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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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schüttelte er den Kopf. »Oh, nein. Ich glaube kaum, dass das stimmt.«
    Willa blinzelte ihn an. »Ich versichere Ihnen, dass er so heißt.«
    »Natürlich. Ihr müsst es ja wissen, nicht wahr? Nun, meine Glückwünsche zu Eurer Verlobung. Eine glückselige Verbindung, hoffe ich doch?«
    Plötzlich wusste Willa genau, was die Situation erforderte. »Ja. Haben Sie vielleicht ein Nachschlagewerk über …« Oje, wie sollte sie es bloß nennen? »… über den Akt?«
    Er kniff hektisch die Augen zusammen. »Die Trauungszeremonie?«
    »Nein.« Willa lächelte ihn strahlend an. »Den ehelichen Akt.«
    Der kleine Mann war entrüstet. »Oh, nein! Nein! Nein! Nein!«
    Er wurde rot und kam ins Stottern, bis Willa sich schließlich genötigt sah, sich zu entschuldigen und zu behaupten, sie hätte sich bloß einen Scherz erlaubt.
    Schließlich verließ sie die Buchhandlung ohne den Roman über die Gouvernante, aber bezüglich des ehelichen Aktes war sie auch nicht schlauer als vor ihrem Eintreten.
    Den Mann im Schatten, der ihr hinterherschaute, als sie zu den Pferden ging, und der dann mit grimmiger Entschlossenheit die Buchhandlung betrat, sah sie nicht.

    Nathaniel wartete in einem Gemischtwarenladen auf Willa. Er kaufte einen Beutel Süßigkeiten als Belohnung für den jungen Lem, aber dann wusste er nicht mehr, womit er sich die Zeit vertreiben sollte. Er sah sich um. Mehlsäcke standen hier zuhauf und Fässer voller Mais und Lampenöl stapelten sich in den Ecken. Für solche Dinge hatte er keine Verwendung.
    Er verließ den Laden und spazierte langsam die gepflasterte Straße entlang. Er könnte die Buchhandlung aufkaufen, aber sie hätten keine Möglichkeit, die ganzen Bücher wegzuschaffen. Auf Reardon gab es ohnedies bereits mehr als genug Bücher, und auch Reardon House in Mayfair verfügte über eine ansehnliche Bibliothek.
    Dann sah er etwas funkeln. Saphirblaue Seide und cremefarbene Spitze glänzten ihm durch ein beschattetes Schaufenster entgegen. Es war ein Damenkleid, feiner als irgendetwas, das er an Daphne oder seiner Mutter je gesehen hatte.
    Zum ersten Mal machte sich Nathaniel die Mühe, sich Willa in den Salons von Reardon House vorzustellen. Mit ihren einfachen Musselinkleidern und festen, ausgetretenen Schuhen würde Willa reichlich underdressed erscheinen.
    Und außerdem: Würde sie in Blau nicht gut aussehen?
    Er betrat den Laden unter dem Klingeln einer kleinen silbernen Glocke, die über der Tür angebracht war. Eine hagere Frau trat hinter einem Vorhang hervor und blieb wie angewurzelt stehen, als sie ihn erblickte.
    Sie riss die Augen weit auf, und einen Augenblick lang befürchtete Nathaniel, dass sie ihn erkannt haben könnte. Dann wurde ihm jedoch bewusst, dass es nur ihre natürliche Abscheu war, einen staubigen, vom Schmutz der Straße bedeckten Mann in ihrem pieksauberen Etablissement vorzufinden.
    »Ich bin hier, um etwas zu kaufen«, versicherte er ihr.

    Sie nickte und trat vorsichtig ein paar Schritte näher. »Was kann ich Euch zeigen, Sir?«
    Er deutete auf das blaue Kleid, das auf einem Puppenkörper am Fenster hing. »Ich nehme das da.«
    »Gerne, Sir. Das macht dann drei Pfund und sechs Pence.« Sie schlug einen Terminkalender auf, der auf der Verkaufstheke lag. »Wann möchte Eure Frau zur Anprobe kommen?«
    »Dafür besteht keine Notwendigkeit«, sagte Nathaniel. »Ich nehme es so, wie es ist.«
    Sein Blick auf das Kleid schloss einen Abschnitt der Straße vor dem Fenster ein. Vor dem Geschäft standen Mr Blower samt seiner Frau, die sich beide äußerst vehement gegen Nathaniel geäußert hatten, als dieser gottverdammte Cartoon erschienen war. Jetzt sah es ganz danach aus, als wollten sie den Laden betreten.
    Mist! Nathaniel wandte sich an die Ladenbesitzerin. »Ich will das Kleid. Sofort.« Er warf drei Pfund auf die Theke und drehte sich genau in dem Moment wieder zur Tür um, als diese sich mit einem leisen Klingeln öffnete.
    Die Frau blinzelte ihn an. Dann schnappte sie nach Luft und griff nach dem Arm ihres Mannes, als wollte sie ihn wieder hinausziehen. Dem Mann, einem kräftigen Kerl mit mehr Geld als politischem Verstand, trieb Nathaniels Anblick die Zornesröte ins Gesicht.
    »Ihr!« Er befreite sich aus dem Griff seiner Frau und stolzierte auf Nathaniel zu. »Ihr seid auf dem Weg zurück nach London, nicht wahr?«
    Nathaniel zog eine Augenbraue in die Höhe. »Das bin ich.« Der Mann blickte ihn vor Zorn bebend an. »Ihr habt kein Recht, die Luft dort zu verpesten.

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