Der verruchte Spion
Enttäuschung ging ihm zu Herzen.
»Es tut mir Leid, Wiesenblume. Ich weiß, dass du gehofft hattest, ich könnte es abstreiten. Es tut mir Leid, dass ich dich so enttäuschen muss.« Er fügte sich ins Unvermeidbare. Er fühlte, wie seine vor kurzem gewonnene Zufriedenheit zerrann, wie sein feuriger kleiner Talisman ihn kalt und einsam zurückließ.
Sie blickte zu ihm auf und musterte ihn, als könnte sie nicht entscheiden, welcher Gattung er angehörte. »Sind alle Männer so dumm?«
Nathaniel kniff erstaunt die Augen zusammen, dann schaute er finster. »Du hast zu viel Zeit mit Myrtle verbracht.«
Sie warf beide Hände in die Luft und wandte sich von ihm ab. »Und du hast zu viel Zeit damit verbracht, vor einer Lüge davonzurennen!«
Lüge? Der Flur schien sich für einen Augenblick um ihn zu drehen. Sie konnte nicht meinen, was er glaubte, dass sie meinte. Oder?
»Welche... welche Lüge?«
Sie hielt in ihrer Raserei inne und schaute ihn mit zur Seite geneigtem Kopf an, die Hände in die Hüften gestützt. »Dass du ein Verräter bist.«
Nathaniel wagte nicht, ihren Worten zu große Bedeutung beizumessen. Er stellte sich vor sie, nahm ihre Hände von ihren Hüften und schlang seine Finger um ihre.
Seine Hände waren nicht kalt, aber ihre waren noch wärmer. Gott, sogar ihre Finger wärmten ihn.
Sanft öffnete er ihre Zimmertür und führte sie hinein zu ihrem Bett. Er setzte sich neben sie, ihre Hände noch immer in den seinen.
Mit einem Mal wurde sie ganz weich, lehnte sich an ihn und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. Nathaniel schloss die Augen, legte seinen Kopf auf ihren und sog tief ihren Duft ein. Seine warme, lebendige, nach Jasmin
duftende Willa. Das Zimmer drehte sich um ihn. Die Welt drehte sich, und alles verwandelte sich Stückchen für Stückchen von Falsch in Richtig.
Willa glaubte an ihn. Sie hatte die ganze grässliche Geschichte gehört, hatte gesehen, dass er sie nicht abstreiten konnte, und doch wandte sie sich nicht von ihm ab.
Er wollte sie in die Arme nehmen, sie auf das Bett legen und ihr Haar lösen. Er wollte sie küssen, bis sie nicht mehr atmen, und sich selbst in ihr vergraben, bis sie nicht mehr sprechen konnte.
Aber zuerst musste er es aus ihrem eigenen Mund hören. Nathaniel hielt die Spannung keinen Augenblick mehr aus. »Willa, du vertraust mir immer noch?«
Sie lächelte ihn zärtlich an. »Nathaniel, Liebling. Natürlich vertraue ich dir immer noch. Ich liebe dich, du dummer Kerl.« Sie glaubte ihm. Die Eisenklammer um sein Herz schmolz, und er fühlte sich, als könne er selbst sich in Luft auflösen und davonfliegen. In diesem Augenblick fühlte er sich, als könne er alles erreichen. Mit Willa an seiner Seite war nichts unmöglich.
Einen Moment.
»Du liebst mich?«
Sie neigte den Kopf, und ihr Lächeln wurde weicher. »Ja, Nathaniel Stonewell. Ich liebe dich.«
Dann zog er sie in die Arme, bevor sie auch nur Luft holen konnte.
Willa stockte der Atem bei Nathaniels Drängen, doch dann ließ sie sich in seine starken Arme sinken. Sie hatte so lange auf ihn gewartet, dass sie sich ihm augenblicklich hingab. Ihre Haut brannte unter seiner Berührung.
Sie liebte es, seine Arme fest um sich zu spüren und beinahe vom Bett gehoben zu werden. Sie legte die Hände in seinen Nacken und warf den Kopf zurück.
Nathaniel nutze die Situation sofort und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. Willa fühlte seine Zunge und seine Zähne. Eine Gänsehaut überlief ihren ganzen Körper bis in ihre Zehenspitzen.
»Wirst du jetzt mit mir kopu…« Nein. Halt. »Wirst du jetzt mit mir schlafen?«
Er hob den Kopf und schaute zu ihr herab. »Ja, Wiesenblume. Ich werde jetzt mit dir schlafen. Zweimal. Mindestens.«
Er zog sie an sich heran und küsste ihre Brüste am Saum ihres Ausschnitts.
Sie erbebte und presste in freudiger Erwartung die Schenkel zusammen. »Zweimal. Oh Gott. Ist das denn möglich?«
Wieder hob er den Kopf und grummelte: »Willa, Wiesenblume, bitte halt jetzt den Mund.«
Und dann küsste er sie.
Er küsste sie, bis sie nicht mehr atmen konnte, bis ihr Herz raste und ihre Knie ganz schwach wurden, bis ihr Inneres dahinschmolz wie warmes Wachs.
Nathaniel konnte gar nicht genug von seiner außergewöhnlichen kleinen Landhexe bekommen. Sie hielt jedes Versprechen, das ihr ungezügelter Kuss auf der Landstraße ihm gegeben hatte. Süß, heiß, freigebig und eine sehr schnelle Schülerin.
Willa ließ ihre Finger von seinem Nacken in seine Haare
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