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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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hatte Finsters kleine Bande zerstreut. Sie hatte in Kitty Knight eine Freundin gefunden und hatte die öffentliche Meinung über Nathaniel zu korrigieren begonnen.
    Alles in allem eine zufrieden stellende Nacht.
    Da war nur noch eine Sache …
    Nathaniel begleitete sie zu ihrem Zimmer. »Gute Nacht, Willa. Du solltest dich morgen Früh ausschlafen, denn wir haben morgen Abend schon wieder einen Ball.«
    »Ach ja. Der von Daphne und Basil.« Sie seufzte widerwillig. »Wir werden ihn wohl nicht umgehen können, nicht wahr?«
    Nathaniel lächelte sanft. »Doch, das könnten wir. Basil hat mich schon gebeten, nicht zu erscheinen.«
    Diese Unverfrorenheit! Nathaniel in seinem eigenen Haus ausschließen zu wollen!
    Willa kniff die Augen zusammen. »Dann werden wir mit absoluter Sicherheit da sein.«
    Nathaniel schüttelte bewundernd den Kopf. »Der arme Basil.«
    Im Haus war es still. Nathaniel war entspannt und guter Laune – die Frage, die Willa seit ihrem Besuch bei dem Bischof nicht mehr aus dem Kopf gegangen war, entschlüpfte ihr fast ohne ihr Zutun.

    »Warum hast du niemals bestritten, ein Verräter zu sein?«
    Nathaniel zog sich zurück. »Ah. Ich dachte mir schon, dass dich heute etwas nicht in Ruhe gelassen hat. Deine kleine Unterhaltung mit dem Bischof war also nicht pure Zeitverschwendung, nicht wahr?«
    »Es war sein stärkstes Argument«, sagte sie widerwillig. »Und du umgehst diesen Punkt, wann immer du kannst.«
    »Es gibt keinen Punkt, Willa«, sagte er steif. »Es ist spät, und wir sind beide erschöpft.«
    »Wieder bleibt er mir eine Antwort schuldig«, murmelte sie vor sich hin.
    Gott, war sie hartnäckig. Vielleicht zu sehr. Wenn er zuließe, dass sie diese Frage weiterverfolgte, würde sie womöglich Dinge aufdecken, die im Verborgenen bleiben mussten. Intelligent genug dafür war sie. Er legte ihr einen Finger unters Kinn, hob ihren Kopf und schaute ihr fest in die Augen.
    »Willa, ich habe die Gerüchte nie bestritten, weil ich das nicht kann.«
    Sie blickte ihn an, als wollte sie in sein Innerstes sehen. »Kannst du nicht oder willst du nicht?«
    Er schüttelte traurig den Kopf. »Ich kann es wirklich nicht.«
    Er sagte die Wahrheit. Wenn er die Gerüchte jetzt bestritt, da Foster frei herumlief, würde das den Mann wahrscheinlich dazu veranlassen, das Geheimnis preiszugeben, das die Royal Four unbedingt bewahrt haben wollten. Niemand sollte je erfahren, dass der junge Prinz George in jugendlicher Rebellion gegen seinen moralistischen Vater einer Gruppe beigetreten war, die sich die Lilienritter nannte. George war schon immer leichtsinnig gewesen, trotz seiner angeborenen Intelligenz, und hatte fast zu spät bemerkt, dass seine Kumpane bitteren Ernst machen wollten.

    Inzwischen war alles gestanden und unter den Teppich gekehrt. Die jungen Aufständler waren gnädig in alle Winde verstreut worden, und Ruhe war eingekehrt.
    Bis Nathaniel von dem alten Anführer der Lilienritter rekrutiert worden war und von ihrem Plan erfahren hatte, den Prinzregenten als vatermordenden Wahnsinnigen hinzustellen, um so das englische Volk dazu zu bringen, ihn inmitten des Krieges abzusetzen. Diese Art von Chaos in der Regierung war genau das, was Napoleon benötigte, um die Oberhand zu gewinnen. Und was die Royal Four unter allen Umständen verhindern mussten.
    Koste es, was es wolle.
    Genauso wie es Nathaniels Aufgabe war, den Letzten der Verschwörer zu finden – koste es, was es wolle.
    Doch nichts davon konnte er Willa erklären. Niemals.
    Denn auch wenn die Royal Four zu verhindern suchten, dass die Wahrheit über die Vergangenheit des Prinzregenten ans Licht kam, so fürchteten sie viel mehr, dass ihre eigenen Geheimnisse offenbart wurden. Prinzen und Könige kamen und gingen: gute, schlechte, verrückte. Durch all das, durch das Chaos der Jahrhunderte waren es die Royal Four gewesen, die England an den Klippen vorbeigeführt hatten, die anderen, auch stärkeren Nationen zum Verhängnis geworden waren. Die Vier waren der Grund dafür, dass eine winzige Insel zu einer Weltmacht aufgestiegen war und sich so lange als solche behauptete.
    Dass niemand von ihnen wusste, war ihre Stärke – aber auch ihre größte Schwachstelle. Wie bei der Ferse des Achill, so war auch bei ihnen die Entdeckung das Einzige, was sie zu Fall bringen konnte. Dann hätte England seinen geheimen Schutz aus Ehre und Loyalität ohne Streben nach persönlichem Gewinn verloren.
    Willa beobachtete ihn mit Tränen in den Augen. Ihre

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