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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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sich dann zu Myrtle.
    »Ihr wünscht, Madam?«
    »Wo ist Lord Reardon? Ach, egal. Schaff ihn her! Sofort!« Tante Myrtle wandte sich wieder Willa zu. »Du sagst, du bist Thaniels Verlobte?«
    Willa nickte. Tante Myrtle starrte sie eine Weile mit weit aufgerissenen Augen an. »Seit wann?«
    »Seit vier Tagen.«
    Tante Myrtle musterte sie. »Wie lange kennst du Thaniel?« Willa wand sich unbehaglich. »Etwas länger als vier Tage.«
    Tante Myrtle kniff die Augen zusammen. Willa war sich sicher, dass diese kleine, einem Vögelchen gleiche Frau es wenn nötig ohne Probleme mit einem Raubtier aufnehmen könnte. Sie selbst hatte Singvögel gesehen, die einen Falken aus der Nähe ihres Nests wegdrängten.

    »Wärest du so freundlich, mir zu erklären, wie es dazu gekommen ist?« Die Stimme der Frau war plötzlich kalt.
    »Äh, ja, ich habe sein Pferd mit einer Steinschleuder getroffen, oder vielmehr ein Hornissennest, selbstverständlich unbeabsichtigt, und dann war da dieser Felsen auf der Straße, so ein Pech, der einzige weit und breit, dann wurde es dunkel, und er war so furchtbar schwer, ich bin eingeschlafen, während ich darauf gewartet habe, dass die Hornissen sich wieder beruhigten.« Willa war etwas außer Atem, als sie ihre Erzählung beendete, und holte tief Luft. Sie versuchte ihre Nervosität nicht zu zeigen, fürchtete aber, dass ihre geballten Fäuste sie verrieten.
    »Er machte dir einen Antrag? Ohne dich angerührt zu haben? Weil du neben seinem bewusstlosen Körper geschlafen hast?« Tante Myrtle nickte. »Ja, natürlich. Das hat er getan. Und dann hat er dich mit nach Hause genommen, wie es sich gehört. Nun, du kennst ihn ja jetzt seit einer Weile. Was hältst du von ihm?«
    Willa lächelte sanft. »Oh, ich habe ihn sehr lieb gewonnen. Er kann ziemlich lustig sein.«
    Tante Myrtle schaute erstaunt. »Lustig? Du liebe Zeit, Kind, heutzutage ist Thaniel so ernst, wie man nur sein kann. Seit Monaten habe ich versucht, den Jungen ein bisschen aufzuheitern.«
    »Wirklich?« Es stimmte, seine Augen schauten manchmal traurig, aber nicht so traurig wie ganz am Anfang ihrer Bekanntschaft. »Also, mich bringt er ständig zum Lachen. Zum Beispiel als er mir sagte, ich solle ihn nicht andauernd ›Darling‹ nennen. Oder als ich ihn dazu zwang, sich die Geschichten über mein Heimatdorf anzuhören. Er ist geradezu unglaublich lustig.«
    Tante Myrtles Mund stand ein bisschen offen, als sie Willa ungläubig anstarrte. Einen kurzen Moment fragte sich Willa, ob sie vielleicht nicht über dieselbe Person redeten.
Dann ließ eine tiefe Stimme von der Tür her sie vor Freude aufspringen.
    »Myrtle, Liebes, wie geht es dir heute Morgen?« Nathaniel trat mit einem leisen Lächeln um den Mund ein, blieb jedoch stehen, als er Willa erblickte. »Ah, wie ich sehe, hast du Willa bereits kennen gelernt.«
    »Thaniel, Darling, komm hier herüber und gib deinem alten Tantchen einen Guten-Morgen-Kuss.«
    Nathaniel schaute noch einmal von Willa zu Tante Myrtle. Er wusste, dass Willa zu niemandem schlecht über ihn reden würde, und ein Teil der schmerzhaften Spannung fiel von seinen Schultern.
    Er nahm Willa bei der Hand und ging mit ihr zu Tante Myrtle. »Myrtle, Darling, darf ich vorstellen: die zukünftige Lady Reardon, meine Verlobte.«
    Willa schaute ihn überrascht an, und mit einem Mal war Nathaniel bewusst, dass er diese Worte noch nie zuvor gesagt hatte. Merkwürdig. Aber in diesem Augenblick fühlten sie sich richtig an – und wie das Natürlichste auf der Welt.
    »Deine was?«
    Der aufgebrachte Schrei kam von der Tür. Sie drehten sich alle um und erblickten eine entgeisterte Victoria. Sie war in Begleitung einer sehr liebreizenden, jungen blonden Frau.
    »Hallo, Daphne«, sagte er steif. »Du siehst gut aus.«
    »Thaniel, du … du bist verlobt?« Daphne schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Sie sah verletzt aus. Verdammt. Er hatte nicht damit gerechnet, sie hier anzutreffen. Sie musste sich ja betrogen fühlen. Schließlich hatte er darauf bestanden, ihre eigene Verlobung zu lösen.
    »Victoria, verschwinde augenblicklich und nimm Basils farbloses Frauchen gleich mit. Wegen dir verliere ich noch meinen Appetit. In meinem Alter darf ich keine Mahlzeit auslassen, es könnte schließlich meine letzte sein.« Tante
Myrtle benutzte diesen leicht gelangweilten Tonfall, von dem die Familie wusste, dass er für tödlichen Zorn stand.
    »Ich werde nicht gehen! Ich bin die Dame des Hauses, Myrtle, und ich wäre dir

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