Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln
eine kleine Schmuckdose verirrt. Sie ist silbern, auf ihrem Gehäuse sind Perlmuttplättchen, Muscheln und bunte Steine aufgeklebt. Das Innere ist mit tiefblauem Samt ausgelegt. Die Dose ist wunderschön.
»Das könnte Laura gefallen«, freut sich Jakob.
Doch Gerd Bröhn nimmt ihm die Dose aus der Hand und drückt sie sich an die Brust, als würde er sie nie mehr hergeben wollen. »Diese Dose gehörte einmal einer hochadeligen Prinzessin«, erklärt Herr Bröhn.
Jakob verdreht die Augen. »Das glaube ich kaum. Gibt es darüber vielleicht einen Nachweis?«, fragt er.
»Aber sicher«, sagt Herr Bröhn. Dann nimmt er ein Stück Papier, auf dem er »Diese Dose ist nachweislich sehr wertvoll. G. Bröhn« schreibt. »Hier, dein Zertifikat«, sagt er.
Ronnie lacht. »Du solltest zugreifen. Kauf sie«, sagt er.
Glücklicherweise bekommt Jakob die Dose trotz des Zertifikats zu einem Spottpreis. Auch Ronnie muss für seine Uhr nicht viel bezahlen.
»Da wir so viel gespart haben, können wir ja auf dem Weihnachtsmarkt einen kandierten Apfel essen«, schlägt Ronnie vor.
Jakob ist einverstanden. »Das ist eine gute Idee. Aber ich möchte auch aus einem anderen Grund zum Markt zurück.«
Ronnie ahnt, warum. »Du willst nach einem Mann mit einem blauen Mantel Ausschau halten, habe ich recht?«
»Nein, stimmt nicht!«, sagt Jakob und lacht über Ronnies verdutztes Gesicht. »Männer mit blauen Mänteln gibt es viel zu viele! Ich will nach einem Mann Ausschau halten, der im Idealfall die Reste eines dicken Ketchup-Mayoflecks auf seinem blauen Mantel hat!«
Ronnie schlägt sich vor die Stirn. »Mensch! Nicht schlecht! Schlau gedacht!«
Also schlendern Jakob und Ronnie zurück zum Markt. Ronnie kauft sich einen kandierten Apfel und Jakob Zuckerwatte. Sobald sie einen Mann im blauen Mantel sehen, laufen sie ihm hinterher, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen. Zum Glück scheint dies die meisten Blaumantelträger nicht zu stören. Nur ein Mann scheucht Jakob und Ronnie verärgert fort.
Nachdem Jakob und Ronnie mindestens zehn blauen Mänteln gefolgt sind, machen sie eine Pause. »Puh! Ist dir schon mal aufgefallen, dass Blau eine echt beliebte Mantelfarbe ist?«, fragt Ronnie.
Jakob ächzt. »Ja, das Gefühl habe ich auch. Ich glaube, sogar mein Papa hat einen blauen Mantel.«
»Und hat der Mantel einen Fleck?« Ronnie grinst. »Dann könnten wir uns sehr viel Zeit sparen!«
Nachdenklich betrachtet Jakob den Markt, den Himmel und dann die Menschen, die sich um sie herum durch die Gänge schieben. »Ich glaube, wir haben einen Denkfehler gemacht«, sagt er schließlich. »Derjenige, der einen Fleck auf dem Mantel hatte, hat ihn mittlerweile bestimmt nicht mehr.«
»Ja, wahrscheinlich wurde der Mantel einfach in die Waschmaschine gesteckt«, bestätigt Ronnie. »Allein schon, damit man ihn anhand des Flecks nicht als Dieb überführt.«
Jakob lässt betrübt den Kopf hängen. »Dann haben wir jetzt wieder überhaupt keine Spur mehr, oder?«
Gibt es wirklich keine Spur mehr?
H eute kommt Mama nach Schulschluss mit dem Auto vorbei, um die Ritterburg von der Schule sicher nach Hause zu bringen. Doch die Burg ist derart gewachsen, dass sie nicht mehr so leicht zu transportieren ist. Ronnie hilft, sie aus dem Gebäude zu schleppen. Nachdem Mama sie auf den Rücksitz gewuchtet hat, ist das Auto voll. Jakob und Laura können nicht mehr mitfahren und gehen zur Bushaltestelle.
»Bis später!«, verabschiedet sich Jakob von Ronnie. Denn die beiden haben verabredet, am Nachmittag gemeinsam weiter an der Burg zu arbeiten.
Zu Hause finden Jakob und Mama keinen geeigneten Platz, um die Burg sicher aufzustellen. Am Ende bleibt ihnen nichts anderes übrig, als den Couchtisch im Wohnzimmer freizuräumen.
»Wenn wir jetzt abends alle zusammen fernsehen wollen, müssen wir immer über die Türme und Zinnen gucken«, lacht Jakob.
»Ist ja nur für eine Woche«, sagt Mama. »Hauptsache, die Burg wird fertig. Toll sieht sie auf jeden Fall schon mal aus!«
Jakob freut sich über Mamas Lob. Er kann es kaum erwarten, mit Ronnie die letzten Bauarbeiten vorzunehmen.
Als Ronnie am Nachmittag erscheint, fangen sie sofort an. Mama ist bereits wieder auf Achse. Laura gesellt sich zu den Jungs ins Wohnzimmer und bastelt an ihren Weihnachtsengeln. »Ihr habt es gut«, meckert sie. »Ihr seid zu zweit. Ich muss alles alleine machen.«
Zu Jakobs Überraschung betrachtet Ronnie interessiert Lauras Bastelarbeit. Nachdem Laura ihm erklärt
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