Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln
Überlegungen zusammen.
»Puh! An der Stelle deiner Schwester würde ich Marina auch nicht unbedingt fragen!«, sagt Ronnie.
Jakob runzelt die Stirn. »Häh, warum? Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen?«
Ronnie wird verlegen. Es ist deutlich, dass er nur ungerne weiterspricht. »Ach weißt du, diese Marina kann ganz schön fies sein …«, erklärt er.
Jakob wird langsam ungeduldig. »Wie meinst du das? Jetzt rück endlich raus mit der Sprache!«
»Soweit ich gehört habe, soll sie nicht besonders nett zu Laura gewesen sein. Zumindest erzählt man sich das so«, sagt Ronnie.
Es fällt Ronnie sichtlich schwer, die richtigen Worte zu finden. Hilflos schaut er sich um. »Sie hat sie wohl einen hässlichen Trampel genannt«, erklärt er dann mit leiser Stimme.
Jakob bleibt die Spucke weg. »Hässlicher Trampel?« In Jakobs Kopf überschlagen sich die Gedanken. Wie kann man nur so gemein sein? Und warum hat Laura ihm nichts davon erzählt?
»Ich weiß überhaupt nicht, wie sie darauf kommt!«, versichert Ronnie. »Deine Schwester ist doch wirklich hübsch!«
»Na ja, immerhin ist mir jetzt einiges klarer«, seufzt Jakob, als er sich wieder gefasst hat. Er beschließt, am Abend mit Laura über diese Marina zu reden. Zuvor will er aber nun doch noch die Weihnachtsgeschenke besorgen. Gemeinsam mit Ronnie macht er sich auf die Suche. Schließlich kauft er – genau wie Ronnie – Badesalz für Mama. Für Papa gibt es – genau wie für Ronnies Papa – einen schönen Kalender mit Katzenbildern. »Ganz schön praktisch, zu zweit einzukaufen. So geht das ja viel schneller«, freut sich Jakob.
»Das machen wir jetzt am besten jedes Jahr so«, lacht Ronnie.
Zufrieden fährt Jakob mit dem Bus nach Hause. Laura ist noch nicht da. Erst am Abend kommt sie erschöpft mit Mama zurück. Ein Kleid haben sie nicht gefunden, Lauras Laune ist noch mieser als am Morgen.
Nach dem Abendessen besucht Jakob seine Schwester in ihrem Zimmer. Laura liegt auf ihrem Bett und starrt an die Decke. Vorsichtig setzt sich Jakob zu ihr auf die Bettkante.
»Kann es sein, dass es einen besonderen Grund gibt, weswegen du Marina nicht nach Emily fragen willst …?«, fragt Jakob.
Laura fährt sofort in die Höhe. »Wer erzählt denn so was? Völliger Quatsch!«
Aber Jakob lässt sich nicht aus dem Konzept bringen. »Du brauchst es mir nicht sagen, ich weiß es ja schon«, erklärt er ruhig.
Da fängt Laura an zu weinen. Erst ist es nur ein kleines Schluchzen, dann kullern ihr die Tränen ungehemmt über die Wangen. Jakob nimmt seine Schwester fest in den Arm.
»Sie war so fies zu mir. Beim Staffellauf. Ich hab die Staffelübergabe verpatzt und wir haben verloren«, stößt Laura unter Tränen hervor. »Da hat sie … da hat sie … mich beschimpft.«
Laura versagt die Stimme. Erst nachdem sie sich etwas beruhigt hat, kann sie weitersprechen:
»Aber jetzt soll sie mal sehen. Schließlich haben sie mich als Weihnachtsengel genommen … So etwas wird sie nie wieder sagen! Niemand wird jemals wieder so etwas sagen!«
Jakob streicht Laura die Tränen von den Wangen. »Du hast dich nur beworben, um irgendeiner Marina etwas zu beweisen?«, fragt er. Jakob weiß genau, wie heftig Beleidigungen schmerzen können, auch wenn sie völlig aus der Luft gegriffen sind. Aber dass seine Schwester sich die Beschimpfung einer Klassenkameradin so zu Herzen nimmt, schmerzt und ärgert ihn sehr.
»Ich wollte allen zeigen, wie schön ich als Weihnachtsengel sein kann«, schluchzt Laura.
Jakob schüttelt energisch den Kopf. »Du musst niemandem etwas beweisen. Nur dir selbst!«
Laura starrt mit tränenverhangenem Blick vor sich hin. Dann greift sie zum Taschentuch und schnäuzt sich. »Ich mach es ja auch gerne«, sagt sie schließlich.
»Dann vergiss diese Marina und leg deinen Auftritt so toll und wunderbar hin, wie es nur möglich ist!«, sagt Jakob.
Werden Jakob und Laura Marina morgen nach dem Dieb fragen?
B eim heutigen Sonntagsfrühstück zündet Papa feierlich die dritte Kerze des Adventskranzes an. »Wie die Zeit vergeht«, sagt Mama. »In einer Woche ist ja schon der Traditionsadvent. Und einen Tag später Weihnachten!«
»Hast du dir denn jetzt ein Kleid ausgesucht?«, will Jakob von Laura wissen.
»Ja, wir haben es im Internet bestellt«, sagt Laura. »Ich hoffe nur, dass es auch passt. Zeit zum Umtausch haben wir nämlich nicht.«
»Apropos keine Zeit«, sagt Papa. »Wir müssen gleich ins Geschäft. Unsere Winterwunderlandtorte ist
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