der Junge.
    In diesem Moment ging die Schlammschlacht richtig los. Schwarzer Dreck traf sie aus allen Richtungen. Willa duckte sich und schrie vor Ekel und Angst laut auf. Mit aufeinander gepressten Zähnen zog Nathaniel Willa mit einem Arm von der nervös tänzelnden Stute vor sich auf Blunts Rücken und stieß dem riesigen Wallach die Fersen in die Seiten. Die Menge war ihm egal.
    Blunt wieherte und machte ein paar Schritte zurück. Die Umklammerung durch die Menge lockerte sich etwas. Mit
einem Arm hielt Nathaniel Willa, mit der anderen Faust umklammerte er die Zügel der in Panik geratenen Stute. Er ritt mit eng an Blunts Flanken gepressten Schenkeln.
    Es dauerte nicht lange, bis sie Wakefield hinter sich gelassen hatten und Nathaniel Blunt erlaubte, in einen versammelten Galopp zu fallen. Der Wallach, der während der gesamten Episode nie Nervosität gezeigt hatte, galoppierte die Straße entlang, als machten sie einen Sonntagsausflug. Die Stute, die nicht gerade das intelligenteste Pferd war, das Nathaniel je gesehen hatte, rollte immer noch die Augen und warf unruhig den Kopf. Nathaniel hielt ihre Zügel fest im Griff. Er wollte den Rest des Weges nicht mit nur einem Pferd hinter sich bringen.
    Willa drückte sich immer noch an ihn und verbarg ihr Gesicht an

Weitere Kostenlose Bücher