Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln
Nachkommen der Rhodenbergs mehr geben sollte.«
Jakob begreift: »Ritter Rhodenberg hatte also Kinder! Er kann gar nicht so rasch nach Dorotheas Entführung aus Gram gestorben sein!«
»Genau so ist es«, bestätigt der Reporter.
»Dann leben die Nachkommen Ritter Rhodenbergs womöglich unter uns«, freut sich Laura. »Vielleicht ja sogar hier in der Stadt.«
»Unwahrscheinlich«, entgegnet Uli Unkenthal. »Der Name stand auf einer Passagierliste. Und zwar der ›Grünen Berta‹. Ein Auswandererschiff. Sein Ziel war England.«
»Dann leben sie ja vielleicht in England«, sagt Laura. »Da müsste man Rhodenbergs ja besonders leicht finden!«
»Tja, leider verliert sich da die Spur. Denn häufig änderten Auswanderer ihre Namen und passten sie der neuen Kultur an. Bei der Auswanderung nach Amerika wurde aus einem Herrn Krobowsky schnell mal ein Mister Crob.«
»Verstehe«, sagt Laura. »Das macht die Sache kompliziert.«
»Aber immerhin geht die Geschichte nicht so traurig aus, wie wir dachten«, freut sich Jakob.
Laura und Jakob verabschieden sich. Doch noch während sie auf dem Weg zur Tür sind, fragt Jakob, einer plötzlichen Eingebung nachgehend: »Haben Sie auch Neuigkeiten zu dem verschwundenen Weihnachtsengel?«
»Nur noch eine Frage der Zeit. Die Polizei hat eine heiße Spur«, erklärt der Reporter zu Jakobs und Lauras Überraschung.
»Ach ja?« Laura tritt nun wieder näher an Uli Unkenthals Tisch. »Was denn für eine heiße Spur?«
»Na, die kleine Emily Binsenmann hat den Dieb gesehen«, erklärt Uli Unkenthal, während er schon wieder seine Königsberger Klopse in sich hineinschaufelt. »Gerade als er weglief. Die Polizei muss den Kerl jetzt nur noch schnappen.«
Ist die Polizei auf einer heißen Spur?
B eim Frühstück nagt Laura lustlos an ihrem Brötchen. Sie ist ganz offensichtlich schlechter Stimmung, obwohl sich Mama und Papa so viel Mühe mit dem gemeinsamen Familienfrühstück gemacht haben. Der Tisch ist mit dem Festtagsgeschirr gedeckt, es gibt gekochte Eier, Obst und süße Brötchen.
Jakob hingegen ist bestens gelaunt. »Was ist los mit dir, Laura?«, fragt er. »Jetzt wird doch alles gut. Emily hat den Dieb gesehen, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis …«
»Was soll die schon gesehen haben?«, fällt Laura Jakob barsch ins Wort.
Jakob schaut Laura verständnislos an.
»Emily ist vier Jahre alt!«, erklärt Laura die Lage.
»Ach, du kennst sie?«, wundert sich Jakob.
Laura presst die Lippen aufeinander. »Ihre Schwester Marina geht in meine Klasse«, sagt sie schließlich in einem Tonfall, der Jakob eigentlich klarmachen sollte, dass sie nicht weiter über das Thema sprechen möchte.
»Laura und ich fahren nachher noch einmal in die Stadt, um nach einem Kleid zu gucken«, versucht Mama, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken.
Aber Jakob versteht nicht. Arglos hakt er bei Laura nach: »Wenn du Emily kennst, könnten wir sie doch einfach fragen, wen oder was sie gesehen hat!«
Lauras Antwort ist ein kurzes und unfreundliches »Nein«.
Papa schaut erschrocken von seinem Müsli auf. »Aber Laura, was für eine Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«, fragt er. Aber Mama tätschelt Lauras Arm. »Sie ist nur nervös, weil wir immer noch kein Kleid haben«, behauptet sie.
Nach dem Frühstück machen sich Laura und Mama bereit für die Fahrt in die Stadt. Jakob beschließt, sich im Auto mitnehmen zu lassen. Er muss noch Weihnachtsgeschenke besorgen und geht zum Kaufhaus. Als Jakob das Erdgeschoss durchstreift, muss er die ganze Zeit an Laura denken. Auch hat er noch keine Idee, nach was er eigentlich sucht. Und so scheint es all den anderen Kunden ebenfalls zu gehen, die sich durch die Gänge drängeln. Gedankenverloren bleibt er mitten in der Menge stehen. Erst nach einer Weile bemerkt Jakob, dass ihn jemand am Ärmel zupft. Es ist Ronnie. »Hey, hallo! Auch auf Geschenkesuche?«, fragt er und lacht.
Jakob freut sich, Ronnie zu sehen. »Ich wollte gerade aufgeben«, sagt er.
»Du siehst so nachdenklich aus. Was ist denn los?«, will Ronnie wissen.
»Ach nix. Nur dass meine Schwester spinnt«, erklärt Jakob.
»Ach so! Das tun Schwestern doch immer«, sagt Ronnie und lacht.
»Nein, eigentlich nicht«, nimmt Jakob Laura in Schutz. Er zieht Ronnie aus dem Gewühl einen Schritt beiseite und erzählt von seinem Gespräch mit Laura. »Ich verstehe nicht, warum sie Marina nicht fragen will. Sie geht doch in dieselbe Klasse!«, fasst Jakob seine
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