Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln
einfach stehen lassen. Aber er reißt sich zusammen und wechselt mit Ronnie nur einen vielsagenden Blick.
»Es heißt, deine Schwester hat den Dieb des Weihnachtsengels gesehen?«, schaltet sich nun Ronnie ein.
»Darüber darf ich nicht reden … Alles topgeheim«, antwortet Marina und wendet sich von den Jungen ab.
Aber Ronnie lässt nicht locker. »Aber es ist doch schon jemand verhaftet worden aufgrund der Zeugenaussage«, lügt er. Marina dreht sich mit überraschtem Gesichtsausdruck zurück zu Ronnie. »Das wundert mich aber«, sagt sie. »Emily hat doch eigentlich fast nichts gesehen. Sie ist doch nur in den Mann hineingelaufen. Sie hat ja gerade mal erkennen können, dass er den Engel in einer Einkaufstüte wegtrug und einen blauen Mantel anhatte. Auf den hat sie nämlich bei dem Zusammenstoß ihre Pommes mit Ketchup und Mayo gekleckert!«
Jakob kann sich das Grinsen nur mit Mühe verkneifen. Diese Marina scheint nicht gerade die Gescheiteste zu sein, wenn sie auf diesen billigen Trick hereinfällt, denkt er. Ronnie bleibt vollkommen cool. »Hm. Na ja, vielleicht irre ich mich auch«, sagt er nur.
Erst als Jakob und Ronnie außerhalb Marinas Hörweite sind, lachen sie prustend los.
Werden Jakob und Ronnie den Dieb im blauen Mantel finden?
J akobs Ritterburg nimmt erkennbare Formen an. Mittlerweile steht der Wehrturm, auch die Außenmauern sind fertig. Eigentlich fehlt nur noch der Bergfried mit seinen Wachtürmen.
Frau Krause ist begeistert. »Ich habe mir überlegt«, sagt sie zu Ronnie und Jakob, »es wäre doch schön, wenn wir die Burg ausstellen könnten, wenn ihr einverstanden seid. Da dieses Jahr der Weihnachtsengel verschwunden ist, sähe das Podest in der Kirche ohnehin etwas leer aus.«
Jakob und Ronnie sind geschmeichelt. Allerdings sind sie von ihrem Ergebnis mittlerweile selbst sehr überzeugt. Sie haben so sorgfältig gearbeitet, dass alle Mauern hundert Prozent passen. Die Fassade der Burg wollen sie, sobald alles fertig ist, mit Nüssen und kleinen Keksen schmücken. Dann müssen nur noch Fenster und Tore mit dem weißen Zuckerguss aufgemalt werden. Da ihnen aber die Zeit davonrennt, verabreden sie, dass Jakobs Mama die Burg morgen abholt, damit sie bis zum 23. Dezember noch intensiv bei Jakob zu Hause daran arbeiten können.
Nach der Schule ziehen die beiden Jungen gemeinsam zum Weihnachtsmarkt. Jakob hat noch kein Geschenk für Laura, Ronnie fehlt noch eines für seine Oma. Aber sie werden nicht fündig. Die meisten Dinge gefallen ihnen nicht oder sind einfach zu teuer. Ronnie ist schon ganz verzweifelt. »Oh nein, ich möchte bitte nicht noch den Rest des Tages nach einem Geschenk suchen, das macht überhaupt keinen Spaß«, jammert er. Jakob geht es genauso. Erschöpft setzen sie sich auf den Rand des Denkmals. Da hat Jakob eine Idee. »Wir können ja noch im Dies-und-Das-Shop gucken«, schlägt er vor. »Da gibt es allerdings ziemlich viel Gerümpel.«
»Wenn der Laden nicht weit weg ist, dann los«, sagt Ronnie.
Als sie den Laden betreten, sieht sich Jakob überrascht um. Offenbar hat Gerd Bröhn ordentlich geputzt und alle Gegenstände halbwegs sortiert. In einem Regal stehen Gläser, Teller und Tassen, in einem anderen Bücher und alte Langspielplatten.
Weiter hinten im Laden geht dann aber wieder alles durcheinander. »Wie Kraut und Rüben«, flüstert Jakob.
Aber Ronnie ist begeistert. »Das ist doch total super!«, ruft er.
Herr Bröhn, der Ronnies Begeisterung gehört hat, tritt näher. »Kann ich euch helfen? Sucht ihr Weihnachtsgeschenke?«
»Vielleicht«, winkt Jakob ab. Er möchte heute keine exotischen Wollstrümpfe und Holzklötze angepriesen bekommen.
Ronnie stürzt sich hingegen munter auf die Grabbelkisten. Seine Augen leuchten, als würden wahre Schätze vor ihm liegen.
Aus einer der Kisten zieht er einen blauen Wecker mit Ziffernblatt hervor und betrachtet ihn glückstrahlend von allen Seiten.
Jakob wirft einen kurzen Blick auf den Wecker. »Der ist kaputt«, sagt er. »Siehst du nicht, dass er rückwärts geht?« Und tatsächlich: Die Zeiger bewegen sich nicht im Uhrzeigersinn, sondern linksherum.
Aber Ronnie lässt sich von seiner Begeisterung nicht abbringen. »Das ist ja gerade das Tolle!«, ruft er. »Damit ist es das ideale Geschenk für meine Oma. Die sagt nämlich immer, dass früher alles besser war!«
Jakob lacht. »Unter diesen Umständen ist es wirklich perfekt.« Dann findet auch Jakob etwas. In eine Kiste mit Elektrokabeln hat sich
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