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Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln

Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln

Titel: Der verschwundene Weihnachtsengel: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Wimmer
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hat, dass sie die Engel am Traditionsadvent verteilen will, sagt Ronnie: »Wenn wir mit der Burg fertig sind, können wir dir ja helfen.« Jakob traut seinen Ohren nicht! Ist das nicht ein bisschen viel Freundlichkeit? Vor einem halben Jahr hat sich Ronnie noch köstlich amüsiert, als er heimlich die Rasensprenger auf dem Sportplatz einschaltete und Lauras Klasse kreischend vom Platz flüchten musste!
    Doch bevor Jakob eine Bemerkung dazu machen kann, klingelt es an der Tür. Es ist der Paketbote mit einem Päckchen, das er Laura aushändigt. Sogleich reißt sie es ungeduldig auf. Mit einem beglückten Lächeln zieht sie ein rüschenbesetztes Riesenetwas heraus und hält es sich gegen den Körper. Laura strahlt. Jakob hingegen muss schlucken.
    Das Kleid sieht fürchterlich aus. Es hat übergroße Puffärmel und wirkt durch das Übermaß an Rüschen aufgeplustert wie ein Sahnebaiser. Der untere Teil steht auf bizarre Weise ab, als hätte man einen Metallring in den Saum genäht.
    »Wie findet ihr es?«, fragt Laura.
    »Puh! … Schwer … äh … zu sagen«, stammelt Jakob.
    Auch Ronnie scheint von dem Kleid nicht begeistert zu sein. »Du müsstest es vielleicht mal anprobieren«, empfiehlt er.
    Laura scheint Jakobs und Ronnies kritische Blicke nicht zu bemerken. Freudig rauscht sie ab, um in das Engelkleid zu schlüpfen.
    Ronnie kramt derweil in seinem Rucksack. Er holt einen kleinen Pappkarton hervor. Jakob guckt neugierig, aber Ronnie will ihm nicht zeigen, was sich darin befindet. Als er Lauras Schritte im Flur hört, springt Ronnie auf, huscht blitzschnell zur Tür, streckt sich und stellt den geöffneten Karton oben auf den Türspalt. Jakob schaut ihm entsetzt dabei zu. Erst nach einer Schrecksekunde gelingt es ihm, sich aus seiner Starre zu lösen.
    Hatte er es nicht geahnt? Ronnie war nur freundlich zu Laura, um ihr jetzt einen gemeinen Streich zu spielen! Gleich, wenn sie die Tür aufschiebt, werden der Karton und sein Inhalt auf sie niederregnen. Wie gemein!
    Jakob stürzt zur Tür – aber zu spät! Laura hat die Klinke bereits in der Hand und tritt ins Zimmer. Jakob sieht noch, wie der Karton ins Wackeln gerät. Im nächsten Moment ergießen sich über Laura Tausende winzige Glitzersternchen.
    Laura kreischt. Erst vor Schreck, dann vor Vergnügen. Ronnie lacht. Sehr, sehr langsam beginnt auch Jakob zu lachen. »Und ich dachte schon …«, ächzt er.
    Ronnie strahlt. »Der Streich ist mir gelungen, oder?«
    »Was für eine nette Überraschung«, jauchzt Laura.
    Fröhlich kommt sie ins Zimmer getanzt. Als sie sich ausgelassen im Kreis dreht, rieseln die Sternchen aus ihrem Haar glitzernd zu Boden. Laura dreht und dreht sich, das Rüschenungeheuerkleid kreiselt wie ein wild gewordenes Zirkuszelt. Doch nach der fünften Drehung wird Laura schwindelig. Sie kippt zur Seite. Jakob und Ronnie springen ihr sofort zu Hilfe. Doch sie können nicht verhindern, dass Laura stürzt. Für ihren Aufprall wählt sie dummerweise den Couchtisch. Zum Glück bleibt sie unverletzt. Aber der Westflügel des eben aufgebauten Bergfrieds ist zerstört.
    Jakob treten für einen kurzen Augenblick Tränen in die Augen, als er die Verwüstung sieht. Doch dann wendet er sich wütend zu Laura.
    Am liebsten würde er ihr seine Meinung sagen. Nämlich dass sie unglaublich, unerhört, einmalig und superdämlich ungeschickt ist. Doch dann denkt er an Marina, die seine Schwester wegen eines verlorenen Staffelstabs so gemein beschimpft hatte. Er schluckt die bösen Worte, die ihm auf der Zunge liegen, herunter. Laura ist vor Schreck ganz bleich im Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrt sie auf die Burg, dann auf ihr Kleid. Am Ärmel hat es einen großen lebkuchenfarbenen Fleck.
    »Das kann doch alles nicht wahr sein«, murmelt sie verzweifelt.
    »Hey Leute, ist doch alles nicht so schlimm!«, ruft Ronnie vermittelnd. »Davon geht die Welt nicht unter.«
    Laura widerspricht: »Doch, das tut sie!« Jakob macht ein bedröppeltes Gesicht, als würde er Laura beipflichten.
    »Quatsch, die Burg bauen wir wieder auf und dein Kleid kommt in die Waschmaschine!«, sagt Ronnie und klopft Laura munter auf die Schulter.
    In diesem Moment kommt Jakob wieder richtig zu sich. Er atmet tief durch. »Ronnie hat recht. Niemandem ist der Kopf abgefallen. Es geht nur um eine Burg und ein Kleid«, sagt er. Dabei klingt er, als spräche er in erster Linie zu sich selbst.
    Auch Laura hat den ersten Schrecken überwunden. »Ich helfe euch natürlich«, sagt sie

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